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KlarKlick von Christian Voigt (Kommentar)

Moers. Ein KlarKlick von Christian Voigt. Die temporäre Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung hat Moers um ein weiteres Mal heftig gespalten. Das beim Ratsbeschluss maßgebliche ehemalige Ampelbündnis setzte auf einen Einsparungseffekt, den die jetzt von der zuständigen ENNI vorgestellten Zahlen nicht erreichen. Zudem werden notwendige Umrüstungen durch EU-Verordnungen auf modernste LED-Technik und sinkende Strompreise den Sparbetrag weiter reduzieren. Der von den Nachtabschaltungsgegnern stets benannte Aspekt des subjektiven Sicherheitsgefühls wurde von den verbliebenden Koalitionspartnern, SPD und Grüne, vernachlässigt bis ignoriert.

Die Kriminalstatistik für Moers kann den Sicherheitsaspekt nicht wiederlegen, wie es seltsamer Weise der Erfahrungsbericht der Verwaltung aufzeigt. Die täglichen Polizeimeldungen über Wohnungseinbrüche, nächtliche Überfälle sowie PKW-Aufbrüche und –Diebstähle vermitteln einen anderen Eindruck, insbesondere Frauen fühlen sich bedroht. Auffällig ist, dass Moers mehr betroffen als die Nachbarkommunen ist. Die vielfach beschriebenen 3 guten Autobahnanschlüsse, die die Flucht von Tätern beschleunigen, mögen ein Grund sein. Viele Kriminalexperten befürworten gute Beleuchtung gerade in sogenannten Angsträumen zur Prävention. Der Verwaltungsbericht stützt sich nur auf Aussagen der Polizei- und Feuerwehrbehörden. Außen vor bleiben die tatsächlich Betroffenen, auf die Erfahrungen der nachts arbeitenden Bürger, also vom Zeitungsboten über Tankstellenkassierer und Taxifahrer bis Bäcker legt man keinen Wert.

Und darin liegt das eigentliche Problem: Die Bürgerinnen und Bürger werden in die Entscheidung über die Fortführung oder Abschaffung der Nachtabschaltung, wie das neue Bündnis aus SPD, Grünen und Die Grafschafter nach der Erprobungsphase unter Berücksichtigung der Erfahrungen beraten und beschließen möchte, nicht einbezogen. Inhalte der letzten Kommunalwahlprogramme wie Bürgerbeteiligung, Lebensqualität, Sicherheitsfragen und Angsträume in Moers scheinen das Papier nicht wert zu sein, auf denen sie gedruckt wurden. Es ist schwer zu vermitteln, wieso ein Betrag von etwas mehr als einem Euro pro Jahr für jeden Bürger zur Sicherheitserhaltung nicht vorhanden ist, während andere Leistungen und Ausgaben im Schnellschuss getätigt werden. Angesichts der allgemeinen kritischen Gesellschaftslage, der Zunahme der Politikverdrossenheit und der Stärkung radikaler und undemokratischer Gruppierungen ein fataler Schritt.

Es wird Zeit, dass den politisch Verantwortlichen ein Licht aufgeht, sie auf die Moerserinnen und Moerser zugehen und mit ihren Sorgen, Vorschlägen, Ideen und Erfahrungen einbeziehen: Ein Gewinn an weiteren Sparvorschlägen und ein Gewinn für Moers.

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