Plant für die Zukunft: Otfried Kinzel ist seit Februar Vorsitzender des Stiftungs- und Verwaltungsrates der Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers (Foto: KBM/Engel-Albustin)
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Moers. Der neue Stiftungsratsvorsitzende Otfried Kinzel informierte über aktuelle und zukünftige Projekte und den anstehenden Generationenwechsel beim Führungspersonal.

Das Ziel hat Otfried Kinzel fest im Blick: „Wir wollen auch in Zukunft für hohe Leistungsqualität und medizinische Spezialisierungen stehen“, so der neue Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers. Der seit Februar amtierende Stiftungsratsvorsitzende lud dieser Tage zu einem Pressegespräch nach Bethanien ein, um über die künftigen Projekte und die Strategie des Krankenhauses für die nächsten Jahre zu informieren. Ausnahmsweise, wie er betont, denn die Stiftung und der Stiftungsrat wirkten üblicherweise im Hintergrund. „Das operative Tagesgeschäft obliegt dem Vorstand“, stellte Kinzel klar.

Tatsächlich ist die vor über 160 Jahren gegründete Stiftung mit dem Krankenhaus, dem kürzlich renovierten Seniorenstift und weiteren Einrichtungen auf dem Campus des Bethanien-Geländes recht gut aufgestellt. Das Krankenhaus wird von den niedergelassenen Ärzten geschätzt und ist bei den Patienten beliebt. Allein die Patientenzahlen des Krankenhauses sprechen für sich:  Im vergangenen Jahr wurden in Bethanien rund 23.000 Patienten stationär und mehr als 44.000 Patienten ambulant behandelt. Die meisten Menschen kommen aus Moers und den linksrheinischen Teilen Duisburgs nach Bethanien. Acht Prozent aller Patientinnen und Patienten kommen allerdings aus dem Bundesgebiet außerhalb des Rheinlandes zur Behandlung nach Moers. „Hier zeigt sich unsere hohe Spezialisierung. Bei bestimmten Erkrankungen kommen Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet zu uns.“ Bethanien habe in der jüngeren Vergangenheit eine deutliche Steigerung der Patientenzahlen verzeichnet. In der zentralen Notfallaufnahme des Krankenhauses sind es pro Jahr rund 5.000 Patienten mehr. Die auf dem Campus Bethanien angesiedelte hausärztliche Notfallpraxis, in der sich knapp 300 niedergelassene Hausärzte aus Moers und Umgebung den Notdienst teilen, zählt jährlich weitere 14.000 Patienten.

Der Spagat zwischen gemeinnütziger Stiftung (die keine Gewinne machen darf) und rentablem Wirtschaftsunternehmen gelingt Bethanien nach wie vor. Im Jahr setzt die Stiftung Bethanien mehr als 100 Mio. Euro um – davon etwas mehr als 10 Mio. Euro mit dem Seniorenstift. Damit das so bleibt, will die Zukunft gut organisiert sein. „Alle Krankenhäuser verfügen über Strategieüberlegungen zu ihrer Entwicklung“, so Kinzel. Angesichts eines sich ständig wandelnden Gesundheitsmarktes, der insbesondere die Kliniken vor Herausforderungen stelle, müsse „die eigene Strategie passen, aber auch ständig überprüft werden.“ Wichtigstes Strategieinstrument für Bethanien sei die weitere Entwicklung des Leistungsspektrums. Deswegen sei eines der Ziele die Zertifizierung des Krankenhauses zum Krebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Die Anerkennung als Krebszentrum kennzeichnet in Deutschland die höchste Versorgungs- und Qualitätsstufe bei der Behandlung von Menschen mit Krebs. Eine wichtige Voraussetzung für die Anerkennung als Krebszentrum erfüllt Bethanien bereits mit den drei zertifizierten Organzentren zur Behandlung von Lungen-, Brust- und Darmkrebs. „Die Zertifizierung zum Krebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft wäre ein Prädikat für unser Haus“, so Kinzel.

