Krefeld. „Die letzten Tage waren wir in Peking. Wir sind dort wir Promis empfangen worden“, berichtet Christa Tschibangu immer noch freudig irritiert. Auch als sie auf der Chinesischen Mauer eine Deutschlandfahne zückte, wollten gleich mehrere Chinesen, ein Foto mit ihr machen. „Die dachten, das ist vielleicht die einzige Chance, einen Ausländer zu fotografieren“, so die 16-Jährige. Zwei Wochen hat die Schülerin des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums in Fischeln bei einem Schüleraustausch China kennengelernt. Sie wurde dabei von der Bürgerstiftung Krefeld finanziell unterstützt. Gemeinsam mit anderen Stipendiaten berichtete Tschibangu nun Oberbürgermeister Frank Meyer im Rathaus von ihren Eindrücken und Erlebnissen. Bei ihren Auslandsaufenthalten wollten sie vor allem ihre Sprachkenntnisse verbessern und Kontakte knüpfen. „Ihr seid dabei tolle Botschafter unseres Landes und unserer Stadt“, so Frank Meyer.
Christa Tschibangu lernt seit vier Jahren Chinesisch und so konnte sie sich mit ihren „Mitschülern“ auch in deren Landessprache unterhalten. Ihre erste Woche lebte sie in Hangzhou im Osten Chinas. „Es ist sehr unwahrscheinlich in der Provinz Ausländer zu sehen“, so die Schülerin. Deswegen seien die chinesischen Schüler bei dem Kennenlernen sehr aufgeregt gewesen. Als etwas befremdlich schildert sie den Schulalltag in Hangzhou: Die Klassenräume seien nicht geheizt und deshalb stets kalt. Von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends gehe der Unterricht. Auf den Schülern liege ein hoher Erfolgsdruck. „Jeden Tag wird ein Test geschrieben – jeden Tag“, betont die 16-Jährige. Die täglichen Anforderungen seien so anstrengend, dass die meisten Schüler während der einstündigen Mittagspause schlafen würden. „Dann ist es in der Schule ganz still“, erinnert sie sich. Eine gänzlich andere Lebenswelt lernte auch Philip Solmierzik kennen. Der Schüler des Uerdinger Stadtpark Gymnasiums wohnte zehn Monate bei einer Gastfamilie auf einer US-Air Base in Arizona. Die besonderen Umstände seines Wohnortes wurden dem Schüler jeden Tag bewusst: Auf seinem Heimweg von der Highschool oder von Freunden galt es stets einen Zwischenstopp einzulegen. Weil er keinen Ausweis für das Militärgelände erhielt, mussten seine Gasteltern ihn immer am Besucherzentrum abholen. Seinen Schulalltag gestaltete er sich unter anderem mit viel Sport. „Ich habe dort Football gespielt, das wollte ich immer schon mal ausprobieren“, sagt der 17-Jährige. Mit seiner Gastfamilie unternahm er zudem einige Reisen durch die USA.
„Ich hatte sehr viele Klischees im Kopf“, sagt Volker Peter Strauß. „Es hat aber kein einziges Mal geregnet und das Essen war auch gut“, berichtet der 15-Jährige verschmitzt. Der Schüler des Gymnasiums Fabritianum in Uerdingen besuchte zwei Wochen eine Sprachschule im englischen Hastings an der Kanalküste. Dort lernte er mit vielen Jugendlichen aus anderen Ländern. „Das hatte den Vorteil, dass wir Englisch sprechen mussten“, so Strauß. Ein Ausflug führte ihn auch nach London, einen Tag nach der Brexit-Entscheidung. „Plötzlich standen wir mitten in einer Demonstration“, berichtet der Schüler. Kurzerhand haben sie sich angeschlossen und für das vereinte Europa demonstriert.
Die Bürgerstiftung Krefeld widmet sich neben kulturellen und ökologischen Anliegen besonders der Bildung und Förderung von Kindern und Jugendlichen, sowie generationsübergreifenden Projekten. „Die Bürgerstiftung macht eine unglaubliche wertvolle Arbeit für Krefeld“, lobt der Oberbürgermeister das Engagement. Für die Sprachreisestipendien sucht die Stiftung weitere Spender. Die Unterlagen für die Bewerbung um ein Sprachreisestipendium und weitere Informationen stehen im Internet unter www.buergerstiftung-krefeld.net unter dem Stichwort „Projekte“.