Stefan Krämer, Geschäftsführer der ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (ENNI) (Foto: jpm.de)
Anzeige

Moers/Neukirchen-Vluyn. Die Energiewelt dreht sich immer schneller. Die Energiewende mit all ihren Nebenwirkungen, ein harter Wettbewerb und die Folgen des demografischen Wandels bedrohen unverkennbar die Zukunft deutscher Stadtwerke – unabhängig von deren Größe. Einige wie die ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (ENNI) entwickeln sich aber gegen den negativen Trend. Deren Geschäftsführer Stefan Krämer verkündete bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz das fünfte Rekordergebnis in Folge und fühlt sich so in seiner Wachstumsstrategie bestätigt. Die bringt Gesellschaftern wie den Städten Moers und Neukirchen-Vluyn erneut Millionenbeträge und einen weiter gestiegenen Wert des Unternehmens. So betonte Krämer bei der Präsentation der Unternehmenszahlen, dass ENNI heute auf vielen Standbeinen stehe und längst nicht mehr so „stromlastig“ wie in ihren Gründertagen sei. „Ich bin sicher: Den Wandel der Branche überlebt nur, wer sich nicht auf dem Kerngeschäft ausruht, sondern in guten Zeiten nach neuen Aufgaben sucht“, vermeldete Krämer dabei noch einen Paukenschlag: „Wir haben uns bei der Vergabe der Gaskonzession im niederrheinischen Uedem gegen mehrere Wettbewerber durchgesetzt. Bürgermeister Reiner Weber hat uns soeben mitgeteilt, dass wir im Ausschreibungsverfahren um das Gasnetz erstmals auch in einer Gemeinde des Kreises Kleve die Nase vorn hatten.“

Mit Erfolg stemmt sich der Moerser Energieanbieter seit Jahren gegen den drohenden Schrumpfkurs. Die Strategie zu neuen Themen scheint der Königsweg, durch den dem Unternehmen trotz stabiler Energie- und Wasserpreise 2016 mit jetzt knapp 180 Millionen Euro erneut ein Rekordumsatz gelang. Auch beim Ergebnis erreichte ENNI eine neue Höchstmarke. Das sprang erstmals vor Steuern über die 18-Millionen-Euro-Hürde. Das Energiegeschäft blieb dabei dominant, die Stromversorgung weiter die stärkste Sparte. Auch hier konnte ENNI mit 509 Millionen verkauften Kilowattstunden einen neuen Rekord aufstellen. Dazu verhalfen bundesweite Vertriebserfolge, erstmals auch mit einem deutlichen Zuwachs an Privatkunden. Insgesamt erzielt ENNI bundesweit mit Tausenden privaten und gewerblichen Kunden mittlerweile rund 30 Prozent ihres Stromabsatzes. Auch im Gasgeschäft gelang ein deutliches Absatzplus von fast sieben Prozent. Hier kletterte ENNI erstmals über die 800 Gigawattstunden-Marke. Dabei wirkten bundesweite Vertriebserfolge vor allem bei Privatkunden, wodurch ENNI Absatzzahlen bundesweit verdreifachen konnte. Das Wassergeschäft blieb nahezu stabil, übersprang aber wieder die Sieben-Millionen-Kubikmeter-Absatzmarke. Die Wärmesparte blieb hingegen auch durch die Übernahme des Netzes in Neukirchen-Vluyn weiter im Aufwind und legte erneut um sieben Prozent zu. Für Krämer zudem erfreulich: „Wir haben uns 2016 bei einem Nahwärme-Projekt durchgesetzt, bei dem wir mit einem hocheffizienten Blockheizkraftwerk in Moers ein komplettes Neubaugebiet über ein Contracting-Modell versorgen.“ Nicht zuletzt trug auch die sich seit Jahren gut entwickelnde Sparte Handel, Beteiligungen, Dienstleistungen zum Rekordergebnis bei. Besonders hier erntet ENNI heute die Früchte ihrer Wachstumsstrategie. Dabei blieb das Dienstleistungsgeschäft stabil, die Beteiligungserträge überstiegen erneut die Millionen-Euro-Marke. Besonders erfolgreich sind hier die Beteiligungen an der ENNI Solar, der Biokraftgesellschaft Moers/Dinslaken und der Fernwärme Niederrhein. Auch als Anbieter kaufmännischer und technischer Dienstleistungen blieb ENNI gefragt. Hier zählen Unternehmen der ENNI-Gruppe, die Stadtwerke Dinslaken oder die Biokraftgesellschaft Moers/Dinslaken zum Kundenkreis. Neu: Nachdem ENNI bereits seit 2012 für die Deutsche Telekom Hausanschlüsse montiert, agiert sie seit 2016 in diesem Bereich auch für den Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Und noch ein neues Dienstleistungsgeschäft konnte ENNI gewinnen: Seit April 2016 übernimmt das Unternehmen für die Netzwerke Xanten (NWX) zahlreiche kaufmännische und technische Dienstleistungen in einem Wärmeprojekt und soll dieses sukzessive weiterentwickeln.

