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Kreis Wesel. Mit Erleichterung haben wir die Nachricht aufgenommen, dass der bisherige Zuschuss des Kreises an den KSB Wesel (Kreissportbund Wesel e.V.) nicht gestrichen wurde. Mit großem Bedauern haben wir aber feststellen müssen, dass unser Antrag auf einen Mietkostenzuschuss im verantwortlichen Ausschuss abgelehnt wurde, weil es eine freiwillige Ausgabe sei.  Kann man die Freiwilligkeit in dieser Form noch aufrechterhalten, sind die Aufgaben, die das unmittelbare Leben der Bürger betreffen nicht heute schon Pflichtaufgaben. Unsere Sportvereine mussten sich den veränderten Lebensaufgaben anpassen, warum nicht auch die Politik.

Vor mehr als 50 Jahren war das Vereinsleben auf die Ausrichtung von sportlichen Wettbewerben konzentriert, an Integration und Gesundheit verschwendete man keinen Gedanken. Heute sind diese Aufgaben in vielen Vereinen eine Selbstverständlichkeit. Aus Freiwilligkeit wurde eine Pflichtaufgabe, weil man erkannt hat, dass der Breitensport das Leben der meisten Mitglieder bestimmt. In der Politik wurde es aber offensichtlich nicht wahrgenommen, dass  sich der Begriff Freiwilligkeit ändern und den neuen Gegebenheiten anpassen muss. Was vor einigen Jahren noch „Freiwilligkeit“ war ist heute eine „Pflichtaufgabe“.

Den Einwand, dass man Sportvereine fördern könne, aber nicht eine Dachorganisation, kann man so nicht stehen lassen. Ohne die Begleitung des Kreissportbundes wären die Projekte des Landessportbundes und der Landesregierung „NRW bewegt seine Kinder“, „Bewegt gesund bleiben“, Bewegt älter werden“ und „Integration durch Sport“ nie umgesetzt worden. Dabei haben alle Projekte für Belebung in den Kommunen des Kreises gesorgt, vor allem im Bereich der Gesundheitsförderung und der Integration.

Der Pakt für den Sport hat für eine enge Zusammenarbeit des Kreises mit dem Kreissportbund gesorgt. Dabei hat die gemeinsame Veranstaltung mit den kommunalen Integrationszentren gezeigt, wie lebensnah die Sportvereine das Thema Integration angehen. Selbst die kommunalen Integrationszentren waren erstaunt über eine  Netzwerkarbeit, die weit über eine sportliche Betreuung hinausgeht. In Kooperation mit den Jugendämtern der Kommunen und des Kreises packen wir das Thema „Jugendschutz im Sportverein“ an. Ohne unsere Mithilfe wäre diese Aktion zum Scheitern verurteilt.

Unsere Arbeit wird immer wieder gelobt, auch von den Politikern des Kreises, aber vom Lob allein können wir nicht leben, wir benötigen auch die notwendigen Gelder.

Dass wir mit 125.000 Mitgliedern in 422 Vereinen einen Organisationsgrad von ca. 28 % erreichen und damit die größte Vereinigung im Kreis sind, dürfte auch den Politikern bekannt sein. Weniger bekannt ist dagegen die Tatsache, dass die bisherige Förderung 0,29 € pro Mitglied beträgt. Hat sich ein Politiker darüber schon mal Gedanken gemacht, ob dies nicht schon ausgesprochen sparsam ist?

Zum Schluss sei mir noch eine persönlich Bemerkung erlaubt. Ich war lange Jahre in der Kommunalpolitik verantwortlich tätig und musste immer wieder erleben, dass eine Ausgabenbegrenzung im freiwilligen Bereich der „gefeierte“ Ausweg ist. Ich habe mich immer dagegen ausgesprochen, da diese Ausgaben meist das unmittelbare Leben der Bürger betreffen und trotz der relativ geringen Einsparung zu Einschränkungen führen, die zur Politikverdrossenheit beitragen. Der Einwand, auch Kleinvieh macht Mist, steht in keinem Verhältnis von  „gefühlter“ Benachteiligung zur relativ geringen Einsparung.

Am Ende unserer Überlegungen sprechen wir die Hoffnung aus, dass ein Überdenken der freiwilligen Leistungen dem Kreishaushalt nicht den Todesstoß versetzt.

Heinrich Gundlach, Vorsitzender KSB Wesel

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