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Mülheim. Die Stadt Mülheim an der Ruhr und die Hochschule Ruhr West bieten Flüchtlingen eine Perspektive für ein Studium. Sie haben zum 1. April 2016 ein besonderes Studienintegrationsprojekt für Flüchtlinge (SIP) gestartet, das auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt ist. Derzeit machen 16 Personen aus Syrien, Afghanistan, Iran und Armenien bei diesem Programm mit. Die Aufnahme einer weiteren Gruppe ist für September geplant.

Das Studienintegrationsprojekt ist ein Programm für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive, die eine Hochschulzugangsberechtigung haben, aber denen die erforderlichen Sprachkenntnisse fehlen. Ziel des Programms ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine zeitlich überschaubare Perspektive für ein Studium zu geben. So werden sie in einem Vorbereitungsjahr intensiv auf ein Studium vorbereitet und können im zweiten Jahr ein Studium an der HRW beginnen.

Ulrich Ernst, Beigeordneter für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur der Stadt Mülheim an der Ruhr: „Wir wollen eine möglichst nachhaltige Integration der zu uns gekommenen Menschen erreichen. Deshalb setzen wir gezielt an den Kompetenzen und Talenten an, die sie mitbringen. Wir unterstützen sie zielgerichtet dabei, sich weiter zu entwickeln, damit sie eine gute Perspektive für den Berufsweg als Basis für ein gelingendes Leben haben Ich freue mich daher sehr über die Kooperation mit der Hochschule Ruhr West im Studienintegrationsprojekt, von dem sicher alle Beteiligten profitieren und das ein ganz wertvoller Baustein in diesem Sinne ist.

„Ich freue mich, dass wir Flüchtlingen eine Zukunftsperspektive bieten können. In Zusammenarbeit mit der Stadt Mülheim haben wir in kürzester Zeit ein attraktives Studienintegrationsprogramm auf die Beine gestellt, das seinesgleichen sucht. Das Besondere ist, dass alle Stellen koordiniert zusammenarbeiten und die Programmteile aufeinander abgestimmt sind, so dass ein wirklich interessantes Gesamtprogramm entstanden ist“, erläutert HRW Präsidentin Prof. Dr.-Ing Gudrun Stockmanns bei einem Pressegespräch.

Auch Sven Manshon, Dezernent für Studierendenservice & Internationales, ist mit dem erfolgreichen Projektstart zufrieden: „Derzeit profitieren 16 junge Flüchtlinge aus vier verschiedenen Ländern von unserem Programm. Die Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Stadt, die die Bildungshintergründe der in Mülheim wohnenden Flüchtlinge erfasst und geeignete Interessenten an uns weiterleitet, läuft hervorragend. Sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann bei uns, werden sie von mehreren Stellen wie dem International Office, dem Zentrum für Kompetenzentwicklung, der Studienberatung, dem Talentscouting aber auch vom ehrenamtlichen Studierenden intensiv betreut.“

Das Studienintegrationsprogramm besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beinhaltet ein Vorbereitungsjahr mit einem Intensivsprachkurs Deutsch und einem inhaltlich abgestimmten Begleitprogramm. Im zweiten Semester des Vorbereitungsjahres können die Teilnehmenden Erfahrungen mit dem deutschen Studiensystem sammeln, ausgewählte Kurse ihres späteren Studiengangs besuchen und so feststellen, ob das Studienfach ihren Vorstellungen entspricht.

Nach dem Vorbereitungsjahr beginnt der zweite Teil des SIP. Wenn die Sprachkenntnisse entsprechend fortgeschritten sind, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt ein Studium an der HRW aufnehmen. Parallel zum Studium lernen sie weiter Deutsch mit dem Ziel, nach vier Semestern ein fortgeschrittenes sprachliches Kompetenzniveau  zu erreichen.

Christiane Hinrichs, Leiterin des International Office an der HRW, ist von dem Erfolg des Projektes überzeugt: „Die bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv. Das Studienintegrationsprogramm verbindet im ersten Jahr einen Intensivkurs Deutsch am Vormittag mit einem Vertiefungsprogramm am Nachmittag. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dadurch 30 Stunden pro Woche an der Hochschule, sprechen den ganzen Tag Deutsch und lernen bereits Studierende der HRW kennen. In den Vertiefungskursen am Nachmittag, die inhaltlich von uns gestaltet und vom Talentscouting sowie von HRW Studierenden ehrenamtlich betreut werden, lernen die Flüchtlinge mehr über Deutschland, das Ruhrgebiet, das Studiensystem und das Studentenleben. Durch die enge Abstimmung der Beteiligten ist es möglich, auf die aktuellen Anliegen der Kursbesucher einzugehen und Übungen, Exkursionen et cetera auf das Sprachniveau abzustimmen.“

Voraussetzungen für eine Teilnahme am Studienintegrationsprojekt für Flüchtlinge sind:

  • Hochschulzugangsberechtigung
  • Wohnort in Mülheim an der Ruhr oder im Ruhrgebiet
  • Gute Bleibeperspektive in Deutschland
  • Deutschkenntnisse auf abgeschlossenem A1 Niveau
  • Studienwunsch: Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaftswissenschaften
  • Bereitschaft, intensiv zu lernen und ein Studium aufzunehmen

Das Projekt beginnt jeweils zum Semesteranfang im März und im September. Die Dauer für das Vorbereitungsprogramm beträgt ein Jahr. Die Regelstudienzeiten für ein Bachelorstudium an der HRW sind sieben Semester, für ein Masterstudium drei Semester.

Das Sozialamt der Stadt Mülheim an der Ruhr akzeptiert die Teilnahme am SIP als eine Maßnahme der Arbeitsmarktintegration und stellt die Finanzierung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oder dem SGB II sicher, solange eine Immatrikulation an der Hochschule und ein Antrag auf BAföG für die Teilnehmenden noch nicht möglich sind. Die Kursbücher, Lehrgangsmaterial oder ähnliches werden vom Sozialamt übernommen. Ab dem zweiten Jahr, das heißt mit der Einschreibung ins Fachstudium, fallen die regulären Semesterbeiträge an.

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