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Christo im Museum Haus Lange (Archivfoto: Kunstmuseen Krefeld)

Krefeld. Der Verhüllungskünstler Christo beeindruckt derzeit einmal mehr die Menschen mit einer Aktion: Seine schwimmenden Stege „Floating Piers“ ziehen zurzeit Zehntausende Besucher an den norditalienischen Iseo-See. Spuren seines künstlerischen Schaffens hat der gebürtige Bulgare vor 45 Jahren auch in Krefeld hinterlassen. Die Innenräume und Parkwege von Haus Lange hat Christo 1971 verpackt. Bereits 1970 stellte er im Kaiser-Wilhelm-Museum aus. Dort werden zur Wiedereröffnung am 2. Juli auch einige Werke von Christo aus dem Museumsbestand gezeigt.   

Die Krefelder Museen haben jungen Künstlern häufig als erste in Deutschland ein großes Forum geboten. Die Zeitungen bezeichneten Ende der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre die Häuser deswegen häufig als „Avantgarde-Museen“. Zu dieser Zeit war der Verpackungskünstler jedoch längst kein Unbekannter mehr: In Paris verpackte Christo 1958 Flaschen, 1962 ein Fahrrad und später unter anderem die Berner Kunsthalle. Das Kaiser-Wilhelm-Museum zeigte von Mai bis Juni 1970 zum ersten Mal in Deutschland „Christo, Wrapped Coast 1 000 000 SQ.FT. – 305 000 Quadratkilometer verpackte Küste“. Damals hatte er Bereiche der australischen Küste verhüllt. Ein Jahr später, im Mai 1971, kam der Bulgare selbst in die Samt- und Seidenstadt für sein Projekt „Verpackte Fußböden und verpackte Parkwege“ im und um Haus Lange an der Wilhelmshofallee.  

Nachdem das Museum zuvor für eine andere Ausstellung unter einer Traglufthalle verpackt worden war, wurde es ausgepackt, um von Christo wieder eingepackt zu werden. Große Rollen braunen Packpapiers, meterweise Klebeband und Stoffbahnen lagen im Frühjahr dafür in Haus Lange parat. Seinen honorarfreien Auftritt in Krefeld bestimmte zuerst nur eine Tätigkeit wie eine Lokalzeitung schrieb: „ … und er klebte und klebte und klebte.“ Fenster für Fenster, die Heizkörper, Vitrinen und Wandsockel in Haus Lange verschwanden unter dem Packpapier. Um seine Finger vor dem Filmkrepp zu schützen, trug Christo türkisfarbene Gummihandschuhe. Angesichts der großen Aufgabe half ihm der Hausmeister des Kaiser-Wilhelm-Museums. Der durfte allerdings nicht selbst kreativ werden, sondern arbeitete dem wortkargen Meister zu. Die Innenräume und die Wege des Parks legte der Künstler mit Stoffbahnen aus. „Christo hat im Grunde nur etwas verpackt, um anderes stärker sichtbar und erlebbar zu machen“, beschrieb eine Lokalzeitung seine Arbeit.  

Angesichts seines schon damals hohen Bekanntheitsgrades waren die Besucherresonanz und Berichterstattung recht groß. Gleichzeitig wurde im Kaiser-Wilhelm-Museum seine Foto- und Materialmontage für seine Sonderausstellung in Haus Lange präsentiert, die während der Schau noch mit aktuellen Beiträgen ergänzt wurde. Die Krefelder Christo Ausstellung in Haus Lange endete am 27. Juni 1971.

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