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Krefeld. „Wir haben jetzt einen weiteren Schritt zur Umsetzung des ganzheitlichen Konzeptes im stups-KINDERZENTRUM gemacht. Dank vieler Freiwilliger können wir Familien im Großraum in und um Krefeld auch ehrenamtliche Unterstützung im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst anbieten“, schildert Diane Kamps, Oberin der DRK-Schwesternschaft Krefeld, einen gemeinsamen Erfolg. „Schon jetzt kann Bianca Wans, Koordinatorin der ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen im stationären und ambulanten Kinder- und Jugendhospiz, auf 28 „qualifizierte ehrenamtliche Familienbegleiter“ – unsere „Froschkönige“ – zurückgreifen. Ende Oktober erhöht sich die Zahl auf rund 50, weil dann der dritte Zertifikats-Kurs zu Ende geht.

„In der Schulung, die 104 Stunden, verteilt auf ein Jahr umfasst, wurden die Teilnehmer/-innen nach dem ALPHA-Modell für die ehrenamtliche Mitarbeit im Kinder- und Jugendhospizdienst qualifiziert“, so Wans. Die so geschulten Ehrenamtler können jetzt Familien mit „lebenslimitierend“ erkrankten oder behinderten Kindern in deren häuslichem Bereich unterstützen. „Wichtig ist: Diese Hilfe ist in jeder Familie anders und das soll auch so sein: Sie richtet sich rein nach der momentanen emotionalen Familiensituation und orientiert sich am praktischen Bedarf – sowohl, was das erkrankte Kind als auch Eltern und gesunde Geschwisterkinder betrifft“, sagt Diane Kamps. Als Beispiele für mögliche Hilfen nennt sie:

  • für das erkrankte Kind da sein, mit ihm zu spielen, die Hand zu halten, vorzulesen – eben einfach da sein, Langeweile vertreiben, von Schmerz und Angst ablenken…
  • die Eltern am Bett des Kindes ablösen, damit sie sich von der emotional und körperlich anstrengenden Betreuung erholen können, Zeit für Einkäufe oder eine Freizeitbeschäftigung haben, aber auch als Gesprächspartner da zu sein
  • sich um gesunde Geschwisterkinder kümmern, indem Freizeitangebote gemacht werden und die Aufmerksamkeit ganz bei ihnen liegt, damit sie nicht zu „Schattenkindern“ werden

 

Dank der großen Gruppe geschulter Familienbegleiter kann Bianca Wans jetzt deutlich mehr Anfragen hilfesuchender Familien beantworten. „Wir haben eine sehr unterschiedliche Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Talenten, Fähigkeiten und Einsatzwünschen“, so Wans. Dabei ist es auch wichtig, dass die Gruppe der „Froschkönige“ zu rund einem Viertel aus Männern besteht.

„Väter gehen vollkommen anders als Mütter damit um, wenn ein Kind erkrankt oder behindert zur Welt kommt. Oft übernehmen sie die Aufgabe, weiter für die finanzielle Sicherheit der Familie zu sorgen. Um die Partnerin nicht zu belasten, versuchen sie dann oft alleine mit der Situation zurecht zu kommen. In einem Gespräch von Mann zu Mann fällt es manchmal leichter die Dinge anzusprechen, die belasten, und Lösungen zu finden, wie es trotz der schwierigen Situation weiter gehen kann“, so Nancy Gasper, Leiterin des stups-KINDERZENTRUM.

Da die „Froschkönige“ nicht wechseln, sondern über längere Zeit begleiten, können sie eine tragfähige Beziehung zur Familie aufbauen und – dank der intensiven Ausbildung – trotzdem die notwendige Distanz  wahren..

Die jetzt geschulten Begleiter haben sich vor rund zwei Jahren – auch dank der Unterstützung der Presse – gemeldet: „Wir hatten damals einen Info-Abend terminiert, den die Redaktionen dankenswerter Weise bekannt gemacht hatten. An dem Abend waren rund 90 Menschen hier im stups, weitere zehn hatten sich auf eine Warteliste eingetragen, weil sie verhindert waren“, erinnert sich Nancy Gasper, Leiterin des stups-KINDERZENTRUM.

„Wichtig: Diese ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit ist ein Zusatz zur pflegerischen Arbeit im Palliativ- und Hospizbereich. Sie ist für die betroffenen Familien kostenlos“, betont Diane Kamps. Die „Froschkönige“ können auch dann unterstützen, wenn das Kind ins Krankenhaus muss. Allerdings ist es vielen betroffenen Familien noch nicht bewusst, dass sie diese weitere Hilfsmöglichkeit in Anspruch nehmen können.

