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Oberhausen. Sport verbindet. Das wissen und erleben auch die Mitglieder der Tennismannschaft Damen 60 des Oberhausener Turnvereins von 1873 e. V., einer Mannschaft, die sich zum Sport treiben zusammengefunden hat, aber darüber hinaus auch im Privatleben etliche gemeinsame Aktivitäten unternimmt. Von all diesen schönen Dingen des Lebens wollten sie nun etwas weitergeben.

Schon im Winter 2015 kam die Idee auf, sich zu engagieren für die, die alles verloren haben: für Flüchtlinge. Und was lag da näher, als dies unter sportlichen Aspekten zu tun? Die Menschen einen Tag auf den Sportplatz einzuladen, aus der Eintönigkeit des „Lagerlebens“ heraus? Eine Zielgruppe war schnell gefunden, aber aus organisatori­schen Gründen gelang es nicht, den Plan zu verwirklichen.

Das Programm der Einladung stand bereits, viele Materialien und etwas Geld waren gespendet. Vieles war vorhanden und geplant, die Idee musste nur noch umgesetzt werden. Und jetzt waren die Gäste verloren gegangen. Aber es gibt genug Menschen in Oberhausen, die in Flüchtlingsheimen leben. Schnell nahmen die Damen die Häuser an der Gabelstraße in den Blick. Mannschaftsführerin Karin Thommes, „Chef“-Organisatorin, besuchte die Stätte, fand schnell gute und intensive Kontakte und begann umzuorganisieren.

In effektiver Zusammenarbeit mit den ehrenamtlich Arbeitenden des B.O.N. wurde der Ausflug gezielt vorbereitet. Lange vor dem Tag trugen sich 75 Interessierte in vorbe­reitete Listen ein. Auf die Anlage des OTV wollten Kleinkinder, Jugend­liche, Erwachsene und Ehrenamtliche aus der Gabelstraße als Begleitung kommen.

Die STOAG setzte kostenlos einen Bus für den Hin- und Rückweg ein. Dieser holte die Gäste verabredungsgemäß um 11 Uhr ab und ließ sie am Schloss Oberhausen aus­steigen, da die Zufahrt zur Anlage über die Straße „Am Kaisergarten“ für den großen Bus nicht gestattet war.

Zur großen Freude aller sagte der Stadtsportbund finanzielle Unterstützung zu. So Sabine Grajewski, Geschäftsführerin: „Eine lobenswerte, förderwürdige Veranstaltung.“ Die OTVer erkennen in dieser Hilfe eine Wertschätzung für diese Arbeit. Mit diesen Mitteln und mithilfe eines sehr großzügigen Angebots von Intersport Bechtel konnten u. a. Trikotsätze für die kleinen Sportler günstig erworben werden.

Ein bisschen schüchtern und abwartend waren die Gäste, als sie die OTV-Anlage be­traten; zahlenmäßig geringer als geplant, da einige sehr kurzfristig zur Anhörung beim BAMF eingeladen worden waren.

Alle konnten sich eine vorbereitete Klammer mit ihrem Namen anstecken – sehr hilf­reich, denn die Namen dieser Menschen sind durchweg fremd für unsere Ohren. Und wer wollte, ließ sich ein Tattoo irgendwo auf den Arm färben. Ein erstes Gruppenfoto, und schon ging’s los: Gemeinsames Aufwärmen auf dem Sportplatz. Alle machen mit: Gäste, Betreuer, Einladende. Vorturnerin ist eine OTV-Walkerin. Den Turnenden ist die Begeisterung anzusehen, sie lassen sich mitreißen von der Musik. Dieser Teil hätte gern länger dauern können.

Danach wird aufgeteilt: Die ganz Kleinen starten mit ihren Mamas und Begleitung durch Ehrenamtliche des B.O.N. und des OTV zum Tiere füttern in das Tiergehege des Kai­sergartens. Tags zuvor haben die Tennisspielerinnen eifrig Möhren geschnitten, jedes Kind bekommt einen eigenen Beutel zum Verfüttern mit. Natürlich werden auch die kleinen Menschen nicht vergessen; es gibt Extraportionen geschälte Möhren für Kin­dermünder.

