Anzeigen

Duisburg/Voerde. Wenn es früh um sieben an der Tür klingelt, weiß Julius Z. (Name geändert): Das kann nur eine sein. Die Mitarbeiterin vom LVR-HPH-Netz Niederrhein, die ihn morgens bei der Medikamenteneinnahme unterstützt. Und die außerdem Zeit hat, mit ihm den Tag durchzusprechen, wenn Julius das möchte, und auch sonst genau weiß, wo den jungen Mann der Schuh drückt und er Unterstützung braucht. Weil sie ihm in allen Lebenslagen zur Seite steht. Julius lebt in einer Wohngemeinschaft mit drei anderen jungen Männern mit Behinderung und sie profitieren von einem besonderen Angebot des LVR-HPH-Netzes Niederrhein: von den sogenannten „Hilfen aus einer Hand“.  

Bei diesen Hilfen aus einer Hand werden pädagogische Unterstützung und ambulante Pflegeleistungen von einem Dienstleister erbracht und nicht von zweien. „Wir haben ein Team aus Mitarbeitenden, das im Rahmen der ambulanten Hilfen beides, also die Leistungen zur Teilhabe und die Leistungen der ambulanten Pflege, erbringt. Um dies aus einer Hand erbringen zu können, haben wir einen eigenen Ambulanten Pflegedienst gegründet.“, sagt Paulina Baumers, beim LVR-HPH-Netz Niederrhein als Mitarbeiterin im Regionalmanagement unter anderem für das Ambulant Betreute Wohnen im Raum Duisburg und Voerde-Spellen zuständig. Davon profitierten alle. In erster Linie die Menschen im Ambulant Betreuten Wohnen. Sie hätten feste Bezugspersonen, „müssen sich nicht ständig auf wechselnde Personen einstellen“. 

Wie in der Wohngemeinschaft von Julius. Hier haben sich vier junge Männer gefunden, die fast zeitgleich mit dem Wunsch, in eine eigene Wohnung zu ziehen, an das LVR-HPH-Netz Niederrhein und die KoKoBe Duisburg-West, herantraten. Alle vier wollten mit anderen gemeinsam  in einer eigenen Wohnung wohnen.  

Für Paulina Baumers keine Überraschung, „denn gerade jüngere Menschen mit Behinderung haben häufig den Wunsch, selbstständig zu wohnen und zu leben.“ Wer diesen Wunsch äußere, solle ihn auch umsetzen können, denn der Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen stehe im Mittelpunkt.  

Da liegt es auf der Hand, dass das WG-Quartett nicht einfach willkürlich zusammengewürfelt wurde. Es gab mehrere Kennenlerntreffen, um herauszufinden, ob sich alle ein Zusammenleben vorstellen können“. Die Wohnungssuche gestaltete sich nicht einfach, schließlich musste die Wohnung vier gleich große Räume haben, für jeden ein Zimmer, dazu noch eine Küche und einen Raum für alle. Bei einer Wohnungsgenossenschaft gab es die Lösung: aus zwei mach eins, sprich, zwei kleinere Wohnungen wurden zusammengelegt. 

Die Vier werden individuell nach ihren Wünschen und Vorstellungen durch ein festes Team begleitet. „Wer so unterstützt wird, muss sich nicht ständig an neue Gesichter gewöhnen, es entsteht eine engere und vertrautere Beziehung als beim klassischen Zwei-Säulen-Modell mit pädagogischer Unterstützung und Pflege. Das multiprofessionelle Team bringt sowohl die pädagogischen als auch pflegerischen Kenntnisse mit, die bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen gefragt sind. Und: Auch die gesetzlichen Betreuungen und Familienangehörigen profitierten von diesem besonderen Modell. „Sie haben nur noch eine Ansprechpartnerin bzw. einen Ansprechpartner.“ 

In Julius’ WG trägt die intensive individuelle Unterstützung Früchte. Anfangs, sagt Paulina Baumers, habe es sehr viele Gespräche gegeben, wie der Alltag sinnvoll gestaltet werden könne, wer welche Vorlieben, welche Abneigungen habe. Inzwischen habe sich das Quartett gefunden, unternimmt oft Dinge gemeinsam, dann sind wieder nur zwei der Jungs gemeinsam aktiv, je nachdem, wer gerade worauf Lust hat. Der Alltag funktioniere. Wenn es mal nicht läuft, stehen die Mitarbeitenden bereit. Und dass nicht nur morgens um sieben. Nähere Informationen zu den „Hilfen aus einer Hand“ im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens für den Raum Duisburg und Voerde-Spellen erhalten Interessierte bei Paulina Baumers telefonisch unter 0152 09317403 oder per Mail an paulina.baumers@lvr.de

Beitrag drucken
Anzeige