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Die Zeche Nordstern wurde bei der Bundesgartenschau 1997 in Gelsenkirchen mit in den Landschaftspark eingebunden

Kamp-Lintfort. Liebe Kamp-Lintforterinnen und Kamp-Lintforter,

den Plan des Bürgermeisters von Kamp-Lintfort, den Förderturm Schacht 1 auf dem ehemaligen Zechengelände für einen Euro von der RAG zu kaufen, den kann ich im Namen vieler Bergleute und als Bürger dieser Stadt Kamp-Lintfort nur unterstützen.

Der Förderturm von Schacht 1 und die geförderte Steinkohle haben dazu beigetragen, dass Kamp-Lintfort 1950 die Stadtrechte verliehen bekam. Eine 100-jährige Kohleepoche ist mit einem Völkergemisch an Bergleuten zum Symbol einer gelungenen Integration unserer Stadt geworden. Kamp-Lintfort ist nun einmal durch den Bergbau geprägt worden und das ist gut so.

So vielfältig und bunt, wie die Menschen jetzt aus 80 Nationen in unserer Stadt zusammen leben, so einzigartig hat sich auch die Kultur in Kamp-Lintfort entwickelt. Auf dem Landesgartenschau-Gelände 2020 sollte der Turm seinen Platz behaupten und als sichtbares Wahrzeichen erhalten bleiben. „Geschichte trifft Zukunft“ sollte ein Motto dieser Landesgartenschau 2020 mit „Kloster-Kohle-Campus“ werden.

Auf der rundum begehbaren Aussichtsplattform des Förderturms in ca. 65 Meter Höhe können Besucher nicht nur unsere Heimat von der schönsten Seite betrachten, nein, man kann auch im Inneren des Turms mit den beiden noch intakten Fördermaschinen die Technik der 50er Jahre im Bergbau bewundern. Ein toller Blick auf das Kloster Kamp und auf die modern gewordene Stadt entschädigt die Einwohner und zukünftigen Besucher.

Die Hochschule Rhein-Waal, das Einkaufscenter EK3, der neue Logistikstandort Logport IV auf dem 30 Hektar großen ehemaligen Kohlenlagerplatz sind mit Hinblick auf die Landesgartenschau  2020 alles starke Säulen und Wegweiser in die Zukunft mit demnächst neuem Rathausvorplatz, Kino und Bahnanschluss.

Mein familiärer Aspekt: Vier Generationen meiner Familie haben auf der Zeche Friedrich Heinrich gearbeitet. Mein Großvater hat am 1. Juli 1912 als Bergmann die erste Kohle auf diesem Bergwerk gefördert, später war mein Vater in der Förderung tätig. Mein Sohn hat auf diesem Bergwerk, auf dem auch ich zu diesem Zeitpunkt als Aufsichtsperson für Dieselfahrzeuge unter Tage tätig war, Elektriker gelernt und später mit Förderung der RAG Elektrotechnik in Bochum studiert.

Mein Sohn und ich haben dann gemeinsam auf einer Grubenfahrt für unsere Familie, genau am 01.Juli 2012 das letzte Stück Kohle aus 1000 Meter Tiefe ans Tageslicht geholt. Friedrich Heinrich war Lebensinhalt unserer Familie und deshalb sind wir der Meinung, dieser Förderturm mit der geförderten Kohle sind eng mit den Kamp-Lintfortern verbunden und deshalb sollte dieser Förderturm für Kamp-Lintfort auch als weit sichbares Wahrzeichen erhalten bleiben.

Ich bin stolz auf unsere Stadt und lebe sehr gerne hier in Kamp-Lintfort!

Liebe Grüße und Glückauf

Lutz Malonek, Kamp-Lintfort

 

“Geschichte trifft Zukunft“

1900 Die Gemeinde Lintfort hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 1.000 Einwohner.

1907 Das Gelände des Bergwerks entstand mit Sand und Kies vom Baggerloch Pappelsee.

1912 Das Bergwerk Friedrich Heinrich hat am 01. Juli 1912 mit der Kohleförderung in 350 m und 400 m Teufe und einer Leistung von anfänglich 50  bis 1.100 Tonnen täglich begonnen. Mit dem Bergbau und der geförderten Kohle begann der Aufstieg der Gemeinde Lintfort.

1950  Kamp-Lintfort bekam am 07. Januar 1950  im Namen der Landesregierung NRW das Recht zugesprochen, künftig die Bezeichnung Stadt zu führen!

1955 Auf Friedrich Heinrich mit dem Umbau von Schacht 1 bei ungedrosselter Kohleförderung zu einer Großförderanlage begonnen. Dem alten 45m hohe Fördergerüst aus Stahl wurde buchstäblich ein Betonförderturm von 79 m übergestülpt, der dann zwei neue Fördermaschinen zu tragen hatten. Eine Meisterleistung der Bergbau – Ingeneure!

1957 hatte das Bergwerk Friedrich Heinrich den höchsten Beschäftigungsstand in seiner Geschichte zu verzeichnen. Auf dem Bergwerk arbeiteten zu diesem Zeitpunkt 8588 Menschen, davon waren 4989 als Bergmänner in der Grube beschäftigt. Die Industriebauten veränderten nicht nur die damalig Landschaft, sondern prägten auch stark das wirtschaftliche Leben der damaligen Gemeinde.

1958 der Umbau von Schacht 1 zum Stahlförderturm mit zwei ca.16 Tonnen schweren Vierseilfördermaschinen  ist am 01. Januar beendet worden. Nach der Inbetriebnahme der Turmförderung auf Friedrich Heinrich, die nun eine Tagesförderung von 21.000 Tonnen Kohle umfasste, wurde dieser Schacht 1 in Kamp-Lintfort zum modernsten und leistungsstärksten Schacht der Welt.

1998 wurde in über 1.000 m Teufe ein 430 m langer Streb förderfertig hergerichtet. Bei 20.262 t verwertbarer Tagesförderung erzielte die Mannschaft im März 1998 einen Weltrekord.

2012 politisch so gewollt wurde am 21. 12. 2012 auf dem Bergwerk die letzte Kohleschicht verfahren und die Förderung eingestellt. Am 31.12. 2012 wurde dann das Bergwerk West für immer geschlossen.

 

Förderturm Schacht 1 in Zahlen

– Anzahl:                                     2
– Treibscheibe:                            4,5 m Durchmesser
– Vierseilanlage
– Nutzlast:                                   18t
– Höchstgeschwindigkeit
        – Güterförderung:                8/18 m/s
        – Seilfahrt:                           12 m/s
– Hersteller:                                 BBC
– Baujahr:                                    1956
– Energieart:                                elektrisch
– Leistung eff.:                            3200 kW
– Drehzahl:                                  67,9 Upm
– Elektr. Antrieb:                        Gleichstrom
– Spannung:                                850 V
– Strom:                                      4050 A
– Steuerung/Regelung
        – Güterförderung:               Automatik/Hand
        – Seilfahrt:                          Hand

Anmerkung der Redaktion: Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion veröffentlicht keine anonymen Leserbriefe und behält sich Kürzungen vor.

InfoKlick: leserbriefe@lokalklick.eu

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