Ein Chefarzt der anpackte: Beim Einbau des hochmodernen 320-Zeilen-Computertomographen half Chefarzt Dr. Bender vor ein paar Jahren höchstpersönlich mit, das tonnenschwere Gerät zu installieren (Foto: KBM/Archiv)
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Moers. Dr. Hans Bender geht. Der langjährige Chefarzt der Radiologie und Nuklearmedizin im Krankenhaus Bethanien wurde am Freitag (23.6.) feierlich in den Ruhestand verabschiedet. „Chefarzt Hans Bender prägte über ein Vierteljahrhundert lang die Radiologie in Bethanien“, so Otfried Kinzel, Vorsitzender des Bethanien-Stiftungsrates. Bei einer Feierstunde in der Krankenhaus-Kapelle würdigten Bernd Böing als Stellvertretender Vorsitzender der Bethanien-Stiftung und Dr. Thomas Voshaar als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses die Verdienste des 65-jährigen Mediziners. „Das so viele Wegbegleiter Dr. Benders zur Verabschiedung gekommen sind, zeigt seine hohe Wertschätzung“, sagte Böing in der vollbesetzten Kapelle. Dr. Thomas Voshaar lobte die selbstverständliche kollektive und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Chefarztkollegen Bender in Bethanien stets ausgezeichnet habe. Krankenhaus-Seelsorgerin Anke Prumbaum sprach über die gute „Flur-Nachbarschaft“ mit dem Radiologen. Ihr Büro befindet sich gleich neben dem Büro des Chefarztes der Radiologie. Für einen würdigen musikalischen Abschluss sorgte der Duisburger Chor Gospel in Blue.

Als angehender Pensionär blickte Dr. Hans Bender in seiner Abschiedsrede auf die Entwicklung seiner Abteilung und die Entwicklung seines Fachgebiets zurück. Sein Dank ging an das Team, aber auch an den Dienstherren, insbesondere an Krankenhausdirektor Wolfgang Kupferschmidt sowie den Stiftungsratsvorsitzenden Otfried Kinzel. Auch dem langjährigen Stiftungsratsvorsitzenden Karl-Heinz Tenter, der im Frühjahr satzungsgemäß aus dem  Stiftungsrat ausgeschieden war, dankte Dr. Bender.

In seiner 25-jährigen Tätigkeit in Bethanien war Dr. Hans Bender zunächst als Oberarzt und seit 21 Jahren als Chefarzt der Radiologie tätig. Seit dem Jahr 2007 verantwortete er zudem die Nuklearmedizin, die er von Vorgängerin Dr. Vera Schwarzhoff übernahm und erfolgreich in ihrem Sinne weiterführte. Aus der Bethanien-Radiologie machte er in den folgenden Jahren eine Abteilung von überregionaler Bedeutung. Mit dem Einbau des 320-Zeilen-Computertomografen vor vier Jahren hievte Dr. Bender die Fachabteilung seinerzeit an die Spitze der medizinischen Bildgebungsverfahren in Deutschland – nur eine handvoll weiterer Krankenhäuser in Deutschland verfügten damals über einen solchen Supercomputer der neuesten Generation.

„Durch die verbesserte Technik können wir bereits seit Jahren Organe dreidimensional am Computer rekonstruieren und darstellen“, sagt Dr. Bender. „Wir können die Organe auf dem Bildschirm von allen Seiten betrachten. Das ist ein Meilenstein in Diagnose und Therapie und ein Segen für die Patienten, denen manche andere Untersuchung damit erspart bleibt.“ Dauerte eine Untersuchung mit den ersten Computertomographen noch gut eine halbe Stunde – in der die Patientinnen und Patienten auf Kommando immer wieder die Luft anhalten mussten, damit die Bilder nicht verwackeln – entstehen die Aufnahmen heute im Bruchteil einer Sekunde. „Die Bilder werden zwischen zwei Herzschlägen gemacht und sind gestochen scharf“, erklärte Dr. Hans Bender dieser Tage bei einem Abschiedsrundgang durch seine Abteilung mit Moerser Journalisten. Mit dem ersten CT-Gerät habe man im Jahre 1991 rund 3.000 Patienten im Jahr untersuchen können. Mit den neuen Geräten schaffe die Radiologie mehr als die vierfache Zahl.

Der gebürtige Detmolder hatte seine Facharztausbildung in den Disziplinen Strahlentherapie, Radiologie und Nuklearmedizin in den achtziger Jahren an der Universitätsklinik Düsseldorf absolviert. Im Anschluss begann er seine Tätigkeit als Oberarzt in der Radiologie Bethanien. Obwohl sich die Abteilung zu diesem  Zeitpunkt noch im Aufbau befand, war die damals großzügige Gestaltung der Räumlichkeiten zukunftsweisend. So war es später möglich, neue Hochleistungsgeräte, insbesondere einen Magnetresonanztomografen (MRT) und den hochmodernen 320-Zeilen-Computertomografen zu installieren. „Auch wenn beim Einbau für die tonnenschweren Riesengeräte immer mal eine Wand fallen und anschließend von unserer Haustechnik meisterlich wieder hochgezogen werden musste“, erinnert sich der Mediziner.

Für den Sohn eines Textilfabrikanten aus dem Westfälischen waren der Berufswunsch Mediziner übrigens nicht von vorneherein klar. Der Beginn des Studiums der Germanistik und Anglistik war auch eine Zeit der Selbstprüfung für ihn. Die Universitäten damals waren von der 68er-Studentenrevolte geprägt, der Studienbetrieb erschien ihm zu unorganisiert und zu chaotisch, die theoretischen Debatten zu abgehoben. Er wollte „Kontakt zu den entscheidenden Dingen des Lebens“ haben und sattelte um in die Medizin. Als Arzt praktizieren, mit Patienten zu tun zu haben „etwas Handfestes tun“, wie er sagt. Die Radiologie, in der die Diagnose in der Regel durch Aufnahmen aus dem Körperinneren gestellt werden, war letztendlich genau die richtige Fachrichtung für ihn. „Ich bin ein stark visuell ausgerichteter Mensch“, sagt er über sich selbst.

Wenn er nun  den Ruhestand antritt, geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Auf der einen Seite verlasse ich viele nette Kolleginnen und Kollegen, auf der anderen Seite, freue ich mich auf mehr Freizeit.“ Er möchte viel Zeit für seine Familie haben, auf Reisen gehen und sich vielleicht wieder einen Hund zulegen. Im Fitness-Center habe er sich bereits angemeldet, und dann ist da noch das Ferienhaus in Spanien, um das er sich regelmäßig kümmern muss. Dementsprechend gab es zur Einstimmung auf den Ruhestand bei der Abschiedsfeier in Bethanien spanische Tapas und alkoholfreie Sangría. Hasta luego, Doktor Bender!

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