Weiterhin plane Bethanien im medizinischen Bereich den Aufbau eines Aortenzentrums sowie eines Zentrums für Altersmedizin. „Bethanien will eine lebenslaufbegleitende medizinische Versorgung der Menschen in unserer Region bieten und medizinische Spezialisierungen von überregionaler Bedeutung.“ Wichtig dafür sei eine enge und gute Kooperation mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie mit weiteren Versorgungseinrichtungen und Nachbarkrankenhäusern vor Ort. „Gemeinsam bieten die Krankenhäuser St. Josef, St. Bernhard in Kamp-Lintfort und Bethanien eine medizinische Versorgung im Umfang einer Uniklinik“, betonte Kinzel. Die Zusammenarbeit der Kliniken sei für eine gute Patientenversorgung „sehr wichtig“, unterstrich Kinzel im Pressegespräch gleich mehrfach.

Vor dem Hintergrund wachsender Patientenzahlen, dem zunehmenden Bedarf an Wahlleistungsangeboten und der weiteren medizinischen Spezialisierung plant Bethanien bauliche Erweiterungen. Ein Moerser Investor möchte auf dem Krankenhaus-Parkplatz ein Ärztehaus errichten. Dazu müssen allerdings zunächst die dort schon in der Bauphase wegfallenden Parkflächen ersetzt werden. „Die Parkplatzsituation muss sich verbessern“, sagte Otfried Kinzel. Für den Bau eines Bettenhauses mit Palliativ- und Wahlleistungsstation sei man im Gespräch über die Finanzierung. „Wir setzen auf die Sparkasse am Niederrhein als Partner.“ Grundsätzlich gelte für Bethanien: „Erweiterungsinvestitionen müssen zu zusätzlichen Erlösen führen.“ Kurz vor der Fertigstellung sei bereits die Erweiterung der Strahlentherapie auf dem Bethanien-Campus. Hier ist ein Anbau für ein zweites Strahlengerät errichtet worden. Zu den aktuellen Aufgaben der Stiftung gehöre auch, die Vollbelegung des Seniorenstiftes sicherzustellen, die nach Renovierung und Umbau derzeit wieder bei 98 % liege.

Viel Lob hatte der Stiftungsratsvorsitzende für die Beschäftigen der Stiftung. „Wir haben ein motiviertes Team. Ich bedanke mich ausdrücklich bei der gesamten Belegschaft. Hier packen alle kräftig an, vom Chefarzt bis hin zum Gärtner.“ Für die Stiftung habe Personalbindung und Mitarbeitermotivation eine hohe Bedeutung. „Einige unserer Beschäftigten sind seit dreißig, vierzig Jahren bei uns. Darauf sind wir stolz.“ In einzelnen Führungspositionen stehe in den nächsten Wochen ein Generationenwechsel an. Die Chefarztposten in der Radiologie und der Anästhesie werden derzeit neu besetzt, da die langjährigen Leiter in den Ruhestand gehen. Auch der langjährige Klinikdirektor Wolfgang Kupferschmidt wechsele in den wohlverdienten Ruhestand.

Ein großes Anliegen sind dem neuen Vorsitzenden des Stiftungs- und Verwaltungsrates zudem die Voraussetzungen, unter denen Krankenhäuser auch in Zukunft für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung arbeiten. Dabei verdeutlichte Kinzel besonders die finanziellen Herausforderungen, denen sich alle Gesundheitsversorger stellen müssen und verwies auf die verantwortliche Rolle der Landespolitik bei der Investitionsfinanzierung. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) benötigten die Krankenhäuser im Kreis Wesel im vergangenen Jahr insgesamt 35,7 Millionen Euro, von denen die Landesregierung nur 12,5 Millionen bereitstellte. „Wir hoffen sehr, dass sich dieser Umstand in Zukunft ändert und Krankenhäuser bei ihren Investitionen stärker von der Politik unterstützt werden“, so Kinzel.

 

INFO:

Mit insgesamt 510 Betten ist das Krankenhaus Bethanien eines der größeren Häuser im Kreis Wesel und stellt mit seinem medizinischen Spezialisierungen eine Klinik der Regel- und der Schwerpunktversorgung dar. Zur Bethanien-Stiftung gehören außerdem das Seniorenstift mit 206 Plätzen, die Krankenpflegeschule und die Bethanien-Akademie für Fort- und Weiterbildung in Medizin und Pflege. Die Stiftung hat derzeit knapp 1.200 Beschäftigte in Vollzeit und Teilzeit.

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