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IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel (Foto: Kerstin Bögeholz)

Mülheim/Essen/Oberhausen. „Die Wirtschaftslage in der MEO-Region ist Grund zur Freude: Laut unserer Umfrage beurteilen knapp 92 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen ihre wirtschaftliche Situation mit gut oder befriedigend. Das ist ein positiver Aufwärtstrend, der seit einem Jahr anhält“, fasst IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel die Ergebnisse einer aktuellen Online-Umfrage unter den Unternehmen der MEO-Region bei der IHK-Jahrespressekonferenz zusammen. Für die gute Laune sorgen neben der hohen Binnennachfrage auch stärkere öffentliche Investitionen und niedrige Energie- und Rohstoffkosten.

Auch beim Blick in die Zukunft schwingt Optimismus mit: Nahezu jedes 5. Unternehmen rechnet mit einer nochmals verbesserten Geschäftslage. Drei Viertel der Betriebe sehen eine stabile Entwicklung für sich voraus. Es zeigt sich, dass das Jahr 2016 bislang im Gesamtschnitt für die Unternehmen positiv verläuft.

Die Lage am Ausbildungsmarkt sorgt dagegen nicht für Jubel: Insgesamt wurden 2.120 Ausbildungsverträge bei der IHK eingetragen, das sind rund 5 Prozent weniger als im Vorjahr. „Sorge bereitet uns vor allem der gewerblich-technische Bereich: Hier sind die Eintragungszahlen um 14 Prozent gesunken; vor allem strukturelle und konjunkturelle Entwicklungen in unserem IHK-Bezirk spielen dabei eine Rolle“, erklärt Kruft-Lohrengel. Nichtsdestotrotz ist noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt: „Derzeit sind erst gut die Hälfte der üblicherweise zum Ende des Ausbildungsjahres bei uns registrierten Verträge eingetragen. Wir erwarten zum Ende des dritten Quartals die Zahlen des Vorjahres wieder zu erreichen.“

Ein Dauerbrenner in den Medien beschäftigt auch die IHK: Noch nie waren die Zuwanderung nach Europa so hoch wie im letzten Jahr. „Uns interessierte in diesem Zusammenhang, die Einschätzung unserer Mitgliedsunternehmen, Flüchtlinge in den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren zu können: Trotz mehrheitlicher Bedenken, sehen beinahe 40 Prozent große bis mittlere Chancen zugewanderte Menschen zu beschäftigen. Für den aktuellen Ausbildungsmarkt spielen die Neuangekommenen noch keine wesentliche Rolle“, so die Präsidentin. „Knackpunkte sind vor allem die Sprachbarriere, fehlende Kenntnisse zum Beispiel in Mathematik und aufenthaltsrechtliche Vorgaben“, ergänzt Dr. Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Essen.

Er betont, dass die Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einen langen Atem braucht: „Sprachliche Barrieren müssen behoben werden und auch Programme wie die ‚Einstiegsqualifizierung Plus‘ und eine ‚assistierte Ausbildung‘ brauchen Zeit, bis sie Erfolg zeigen. Wichtig dafür sind der Zusammenhalt der Gesellschaft, die Entscheidungsfreude der Politik und der Mut der Unternehmer.“

Nach Jahren steigen wieder die Bevölkerungszahlen in der MEO-Region. Dieser Trend wird durch die enorme Zuwanderung von Flüchtlingen noch verstärkt. „Wir begrüßen diese Wende, gleichzeitig stellt sie uns vor neue Herausforderungen: Nicht nur für Unternehmen sind neue Flächen unverzichtbar. Wir können nicht nach neuen Fachkräften verlangen, ohne den entsprechenden Wohnraum anbieten zu können. Wichtig ist es daher, rechtzeitig mit der Ausweisung von Wohnflächen zu reagieren“, betont Dr. Püchel. Selbst bei Nutzung leerstehender Wohnungen entsteht in Essen – je nach Prognosevariante – bis 2020 eine Neubaunachfrage zwischen 10.600 und 16.900 Wohnungen; dies entspricht einer Verdoppelung bzw. Verdreifachung der jetzigen Bautätigkeit. Der benötigte Flächenbedarf wird auf 200 bis 300 Hektar geschätzt. Die erforderlichen Neubauten für Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sind nach der Studie – selbst unter Berücksichtigung der Stadtgröße – zwar deutlich weniger, liegen aber auch spürbar über der absehbaren Bautätigkeit. Dr. Püchel fordert hier innovative Ideen: „Denkbar sind Maßnahmen wie die Schließung von Baulücken, die behutsame Nachverdichtung bestehender Wohngebiete, der Ausbau von Dachgeschossen und eventuell eine Bebauung mit Wohnhochhäusern – um nur ein paar zu nennen.“

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