Insgesamt erzielte ENNI so ein herausragendes Ergebnis. Die Region profitierte dabei nicht nur durch den Jahresüberschuss. Vielmehr investierte ENNI über elf Millionen Euro in die Sicherheit der Netze und neue, vor allem regenerative Projekte. „Mit dem Windpark Repelen und dem Windpark vor und auf der Bergehalde Kohlenhuck machen wir dabei die Energiewende für Menschen in unserer Region erlebbar.“ Letzteren wird ENNI am 9. September bei einem BürgerWindTag interessierten Bürgern erstmals vorstellen. „Ein besonderes Ereignis, in einem Gebiet, das Bürgern sonst verschlossen bleibt.“ Letztlich stärkt das Ergebnis auch die heimische Wirtschaft, da ENNI 2016 für mehr als elf Millionen Euro Waren und Dienstleistungen am Niederrhein beschaffte. Davon profitiert der regionale Arbeitsmarkt mit umgerechnet rund 233 Arbeitsplätzen. Bei ENNI direkt waren 2016 durchschnittlich 213 Mitarbeiter beschäftigt. Auch Kunden sehen die Entwicklung bei ENNI positiv. „Die unterdurchschnittliche Preispolitik und unsere Motivation, ökologische Themen voranzutreiben, kommen an“, weiß Stefan Krämer aus der Marktforschung. Dabei ist ihm wichtig, dass ENNI trotz aller Expansionsthemen für Moerser und Neukirchen-Vluyner ein Unternehmen zum Anfassen bleibt. So setzt er weiter auf Kundenzentren vor Ort und viele Serviceangebote. Und die wird ENNI weiter ausbauen. So wird das Unternehmen in Kürze eine noch lesefreundlichere Rechnung einführen. „Das bisherige Aussehen hatten Kunden in der jüngsten Marktforschung kritisiert.“ Und auch ein Kundenportal mit vielen Onlinediensten baut ENNI bis Herbst auf. „Damit bleiben wir am Puls der Zeit und kommen Kundenwünschen nach einer fortschreitenden Digitalisierung nach.“

Die Zukunft sieht Krämer zwar positiv, es gebe aber Fragezeichen. Der Energieexperte ist überzeugt, dass der Druck auf Stadtwerke weiter zunimmt. Der Gewinn der Konzession in Uedem ist für ihn dabei ein positives Signal, dass sein Unternehmen weiter auch außerhalb von Moers und Neukirchen-Vluyn erfolgreich bleiben kann. Ein Selbstläufer ist die gute Entwicklung aber nicht. Die Veränderung in der Energiebranche beschleunigt sich. „Die Energiewelt wird immer grüner, dezentraler und digitaler. Darauf stellen wir uns ein und wollen weiter innovative Geschäftsmodelle entwickeln.“ Insgesamt sieht Krämer gute Perspektiven, auch auf weiter steigende Kundenzahlen. Die prognostiziert er allein für 2017 auf bis zu 15.000 Neukunden. Mit Blick auf Aktivitäten der Zukunft hat er auch den Telekommunikationsmarkt im Visier. 2016 stieg ENNI deswegen in diesem Segment erstmals in das Endkundengeschäft ein. Eine Studie hatte vor allem bei Kunden mit hohem Bandbreitenbedarf in den Gewerbegebieten Moers-Hülsdonk und Genend wirtschaftliches Potenzial ausgemacht. „Hier versorgen wir mittlerweile die ersten Betriebe mit konkurrenzlosen Bandbreiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde.“ Und auch die führende Rolle als Treiber der Energiewende am Niederrhein will Krämer ausbauen. Mit einem neuen Solarpark in Moers-Vinn könnte hier ein weiteres Leuchtturmprojekt gelingen. „Nachdem die Stadt hierzu den Weg zu einem geänderten Flächennutzungsplan freigemacht hat, beteiligen wir uns erstmals am neuen gesetzlichen Ausschreibungsverfahren. Hier wissen wir schon bald, ob wir den Zuschlag der Bundesnetzagentur für eine Förderung bekommen.“ Denn die ist laut Krämer wichtig: „Unsere Aktivitäten müssen stets wirtschaftlich sein, um der Region dauerhaft Erträge liefern zu können.“

Beitrag drucken
Anzeigen