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Das Naturdenkmal Kaisers Buche in Moers-Schwafheim am Heideweg muss jetzt gefällt werden (Foto: Kreis Wesel)

Moers. Mit einem Stammumfang von über 7 m und einem Alter von ca. 500 Jahren ist die Kaisers Buche in Moers-Schwafheim einer der stärksten Bäume seiner Art in NRW und der wohl stärkste im Rheinland. Jahrzehnte lang wurde sie zuerst durch die Stadt Moers und anschließend durch den Kreis Wesel betreut und musste zuletzt intensiv gepflegt und gestützt werden. Jetzt hat eine Überprüfung ergeben, dass der Baum nicht mehr erhalten werden kann. Die Ära des Flaggschiffes unter den Naturdenkmalen im Kreis geht zu Ende. Die Kaisers Buche muss jetzt gefällt werden.

Die Fällung ist in Auftrag gegeben und wird am Montag, 10. August, ab 8 Uhr von einer fachkundigen Baumpflegefirma durchgeführt. Bis dahin kann man noch ein Erinnerungsfoto machen.

Die „Kaisers Buche“ ist seit 1938 als Naturdenkmal festgesetzt. Die Rotbuche ist ein ehemaliger Kopfbaum, der in früheren Zeiten regelmäßig im Rhythmus von ca. 40 Jahren gekappt und dessen Schnittgut als Brennholz genutzt wurde.1944 wurde der Baum im „Heimatkalender für den Kreis Moers“ erwähnt und abgebildet. Sein Umfeld bestand damals noch aus Wiesen- und Ackerflächen. Inzwischen ist der Baum ringsum von Wohnbebauung umgeben.

Seine Pflege erfolgte zunächst durch Mitarbeiter des Moerser Grünflächenamtes. Baumöffnungen wurden mittels Beton „plombiert“ und die Kronenäste mit Drahtseilen gesichert. Nachdem der Kreis Wesel als Untere Landschaftsbehörde die Betreuung der Naturdenkmale übernommen hatte, wurde in 1988 wegen des starken Kronenvolumens und einer gerissenen Drahtseilverbindung die Stand- und Bruchsicherheit überprüft. 1991 wurden erstmalig baumschonende Kronensicherungsgurtbänder eingebaut, die ein verletzungsfreieres Anbringen der Kronensicherungsseile ermöglichten. Im selben Jahr ging der erste Preis der NRW-Stiftung bei dem Wettbewerb „Liebenswerte, alte Bäume im Ruhrgebiet“ an die Klasse 6a des Gymnasiums in den Filder Benden aus Moers, die ein Plakat mit der „Kaisers Buche“ entworfen hatte.

In den Folgejahren schritt der Alterungs- und Zersetzungsprozess voran. Der Stammkopf mit den überlastigen Kragarmen konnte die schwere Last der breiten Krone nicht auf Dauer halten. Erneute Gutachten wurden erforderlich und in den 90er Jahren wurden dann Baumstützen angebracht.

2001 wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme (Presse, Fernsehen) eine erneute Überprüfung der Stand- und Bruchsicherheit vorgenommen. Die Windlast wurde mittels Drahtseil und Greifzug mit Messsonde am Baum simuliert und anhand von Dehnungs- und Neigungsmessgeräten am Stamm direkt gemessen. Damals wurde festgestellt, dass der Baum ohne die Stützen nicht mehr ausreichend bruchsicher war. Die Tragfähigkeit hatte innerhalb von nur sieben Jahren um 50 % abgenommen.

Seit 2010 wurde mit zum Teil erheblichem Aufwand versucht, die enorme Kronenlast nachhaltig abzufangen und zu sichern. Mit der aktuellen gutachterlichen Stellungnahme vom Sommer 2015 sind an den tragenden Stammteilen Restwandstärken von nur noch 5 bis 10 cm festgestellt worden. Damit wird die Buche ihre eigene Last nicht mehr länger tragen können. Auch zusätzliche Stütz- und Sicherungsmaßnahmen reichen nicht aus, um den Baum dauerhaft zu erhalten. Mit dem Gutachten wird damit eine traurige und für viele wahrscheinlich unfassbare Tatsache bestätigt: Die Kaisers Buche ist nicht mehr zu retten.

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