Anzeigen

Mülheim. Das Flüchtlingsreferat im Kirchenkreis An der Ruhr bekommt in diesen Tagen Verstärkung. Dennis Ginzburg ist zusätzlicher Ansprechpartner für die Beratung rund um Aufenthaltsfragen von Flüchtlingen. Er wird ein eigenes Büro an der Styrumer Augustastraße beziehen.

Als „Universalansprechpartner im Asyldschungel“ versteht der Sozialwissenschaftler seinen Job. Rat und Hilfe für Mülheimer mit Migrationshintergrund zu organisieren, ist nicht neu für den 34-Jährigen. Seit 2009 ist er mit halber Stelle im Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werks tätig. „Dort berate ich junge Menschen zwischen 12 und 27, die schon einen Aufenthaltsstatus haben“, erklärt Dennis Ginzburg. Nun kommt für ihn eine halbe befristete Stelle im Flüchtlingsreferat hinzu. „Hier bin ich für Menschen jeden Alters da und helfe dabei, überhaupt erst den Aufenthalt zu sichern – insofern das gesetzlich möglich ist.“ Dabei können die Übergänge zwischen beiden Tätigkeiten auch fließend sein. Ganz großartig findet es Dennis Ginzburg, dass sich beide Jobs bisweilen praktisch ergänzen.

Ganz gleich, ob Flüchtlingsberatung oder Jugendmigrationsdienst: „Wichtig ist, dass die Klienten sich verstanden fühlen. Sie sollen uns vertrauen können. Vertrauen ist unsere Währung“, erklärt der neue Berater sein Selbstverständnis. „Und letztlich teilen beide Aufgaben die gleiche biblische Grundlage, nämlich eine Willkommenskultur zu schaffen.“ Sein eigener Lebensweg, geboren ist Dennis Ginzburg in Usbekistan und aufgewachsen in Russland, macht es ihm leichter, die Situation der hier Neuankommenden zu verstehen. Und er möchte den Ratsuchenden Mut machen, sich möglichst wenig mit Fremdheitsgefühlen zu belasten. Dabei findet er einen Satz von Oberbürgermeisterhin Mühlenfeld wegweisend: „Fühlen Sie sich als Mülheimer!“, hatte die OB den Zugezogenen mit auf den Weg gegeben.

Doch Integration ist kein Selbstläufer für die Neu-Mülheimerinnen und –Mülheimer. Darüber macht sich Dennis Ginzburg keine Illusionen: „Integration ist ein wahrer Marathonlauf, da kann man nicht nach 20 Kilometern aufhören“. Trotz aller Mühe, die die lange Strecke mit sich bringt, lohnt es sich für ihn immer wieder aufs Neue an den Start zu gehen: „Wo verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, gibt es immer auch einen Gewinn für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen, die Chance sich persönlich weiterzuentwickeln.“

Eine große Herausforderung sieht der Sozialwissenschaftler in seiner neuen Arbeitsstelle: „Die Klienten kommen hierher und hoffen, dass sie gehört und ernst genommen werden und natürlich hoffen sie auch, dass sie Hilfe bekommen. Ihnen gegenüber fühle ich mich in der Pflicht.“ Dabei will und kann der Berater seinen Klienten die Verantwortung für ihren Neustart nicht abnehmen. „Ich bin nicht Superman, kann nicht alles möglich machen“ – sagt er und möchte diejenigen, die seinen Rat suchen, auch nicht ausschließlich als Hilfsbedürftige betrachten. „Alle, die herkommen, bringen ja schließlich auch ihre eigenen Fähigkeiten und Visionen mit.“

Dennis Ginzburgs ganz persönliche Leidenschaft gehört dem Sport, vor allem dem Volleyball. Außerdem ist der Flüchtlingsberater Literaturfan, der selten um ein Zitat aus deutschen Klassikern wie Brecht oder Hesse verlegen ist. „Doch für beides bleibt gerade wenig Zeit“, gesteht Denis Ginzburg, denn nach Feierabend warten auch seine Frau sowie die vierjährige Tochter und der zweijährige Sohn auf ihn.

Im Flüchtlingsreferat werden die nächsten Tage noch durch gemeinsames „pragmatisches Improvisieren“ geprägt sein. Momentan richtet Dennis Ginzburg sein Büro in der Augustastraße 192, unter einem Dach mit dem Sozialbüro des Diakonischen Werkes, ein. In Kürze wird er dort regelmäßige Sprechzeiten anbieten. Für persönliche Anfragen zu erreichen ist er ab sofort sowohl per E-Mail (ginzburg@kirche-muelheim.de) als auch telefonisch unter 302-7077.

Beitrag drucken
Anzeige