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Krefeld. Die Mitglieder der SPD-Fraktion haben in der heutigen Fraktionssitzung ihres verstorbenen Fraktionsvorsitzenden Uli Hahnen gedacht: „Die Fußstapfen, die Uli Hahnen als Fraktionsvorsitzender, als Mensch, als Freund hinterlässt, sind sehr groß. Er hat die politische Arbeit und die Ausrichtung der SPD-Fraktion in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt und damit auch einen großen Anteil an den Wahlerfolgen der SPD.“

Auf die ursprünglich für heute vorgesehene, und noch von Uli Hahnen vorbereitete Neuwahl des Fraktionsvorsitzes, haben die Mitglieder der SPD-Fraktion aus Respekt vor Uli Hahnen und seinen Angehörigen, aber auch um selber inne zu halten und trauern zu können, verzichtet. Bis zur Neuwahl einer/eines Vorsitzenden, die erst nach der Beisetzung von Uli Hahnen stattfinden wird, ist Benedikt Winzen beauftragt, die Fraktion zu vertreten.

 

Der langjährige Krefelder SPD-Fraktionsvorsitzende, Ratsherr und Landtagsabgeordnete Ulrich Hahnen ist in der Nacht zu Sonntag, 10. Januar, gestorben. Im Alter von 63 Jahren erlag er einem Krebsleiden. Er hinterlässt seine Frau Christa, zwei Kinder und vier Enkel. Quer durch die politischen Lager hat sein Tod Bestürzung und Trauer ausgelöst. Oberbürgermeister Frank Meyer zeigte sich tief getroffen über die Nachricht von Hahnens frühem Tod: „Die Krefelderinnen und Krefelder verlieren mit Uli Hahnen einen über alle Maßen engagierten Streiter für ihre Stadt. Ich selbst verliere einen langjährigen Wegbegleiter und einen der wichtigsten Menschen in meinem bisherigen Leben. Meine Gedanken und mein tiefes Mitgefühl sind bei seiner Familie.“ Aus Respekt vor der Lebensleistung des Verstorbenen in Politik, Bürgerschaft und Gesellschaft werden die Flaggen vor den städtischen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.

Ulrich Hahnen hat das politische Leben seiner Heimatstadt Krefeld in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark geprägt. Seit 1994 saß er für die SPD im Stadtrat und übte von Beginn an den Fraktionsvorsitz aus. Erst am 4. Januar dieses Jahres hatte er angekündigt, das Amt zum 11. Januar 2016 niederzulegen. Als Begründung gab er seine Erkrankung an, die ihn daran hindere, sein Amt voll wahrzunehmen. Gleichzeitig bezeichnete er den Fraktionsvorsitz als „eine der schönsten Aufgaben, die Partei und Fraktion vergeben können“.

Ulrich Hahnen galt in seiner Funktion stets als Mann der klaren Worte, der kämpferisch für seine Ziele eintrat, getreu seinem Motto: „Ich sage nur das, was ich denke, und denke das, was ich sage.“ Zuletzt erlebten ihn Parteifreunde und politische Gegner verstärkt in einer moderierenden Funktion, etwa bei den Haushaltsberatungen. Seine politischen Schwerpunkte lagen in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik sowie im Bereich Bildung, wo ihm vor allem das kostenlose Lernen vom Kindergarten bis zur Universität wichtig war. Die Attraktivität der Krefelder Innenstadt lag ihm besonders am Herzen: Hier setzte er im Laufe seiner politischen Karriere zahlreiche Akzente.

In den Jahren 2004 und 2009 trat Ulrich Hahnen als Spitzenkandidat für das Amt des Krefelder Oberbürgermeisters an und verlor zweimal knapp gegen den späteren Amtsinhaber Gregor Kathstede (CDU), zuletzt mit lediglich rund 400 Stimmen. Im Jahr 2010 wurde er jedoch in seinem Wahlkreis 47 (Krefeld I) mit den Stadtbezirken West, Mitte, Süd und Fischeln direkt in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt. Dort trat er engagiert für die Interessen seiner Heimatstadt ein und erwarb sich den Ruf eines „Kümmerers für Krefeld“.

Er nahm dabei vor Ort weiterhin seine politischen Aufgaben als Ratsmitglied, Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Parteivorsitzender der SPD wahr. Auch in verschiedenen Ausschüssen war er lange Jahre aktiv, unter anderem im Haupt-, Kultur-, Verwaltungs- und Vergabeausschuss. Ulrich Hahnen war zudem seit 1999 Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Krefeld. Als Mitglied in rund 20 Krefelder Vereinen war er vielfältig im gesellschaftlichen Leben der Stadt engagiert – vom Bürgerverein über die Schützen bis hin zur Prinzengarde.

Ulrich Hahnen wurde am 10. Mai 1952 in Krefeld geboren. Seine Mutter war Sekretärin, sein Vater Betriebsleiter einer Krawattenfabrik. Er legte sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg ab und absolvierte dann eine kombinierte Ausbildung mit beruflicher Praxis in der Finanzverwaltung und einem Studium an der Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen. Bevor er Landtagsabgeordneter wurde, arbeitete er als Finanzbeamter, schwerpunktmäßig in der Prüfung von Großbetrieben. Seine politische Karriere hatte 1969 mit dem Eintritt in die SPD begonnen. Nach eigenen Angaben war Ulrich Hahnen damals vor allem beeindruckt von der Ostpolitik des Bundeskanzlers Willy Brandt. Er engagierte sich später im Ortsverein seines Heimatstadtteils Bockum und in der Bezirksvertretung Ost, wo er von 1980 bis 1994 Mitglied war.

