Krefeld. „Wir können als Stadt zum Thema Sicherheit in einigen Bereichen etwas tun: Auch wenn wir uns mit Forderungen nach mehr ‚law and order-Maßnahmen‘ schwer tun, gefällt mir die Broken-Windows-Theorie als Präventionsmaßnahme deutlich besser“ – bilanziert Peter Vermeulen, der OB-Kandidat der Krefelder CDU, die Dialog-Veranstaltung „Innere Sicherheit ist Kernaufgabe des Staates – Sicherheit in Krefeld“. Am Dienstagabend hatte Werner Lohn, Landtagsabgeordneter und CDU-Innenexperte, mit rund 80 CDU-lem und Krefelder Bürgern in der Gaststätte Kleinlosen über die Entwicklung der Kriminalitätszahlen landesweit und in Krefeld, über die Personalplanung für die Polizei NRW und auch über die Frage Gewalt gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gesprochen.
Dabei sind die Zahlen für Krefeld alarmierend: Während es in ganz NRW im vergangenen Jahr statistisch 8543 Kriminalitätsfälle pro 100 000 Einwohner gab, lag diese Zahl in Krefeld bei 9954 – also deutlich über dem Landesdurchschnitt. Grundsätzlich bleibe NRW das unsicherste Flächenland in Deutschland, so Lohn – denn die Rheinschiene zeigt eine sehr hohe Kriminalitätsdichte. Das beweist allein der Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen in Krefeld im ersten Halbjahr 2015 auf 499 Fälle – im ersten Halbjahr 2014 waren es noch 405 Fälle. Ein Risiko-Faktor sei die gute Verkehrsanbindung: Reisende Einbrecherbanden sind schnell über Landes- oder Bundesgrenzen hinweg. Erfreulich ist die Aufklärungsquote der Krefelder Polizei: Sie lag 2014 bei 56 Prozent, landesweit nur bei 49,8 Prozent, „die Krefelder Beamten machen einen guten Job“, so Lohn. Die CDU NRW fordere von Innenminister Jäger eine moderne, motivierte und leistungsfähige Polizei, die sich auf die Kernaufgaben Strafverfolgung, Gefahrenabwehr und Prävention konzentrieren könne und solle. Auch die Ausbildung der Beamten müsse verbessert werden – und es dürfe nicht zugelassen werden, dass sich das Phänomen der Gewalt gegen Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr weiter ausbreite.
Vermeulen und Lohn waren sich einig, dass Krefeld weiterhin eine eigene Polizeibehörde brauche, aber eine Kommune wenig Einfluss auf die Polizei habe: „Ich brauche als Oberbürgermeister Ihre Solidarität, um die Polizeipräsenz in Krefeld halten zu können“, so Vermeulen.
Die von Lohn vorgestellte „Broken-Windows-Theorie“ wurde in den 80ern in den USA entwickelt und besagt im Kern, dass ein in sich eigentlich unbedeutendes Vernachlässigungszeichen wie eben eine zerbrochene Scheibe in einem Haus letztlich zu völliger Verwahrlosung führen könne. Diesen Aspekt griff Vermeulen auf: Krefelder Bürger und Verwaltung könnten gemeinsam anfangen, aufzuräumen und für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen, auch wenn es in Zeiten des Nothaushaltes nicht mehr schwarze Sheriffs geben könne. Dazu komme, dass in Krefeld seit Jahren Eigen-Engagement gelebt werde. Mehr soziale Kontrolle und mehr gelebte Nachbarschaft in den Stadtteilen – und dazu zählte er auch das fröhliche Feiern eines Schützenfestes – bringe „intakte Stadtteile, in denen die Menschen aufeinander achten“, so Vermeulen.
Aus den Reihen der Zuhörer kam der Wunsch nach mehr optischer Präsenz der Polizei in Uniform auf dem Fahrrad statt im Streifenwagen, aber auch der Rat eines Tischlers zu einer besseren technischen Absicherung der Häuser. Eine Zuhörerin empfahl, die entsprechenden Beratungsangebote der Polizei zu nutzen. Die CDU möchte das Thema bei künftigen Veranstaltungen weiter verfolgen, so der Partei-Vorsitzende Marc Blondin.