Die Schulung nach dem ALPHA-Modell hat verschiedenste Aspekte: Es geht zuerst darum, dass der angehende Ehrenamtler seine Motive zur Mitarbeit in der Kinder- und Jugendhospizarbeit klärt oder auch eigene Erlebnisse, Erfahrungen und den Umgang mit den Themen Abschied, Trennung, Verlust, Trauer, Krankheit, Sterben u. Tod reflektiert. Weitere Themen sind etwa

  • Ziel und Verständnis der Unterstützung
  • Fähigkeit Unterstützung zu geben und anzunehmen
  • verschiedene Rollen in der Begleitung von Familien
  • fehlgeleitete Unterstützung
  • Kommunikation, Wahrnehmung, systemische Gesprächsführung,
  • Leben, Krankheit, Sterben und Tod in den Augen der Kinder und Jugendlichen
  • Zeichen der Trauer, Trauerprozess bei Kindern u. Jugendlichen
  • Situation der Geschwisterkinder und Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse
  • Grundlagen für pflegerische Handreichungen (Ernährung und Atmung, Mobilität und Lagerung, Stärkung der Sinne, Hygiene, Umgang mit Notfallsituationen): Die Ehrenamtler dürfen in Absprache mit den Eltern pflegerische Tätigkeiten übernehmen
  • Sterbe- und Trauerbegleitung

 

Außerdem lernen die Ehrenamtler auch, zum Selbstschutz eine professionelle Haltung zu den Familien zu entwickeln. Als Unterstützung bei Problemen ist immer ein Ansprechpartner im stups-KINDERZENTRUM erreichbar.

 

Angel Wölfel (48 Jahre) ist seit Beginn der ehrenamtlichen Aktivitäten im stationären Kinder- und Jugendhospiz des stups-KINDERZENTRUM tätig. Der Frührentner war schon früher viel ehrenamtlich in der integrativen Kinder- und Jugendarbeit aktiv und hatte eine sinnvolle Tätigkeit gesucht. Auf die Möglichkeit zur ehrenamtlichen Mitarbeit sei er durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden, „zuerst musste ich mich mit dem Thema Schwesternschaft auseinandersetzen“, lächelt er. Dann konnte er direkt in den ersten Kurs einsteigen und kommt seit März 2015 zwei- bis dreimal pro Woche, auch am Wochenende, in das Hospiz. „Die Arbeit ist schön – und sie ist immer neu. Man muss sich neu auf die Kids einstellen, selbst wenn man sie eigentlich schon lange kennt“ meint er. Da sich die Kinder immer weiter entwickelten, sei jeder Tag anders. Derzeit hat er wenig Kontakt zu den Familien der Hospiz-Kinder, merkt aber doch, dass manchmal das Gespräch unter Männern für die Väter eine Hilfe sein kann.

Barbara Lehmann (45 Jahre, zwei Kinder) hat den zweiten Kurs absolviert. Sie betreut seit kurzem eine alleinstehende Mutter mit einem gesunden und einem schwerkranken Kind. Momentan sei sie noch in der Kennenlern-Phase, sagt sie.

Claudia Glauch (53 Jahre) ist Pädagogin und hat sich für die ehrenamtliche Tätigkeit entschieden, um auch ihre pädagogischen Erfahrungen einzubringen. Sie wird demnächst den Kurs zur Familienbegleiterin machen und ist jetzt im stationären Kinder- und Jugendhospiz eingesetzt. „Ich merke, dass ich den Kindern etwas geben kann und dann kommt von ihnen viel zurück. Bei jedem Kind sind intensive Begegnungen möglich. Meist übersehe ich die Behinderung und schaue einfach auf das, was die individuelle Persönlichkeit ausmacht“, beschreibt sie.

Alle drei sind sich einig, dass es wichtig ist, viel über die Kinder zu wissen, um ihren Bedürfnissen zu entsprechen. Glauch schildert ein Beispiel: Ein Kind habe das Essen verweigert, wenn es mit dem Löffel nahegebracht wurde. „Erst als wir wussten, dass das Mädchen gewohnt war, mit einer Gabel Essen zu erhalten, wurde es einfacher“. Eine andere Erfahrung ist, dass sich beide, Claudia Glauch und Angel Wölfel, um einen etwa Zwölfjährigen gekümmert hatten – und sie haben ihn auf ganz unterschiedliche Weise erlebt.

Familien, die sich auch eine kostenlose ehrenamtliche Familienbegleitung neben der professionellen Pflege wünschen, können sich an Bianca Wans wenden. Sie ist auch Ansprechpartnerin für diejenigen, die im ehrenamtlichen ambulanten Kinder- und Jugendhospiz mitarbeiten möchten. Ein weiterer Kurs nach dem ALPHA-Modell ist in Planung.

 

stups-KINDERZENTRUM der DRK-Schwesternschaft Krefeld

Bianca Wans, Koordinatorin Ehrenamt

Jakob-Lintzen-Straße 8, Krefeld

Tel.: 02151 / 7376-510

koordination@drk-schwesternschaft-kr.de

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