In den Stadtrat ging Hahnen erst, als seine beiden Kinder größer waren. Er galt als Familienmensch, der, wie er 2012 einer Lokalzeitung verriet, seine Kinder selbst mit aufziehen wollte, um nicht bloß der „Onkel auf Besuch“ zu sein. Ulrich Hahnen war leidenschaftlicher Koch und liebte das Meer. Mit dem Wohnwagen zog es ihn und seine Familie nach Holland, Borkum, Dänemark, Frankreich oder Italien. Kurz nach Weihnachten war er mit seiner Familie und den inzwischen vier Enkelkindern noch für einen Tag ins niederländische Zoutelande gefahren.

Die Nachricht von Ulrich Hahnens Krebserkrankung kam im Jahr 2012 an die Öffentlichkeit. Er ging offensiv mit dem Thema um. „Offen und ehrlich – so macht er Politik und so möchte er auch in dieser für ihn und seine Familie sehr belastenden Situation handeln“, schrieben seinerzeit der frühere SPD-Vorsitzende Bernd Scheelen und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jürgen Hengst. Zunächst schien Ulrich Hahnen den Kampf gegen die Krankheit gewonnen zu haben, doch der Krebs kehrte zurück. Er trat ihm erneut entgegen: „Die Krefelder können auf mich zählen“, erklärte er noch Ende November in der örtlichen Presse.

Die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt hat Ulrich Hahnens Handeln bis zuletzt geprägt. Im Jahr 2009 hatte er sie in einem Interview in zwei Sätzen auf den Punkt gebracht: „Hier habe ich meine Wurzeln, hier lebt meine Familie, hier bin ich zu Hause. Etwas anderes kann und will ich mir nicht vorstellen.“

 

Mit Bestürzung haben die Grünen auf den Tod von Ulrich Hahnen reagiert. Dazu die Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias: “Wir verlieren mit Ulrich Hahnen eine bedeutende Persönlichkeit, die das politische Geschehen in unserer Stadt in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Engagement maßgeblich mitgeprägt hat. Bei allen Unterschieden haben wir ihn gerade in Zusammenhang mit den vergangenen Haushaltsberatungen als streitbaren, zum Wohle der Sache aber auch kompromissfähigen Menschen schätzen gelernt. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt nun seiner Familie.”

 

 

Die Würdigung der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld:

Wir trauern um Uli Hahnen.

Krefeld, 11. Januar 2016

 

Er hat gekämpft. Wenn es um sein Krefeld ging, hat er das immer getan. Diesen letzten Kampf gegen die heimtückische Krankheit hat er am Ende verloren.

Am 9. Januar verstarb Uli Hahnen – ein liebevoller, herzlicher Mensch, ein echter Freund, ein ehrlicher Streiter für seine Partei, seine Fraktion, sein Krefeld, sein Bockum. Wir sind in tiefer Trauer. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seiner Tochter, seinem Sohn, seinen Enkeln, seinen Angehörigen und Freunden.

Uli Hahnen war Politiker aus  Leidenschaft, einer, der das offene Wort führte wie kein anderer, einer, der sich stets um die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger kümmerte. Sie wussten das und schenkten ihm dafür ihr Vertrauen.

Als direkt gewählter Landtagsabgeordneter seit 2010 war er im Landesparlament in Düsseldorf als Kümmerer für Krefeld bekannt. Im Stadtrat vertrat er als Ratsherr seit 1994 nicht nur die Interessen seines Heimatstadtteils Bockum, sondern hatte als Fraktionsvorsitzender immer das Wohl der gesamten Stadt im Blick. Als stellvertretender Vorsitzender der SPD Krefeld war er vielen ein Vorbild und war einer der Väter des Erfolges der SPD in Krefeld, deren Mitglied er seit 1969 war.

Auch über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg, in der Verwaltung und bei den Stadtwerken, wo er bis zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender gewesen ist, wurde Uli Hahnen für seine Fachkompetenz geschätzt. Viele von uns hat er als “alter Hase” in die Feinheiten des politischen Geschäfts eingeführt und der “Nachwuchs”, egal welchen Alters, hat von ihm gelernt.

Wir werden ihn in unserer Mitte, besonders seinen Humor und seine Herzlichkeit, sehr vermissen. Wir verlieren einen erfolgreichen Fraktionsvorsitzenden und Landtagsabgeordneten, einen aufrechten Sozialdemokraten, mehr noch, einen großartigen Menschen.

Die Krefelder SPD, die SPD Bockum, die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld, wir alle haben einen Freund verloren.

Als Zeichen der Trauer und des Mitgefühls haben wir uns gemeinsam mit Oberbürgermeister Frank Meyer in ein Kondolenzbuch, das ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich in der Geschäftsstelle der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld ausliegt, eingetragen.

 

Ralph-Harry Klaer (Vorsitzender SPD Krefeld)

Ina Spanier-Oppermann, MdL (Stellvertretende Vorsitzende SPD Krefeld) 

Oliver Leist (Vorsitzender SPD Bockum)

Jürgen Hengst (Stellvertretender Vorsitzender SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld)

Doris Nottebohm (Stellvertretende Vorsitzende SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld)

Benedikt Winzen (Stellvertretender Vorsitzender SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld)

Björn Rüsing (Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld)

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