v.l. Klaus-Peter Wandelenus, Vorstand Technik DVG, Bürgermeister Manfred Osenger und Planungsdezernent Carsten Tum schneiden die Geburtstagstorte an (Foto: privat)
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Duisburg. Gestern vor 25 Jahren, nämlich am 11. Juli 1992, wurde der erste unterirdische Teilabschnitt der Stadtbahn mit den vier U-Bahnhöfen in der Innenstadt sowie der Station Duissern in Betrieb genommen. Anlässlich des Jubiläums hatte die Stadt Duisburg zu einem kleinen Empfang ins Rathaus geladen.

Die Inbetriebnahme der Stadtbahn markierte nach 17-jähriger Planungs- und Bauzeit zwei wichtige Ziele: Die Duisburger Innenstadt als attraktives Zentrum neu zu gestalten und dem zunehmenden innerstädtischen Individualverkehr mit einer modernen und leistungsfähigen Alternative zu begegnen. Die Stadtbahn hat das Gesicht der Duisburger Innenstadt völlig verändert. Die Königstraße, vom Autoverkehr befreit und der oberirdischen Gleisanlagen entledigt, konnte sich zum Großstadtboulevard mit Alleecharakter entwickeln, der durch die Brunnen namhafter Künstler sein unverwechselbares Bild erhielt.

Oberbürgermeister Sören Link betont anlässlich des Jubiläums die Bedeutung der Stadtbahn für die Mobilität in der Stadt: „Mit dem Bau hat Duisburg den Weg zu einem modernen und leistungsfähigen ÖPNV eingeschlagen. Die unterirdische  Führung im Tunnel hat die Voraussetzungen für eine attraktive Innenstadt, besonders für die nun fußläufige Königstraße, geschaffen. Die Eröffnung vor 25 Jahren war einer der wichtigsten Meilensteine der Stadtentwicklung in Duisburg.“

Planungsdezernent Carsten Tum ergänzt: „Mit der Inbetriebnahme der Nordstrecke im Jahr 2000 stieg die Leistungsfähigkeit noch einmal erheblich. Für die jetzt notwendigen Sanierungen und Nachrüstungen sind die Mittel bereitgestellt, das Zugsicherungssystem kann erneuert werden und die Mittel für neue Fahrzeuge sind ebenfalls in Sicht. Die Weichen in die Zukunft sind gestellt.“

Zur Historie

Der erste regelmäßige Personennahverkehr wurde 1881 mit Hilfe einer Pferdebahn zwischen Duisburg und dem damals noch selbstständigen Ruhrort aufgenommen. Bereits 1882 folgte die erste Dampflinienbahn vom Kuhtor bis zur Monning. 1899 wurde die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn GmbH gegründet. 1900 fand die Aufnahme des ersten regelmäßigen Betriebes zwischen Duisburg und Düsseldorf statt. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Streckennetz der Duisburger Bahnen stetig erweitert, bis es 1930  seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Seit 1932 verkehrte dann die D-Bahn von Duisburg nach Düsseldorf. 1940 fusionierten die drei Straßenbahngesellschaften „Duisburger Straßenbahnen GmbH“, „Kreis Ruhrorter Straßenbahn AG“ und die „Hamborner Straßenbahn“ zur DVG.

Mit der Zunahme des motorisierten Individualverkehrs in den sechziger Jahren musste für die Ballungsräume ein alter-natives, konkurrenzfähiges Nahverkehrsmittel eingeführt werden, um den Verkehrskollaps auf der Straße zu verhindern. Landesplanerische Zielsetzung für die Region Rhein-Ruhr war die Förderung des schienengebundenen Personennahverkehrs. Ein eigenständiges Verkehrsmittel, das unabhängig vom Straßenverkehr, städteübergreifend geführt wird und damit deutlich schneller fahren kann, wurde als „Stadtbahn“ in der Region geplant und eingeführt. Die Reduzierung der Fahrzeiten war Handlungsmaxime bei den Planungen. Vorbilder waren die U-Bahnsysteme der Metropolen: In London wurde die erste 1863 in Betrieb genommen, 1902 war Start der U-Bahn in Berlin. Deshalb sollte die Stadtbahn frei von Behinderungen durch den motorisierten Kraftfahrzeug-verkehr auf eigenem Gleiskörper, kreuzungsfrei geführt werden. Je nach Platzangebot wird es in Straßenlage, Hochlage oder – besonders in den Zentren – unterirdisch geführt. Der eigens für das System entwickelte Stadtbahnwagen ist etwas breiter als die Straßenbahn und damit komfortabler, kann aber zum Teil auf vorhandenen Straßenquerschnitten  eingesetzt werden.

Am 15. Juli 1969 wurde der erste Grundstein in Duisburg am Waldfriedhof für den Stadtbahnbau im Ruhrgebiet gelegt. Die seit 1932 bestehende Verbindung der D-Bahn von Duisburg nach Düsseldorf bot wegen des schon vorhandenen eigenen Gleiskörpers revierweit die allerbesten Voraussetzungen für eine schnelle Umsetzung des Projektes. 1971 war die erste Station „Neuer Friedhof“ fertiggestellt. 1974 begannen die Bauarbeiten der Tunnelstrecke in der Innenstadt. Der Ausbau der Stadtbahn ermöglichte, die dicht bebauten Innenstädte vom Straßenbahnverkehr zu entlasten und die Stadtbahn unterirdisch zu führen. Damit konnte die Königstraße in Duisburg zu einem großzügigen Boulevard ohne Straßenbahnschienen, mit einer Lindenallee und mit Bänken unter den Bäumen umgestaltet werden. Herausragendes Gestaltungselement sind die von verschiedenen Künstlern gestalteten Brunnen. Die Aufenthaltsqualität hat davon sehr profitiert.

Im Juli 1993 wurde mit dem Bau der Nordstrecke begonnen, der Fortsetzung des Stadtbahntunnels von Duissern bis Meiderich. Die 3,6 Kilometer lange Strecke unterquert Ruhr und Rhein-Herne-Kanal und erfolgte im Schildvortrieb. Am 23. September 2000 konnte dieser Abschnitt der Stadtbahn mit den beiden neuen Bahnhöfen „Auf dem Damm“ und „Meiderich-Bahnhof“ den Betrieb aufnehmen. Der Duisburger Norden wuchs damit ein Stück näher an die Innenstadt heran; die Fahrzeit reduzierte sich durch den Tunnel von achtzehn auf sechs Minuten. In den Jahren 2005 bis 2010 erfolgte schrittweise die Modernisierung und der der barrierefreie Umbau der Bahnhöfe der Stadtbahnsüdstrecke. In den kommenden Jahren ist der weitere barrierefreie Umbau der Stadtbahnhaltestellen der Südstrecke vorgesehen.

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