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Mülheim. Auf intensive Seelsorgegespräche und auf viele Gottesdienste in der Krankenhauskapelle blickt Pfarrerin Heike Rödder zurück, wenn sie nach sechs Jahren die Krankenhausseelsorge verlässt. Krankenhausseelsorgerin Heike Rödder muss Abschied nehmen vom Kirchenkreis An der Ruhr, nach sechs Jahren endet ihre Dienstzeit „mit besonderem Auftrag“.

Um das Abschiednehmen ging es auch in vielen Seelsorgegesprächen, die sie in den vergangenen Jahren auf den Stationen des Evangelischen Krankenhauses Mülheim geführt hat. Da war zum Beispiel die hochbetagte Dame, die ein Gesprächsangebot zuerst rigoros ablehnte, „aber ein Wort gab das andere und so kamen wir dann doch mit einander ins Gespräch“, erinnert sich Heike Rödder. „Sie sind mir ja eine ganz Ausgefuchste“, honorierte die Patientin die Hartnäckigkeit der Seelsorgerin – und kam schließlich ins Reden. Es ging um das Abschiednehmen von Aufgaben in der Familie, vom Da-Sein für Kinder und Enkelkinder, und schließlich auch um neue Perspektiven. „Absolut bereichernd sind solche Gespräche“, blickt Heike Rödder auf die Zeit in der Krankenhausseelsorge zurück. Wichtig ist der Theologin, dabei aus spirituellen Quellen zu schöpfen. „Gebete und Rituale werden von Vielen als hilfreich empfunden und werden immer wieder nachgefragt“. Auch die regelmäßigen Gottesdienste in der Krankenhauskapelle erlebte die Pfarrerin oft als Kraftquelle für alle Beteiligten.

Dass sich Seelsorgerinnen und Seelsorger auf den Stationen den einen oder anderen „Korb“ holen, gehört für Heike Rödder dazu. „Freiwilligkeit ist Voraussetzung, die Patienten müssen ein Seelsorgeangebot auch ablehnen können.“ Oft werden sie jedoch auch gerufen. „Manchmal auf die Intensivstation, drei mal am Tag.“

Die Arbeit in einer Institution wie dem 600-Betten-Krankenhaus in der Mülheimer Innenstadt war der Pfarrerin nicht ganz fremd, als sie 2009 nach Mülheim kam. Zuvor war sie schon acht Jahre als Gefängnisseelsorgerin in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach tätig. Eine weitere Station ihres Dienstes war die Kirchengemeinde Langenfeld, die einen besonderen Schwerpunkt in der Arbeit für Menschen mit Behinderung hatte. Dort leitete Pfarrerin Rödder gemeinsam mit einer Psychiaterin ein Psychoseseminar für Menschen mit Psychiatrieerfahrung. „Hier konnten Erkrankte, Angehörige und beruflich Tätige einander in einem ganz neuen Umfeld wahrnehmen.“

Perspektivwechsel sind Pfarrerin Rödder wichtig, deshalb engagiert sie sich auch im interreligiösen Dialog, arbeitet im Vorstand der christlich-jüdischen Gesellschaft an ihrem Wohnort Wuppertal mit. „Ich möchte gerne das interreligiöse Gespräch vorantreiben und zum Frieden zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen beitragen“, sagt sie und nimmt für die Zukunft einen Bonner Masterstudiengang in den Blick, „die ,interreligiösen Studien‘ wären eine interessante Option.“ Für einen weiteren Zukunftsplan hat sie schon erste Fäden aufgenommen: eine eigene Praxis für Supervision und Coaching. Aus der Dienstzeit „mit besonderem Auftrag“ wechselt Pfarrerin Rödder jetzt in den Wartestand und ist von dort aus offen für neue Perspektiven. Der Gemeindedienst könnte eine davon sein: „Ich würde gerne wieder KiTas besuchen und Angebote für Menschen aller Generationen machen.“

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