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Oberhausen. Nachdem die Alternative für Deutschland, AfD, die großen Säle der Luise-Albertz-Halle in Oberhausen für ihren Landesparteitag am 29. Januar angemietet hat, äußerte sich am Freitag Yusuf Karacelik von der Linken.Liste kritisch (LokalKlick berichtete). Die Forderung, den Mietvertrag zu kündigen, unterstreicht der Vorsitzende von Willkommen in Oberhausen (WiO), Klaus Roll, in einem Brief von Freitagabend an den zuständigen OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt und Oberbürgermeister Daniel Schranz.

 

Zur objektiven Meinungsbildung stellte Klaus Roll der Redaktion den Brief ungekürzt zur Verfügung:

“Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Schmidt,
als Bürger der Stadt Oberhausen, als Mitglied des Bürgerrates und als Vorsitzender des Vereins “Willkommen in Oberhausen – WiO” entnahm ich heute, mit großem Unverständnis und Wut, der Tagespresse, dass die AfD am 29.01.2017 hier in Oberhausen, im CongressCentrum oder wie wir früher mal sagten in der “guten Stube” der Stadt, ihren 13. Landesparteitag durchführen will.
 
Die AfD, die mit ihren rassistischen, fremdenfeindlichen und rechtspopulistischen Parolen für eine Gesellschaft steht, die es beispielsweise tolerabel findet, an den Grenzen auf geflüchtete Menschen zu schießen, bekommt also mit Ihrer Hilfe die Möglichkeit, ihre unsäglichen Parolen hier in Oberhausen zu diskutieren und sich unter anderem auf die Wahlen im Jahr 2017 vorzubereiten.
 
Ausgerechnet hier in Oberhausen, wo wir ein ganz breites Bündnis haben, welches sich gegen Fremdenfeindlichkleit, Rassismus, Rechtspopulismus und Nazis engagiert. Auch unter Beteiligung der Stadtverwaltung und der im Rat der Stadt vertretenen Parteien übrigens.
 
Schade, nein sehr ärgerlich, dass eine Institution wie das CC-Oberhausen, unter dem Mantel der Stadttochter OGM, eine solche Veranstaltung möglich machen will. Ich fordere Sie eindringlich auf, den Vertrag mit der AfD umgehend aufzukündigen und die Veranstaltung zu verhindern.
 
Oberhausen ist eine Stadt, in der viele Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Erde friedlich miteinander leben, ja, immer gelebt haben. Oberhausen hat u.a. mit den Menschen, die sich z.B. in Geflüchteten-Initiativen für ein friedliches Zusammenleben und die Integration der Neu-Bürger einsetzen, eine Willkommenskultur entwickelt und geschaffen, die durch die trennenden Hetzereien der AfD nicht gefährtet werden darf. Populisten dürfen hier keinen fußbreit Platz erhalten, um ihre Hetze zu verbreiten. Es darf ihnen kein Raum zur Verfügung gestellt werden, in dem sie ihre kruden Vorstellungen diskutieren und weiterentwickeln können.
 
Oberhausen bietet Vielfalt statt einfältiges Stammtischgerede und das muss auch so bleiben.
 
Die üblichen Antworten, dass die Räume zur Verfügung gestellt werden müssen, weil auch andere sie nutzen, sollten Sie nun nicht wieder bemühen.
 
Ohne den Versuch, Rückgrat zu zeigen, haben Sie natürlich schon im Vorfeld verloren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
 
In diesem Sinne und in der Erwartung, dass Sie sich noch einmal mit der Entscheidung bzgl. der Vermietung der “guten Stube” befassen, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
 
Klaus Roll
 
P.S.: Die Namensgeberin würde sich im Grabe umdrehen, wenn Sie von der Veranstaltung Kenntnis bekommen könnte. Keinen Fußbreit den Faschisten, Rechtspopulisten, Fremdenfeinden und Rassisten.”
 
Derweil wird im Sozialen Netzwerk Facebook heftig über die Forderung der Kündigung des Mietvertrags diskutiert. Nicole A. erklärt zum Beispiel: “Demokratie geht anders. Wer sich an Gesetze hält, darf nicht so behandelt werden. Auch wenn die politischen Ansichten anders sind. Diese Vorgehensweise ist keine politische Auseinandersetzung und bestärkt die AfD nur.” Unterstützung findet ihre Ansicht bei Thomas B. mit “Echte Demokratie funktioniert nur, wenn man sich mit dem politischen Gegner in Wort und Schrift auseinander setzt. Aussperrung hat noch nie funktioniert, schon gar nicht bei blinden und tauben Gefolge. Oberhausen sollte mutig genug sein und abgestimmt wird in den Wahlurnen.” Ralf W. zeigt Verständnis für die Forderung der Linken und kommt im Diskussionsverlauf über rechtsnationale Sammelbecken und Schlägertrupps zu dem Schluss: “Alleine schon deshalb würde ich die nicht in unsere Stadthalle lassen.”
 
Unter leserbriefe@lokalklick.eu nimmt LokalKlick gerne Ihre sachlich formulierte Meinung entgegen und wird diese an das OGM-Management, den Oberbürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat zur Beantwortung weiterleiten.
 
 
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