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Mit der Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“ macht das Flüchtlingsreferat des Kirchenkreises auf die Situation der Flüchtlinge vor Europas Küsten aufmerksam (© Veranstalter)

Mülheim. „Ein Morgen vor Lampedusa“ heißt die szenische Lesung, zu der der Evangelische Kirchenkreis An der Ruhr am Dienstag, 29. September, um 19.30 Uhr in die Petrikirche am Pastor-Barnstein-Platz einlädt. Gleichzeitig wird die Ausstellung „Europa, was machst du an deinen Grenzen?“ eröffnet, die bis zum 7. Oktober in der Petrikirche zu sehen ist. Nach der Veranstaltung gibt es bei einem Imbiss Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch. Lesung und Vernissage finden im Rahmen der interkulturellen Woche in Mülheim statt.

Die Rollen bei der szenischen Lesung in der Petrikirche übernehmen Schauspielerin Maria Neumann (Theater an der Ruhr), Inamaria Wronka (Mülheimer Initiative für Toleranz), Pfarrer Matthias Göttert (Vorsitzender des  Synodalen Flüchtlingsausschusses), Rustem Sumo (Mülheimer, geboren in Syrien) und Khosrou Mahmoudi (Schauspieler). Dazu gibt es Live-Gesang von Francesco Impastato von der Gruppe „Unser Herz schlägt auf Lampedusa“, der auch die Musik zur Lesung komponiert hat.

Mit der Lesung macht das Flüchtlingsreferat des Kirchenkreises auf die Situation der Flüchtlinge vor Europas Küsten aufmerksam, die sich auch nach der Katastrophe im Oktober 2013 nicht maßgeblich geändert hat. Den Stoff für die Aufführung liefert die Realität: Vor der italienischen Insel Lampedusa versinkt am 3. Oktober 2013 ein mit 545 Flüchtlingen völlig überladener Kutter. 366 Menschen ertrinken: Menschen aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Syrien, die vor Krieg und Armut flohen, voller Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa.

Annette Faßbender, Flüchtlingsreferentin des Kirchenkreises An der Ruhr, schildert, was sie bewegte, die Veranstaltung in die Petrikirche zu holen: „In meiner täglichen Arbeit lerne ich natürlich nur diejenigen Flüchtlinge kennen, die überhaupt Deutschland erreicht haben. Leider schaffen das viele auch nicht, immer wieder ertrinken hunderte Menschen, die sich einen Platz in einem der überfüllten Boote erkämpft haben. Die Lesung verdeutlicht sehr gut, welcher Weg hinter denjenigen liegt, die bei uns ankommen. Hinzu kommt die Ausstellung, die die Perspektive über den Einzelfall hinaus lenkt. Dahinter steht der politische Appell für menschenwürdige und geregelte Wege der Zuflucht nach Europa.“

„Ein Morgen vor Lampedusa“ aus der Feder von Antonio Umberto Riccò versucht die Ereignisse des 3. Oktober 2013 nachzuzeichnen: Was geschah an jenem Morgen vor der italienischen Insel? Was erlebten die Flüchtlinge? Wie reagierten Einwohner, Touristen, Behörden? Hätte man mehr Menschen retten können? Wer trägt die Verantwortung für die Tragödie? Was müssten Italien und Europa tun, damit sich solche Ereignisse nicht mehr wiederholen?

Die Lesung ist ein Projekt der Arbeitsgruppe ‚Unser Herz schlägt auf Lampedusa‘ aus Hannover und wurde seit März 2014 bundesweit rund 80 mal aufgeführt. Antonio Umberto Riccò hat aus Zeugenaussagen und dokumentarischem Material einen erschütternden Text entwickelt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Katastrophe eröffnet und insbesondere die Einwohner von Lampedusa eindringlich zu Wort kommen lässt. Die gelesenen Texte werden ergänzt durch eigens komponierte Musikstücke und Live-Gesang von Francesco Impastato.

Die Situation der Flüchtlinge an den Außengrenzen der Europäischen Union greift auch die in der Petrikirche gezeigte Ausstellung „Europa, was machst du an deinen Grenzen?“ auf. Auf 16 Rollups dokumentiert Inge Heck-Böckler (Eupen) mit Fotos die Situation an Grenzorten der EU, zu denen sie gereist ist. Zusammen mit erläuternden Texten führen die Bilder die Lage an EU-Grenzorten eindrucksvoll vor Augen: Die Erlebnisse eines Kommandanten der Küstenwache, der vor Lampedusa Dutzende von Leichen im Wasser schwimmen sah, werden ebenso geschildert wie die hoffnungslose Situation der Flüchtlinge, die in Marokko festsitzen. Ingeborg Heck-Böckler will auch künftig weitere Länder besuchen, um die Situation der Flüchtlinge weiter zu dokumentieren.

Die Aufführung und Ausstellungseröffnung in der Petrikirche ist eine Benefizveranstaltung. Alle Beteiligten treten ehrenamtlich auf. Ein festgelegtes Eintrittsgeld gibt es nicht, es wird um Spenden für die Arbeit des Flüchtlingsreferates im Kirchenkreis An der Ruhr gebeten. Nötig sind oft Materialien zum Deutschlernen und Honorare für Anwälte und Übersetzer.

Öffnungszeiten der Ausstellung: dienstags bis freitags 11 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.

InfoKlick: www.fluechtlingsreferat.kirche-muelheim.de

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