Eine andere Gruppe erhält ersten „Tennisunterricht“. Auf drei freigehaltenen Plätzen kümmern sich OTV-Tennisspieler um die Kids, die eifrig bei der Sache sind. Gar nicht so leicht, den gelben Ball zu treffen! Da muss die Zungenspitze schon mal herhalten, um die Spannung auszugleichen. Erleichternd, dass viele der Kinder ganz gut Deutsch sprechen und verstehen, so ist der technisch doch recht schwierige Sport besser zu vermitteln. Da, wo das nicht geht, wird mit Händen und Füßen und Vormachen erklärt.

Einige versuchen sich in der Vorbereitung auf das Sportabzeichen. Laufen, Springen – auch hier gibt jede und jeder sein Bestes. Nicht alle tragen ein sportliches Outfit, aber es funktioniert auch so. Klar, dass auch die Großen mitmachen. Schließlich ist man ja Vorbild auf dem Sportplatz. OTVer aus der Leichtathletikabteilung sind hilf­reich und geben gute Tipps.

Als die beiden Sportgruppen ihre Aktivitäten beendet haben, dürfen alle auf die Wiese und spielen Fußball. Hier sind die Kids in ihrem Element. Mädchen und Jungen treten in ihren neuen Trikots den Ball, ein OTVer aus der Fußball-Hobbygruppe gibt den Torwart. Hier muss nicht groß erklärt werden!

Die Jüngsten kommen mit Verspätung aus dem Kaisergarten zurück. Sie sind müde ge­worden auf dem Marsch durchs Gehege. Schöne Dinge haben sie erlebt: Das Kitzeln auf der Handfläche, wenn man sich doch traut, den Ziegen die Hand hinzuhalten und die Möhre nicht einfach über den Zaun zu werfen oder die komischen dicken Hänge­bauchschweine oder die Schildkröten mit den Panzern. – Von den Möhren ist nichts mehr übrig.

Nach so viel Bewegung und Aufregung bei den Gästen muss der Aktionsradius wieder heruntergefahren werden. Groß und Klein haben jetzt Hunger, und da der Tag vor allem kindgerecht ablaufen soll, werden zum Essen schlicht Pommes Frites gereicht. Wer nicht satt wird – es gibt auch genug Kuchen.

Die, die sich auf das Sportabzeichen vorbereitet haben, werden Besitzer einer Urkunde. Es ist eine wahre Freude, den Stolz der Kinder zu erleben. Alle Kinder dürfen sich noch aus einer Vielzahl gesammelter Kuscheltiere eines aussu­chen, die Stofftiere finden reißenden Absatz. Auf geht’s danach zurück durch den Kai­sergarten, der Bus wartet am Schloss!

Für die Helfer des OTV gilt es noch, Aufräumarbeiten zu erledigen. Die engagierten Mit­glieder der Damen 60 und auch der Damen 55 packen Reste zusammen, entsorgen Müll, wischen Tische ab. Die Tore und Sportmaterialien müssen weggeräumt werden. Heidi Funke-Kaiser, die Vereinswirtin, die sich um das leibliche Wohl gekümmert hat, sorgt sich auch um die restlichen Lebensmittel und die Küchengeräte. Bei so schönem Wetter fand die gesamte Veranstaltung draußen statt, auch das Essen. Andere OTVer hatten am Abend vorher Tische und Bänke aufgestellt.

Überhaupt: Viele Helfer aus mehreren Abteilungen des OTVs sind im Einsatz. „Es war schön, zu erfahren, dass alle um Hilfe Angesprochenen aus mehreren Abteilungen so­fort zugesagt haben“ sagt Karin Thommes. „Sie waren von der Idee genauso begeistert wie unsere Gäste.“ Ein erfolgreicher Tag für alle Teilnehmenden.

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