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Krefeld. Mehr als 100 Krefelderinnen und Krefelder haben auf dem Platz an der Alten Synagoge der Pogromnacht vom 9. November 1938 gedacht. „Wir wissen alle, was damals geschehen ist – und dennoch sprengt es unsere Vorstellungskraft“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer. „Wir kennen die Bilder und die Berichte über Plünderungen, Zerstörung und Mord – spätestens dieser Tag markiert den Beginn der Katastrophe: An jenem Tag ließen sich, wie Heinz Rudolf Kunze einmal formuliert hat, ‚die Schienen schon erahnen, an deren Ende Auschwitz lag‘.“ 

In seiner Ansprache erinnerte Frank Meyer an die berühmte Paulskirchenrede des Schriftstellers Martin Walser und die anschließende Diskussion um einen möglichen „Schlussstrich“ unter das Thema Vergangenheitsbewältigung. „Ich halte diese Debatte für gefährlich, denn sie suggeriert, dass es eine Halbwertszeit für die Gräuel der nationalsozialistischen Herrschaft gibt“, sagte Meyer. „Erinnern und Gedenken sind nicht nur Teil der menschlichen Natur, sie sind auch eine zivilisatorische Errungenschaft. Indem wir Geschichte nicht abhaken und zu den Akten legen, sondern sie wach halten und daraus lernen, werden wir auch unserer Verantwortung für Gegenwart und Zukunft besser gerecht.“ 

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Michael Gilad, erinnerte in seiner Rede an den Brand der vier Krefelder Synagogen. Er verwies auch auf die aktuellen Flüchtlingsbewegungen und forderte, Zeichen für ein friedliches Zusammenleben zu setzen. Abschließend sprach Rabbi Mendel Wagner ein gemeinsames Gebet. 

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