Der „ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst“ innerhalb der Hospiz Stiftung Krefeld sucht Verstärkung. Ansprechpartner sind die Koordinatorinnen Birgitta Tilgner, Conny Hoppmanns und Sabine Lucht (v.l.) sowie Hospiz-Leiter Alexander Henes (Foto: Hospiz am Blumenplatz)
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Krefeld. „Wir würden uns wünschen, dass uns die Menschen frühzeitiger anrufen, damit wir die Situation für alle erleichtern können“: Birgitta Tilgner (62 Jahre), Sabine Lucht (56 Jahre), Conny Hoppmanns (55 Jahre) und Kirsten van Ditzhuyzen (46 Jahre) sind das Koordinatorinnen-Team für den „ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst“ innerhalb der Hospiz Stiftung Krefeld. Das Vierer-Team unter der Verantwortung von Hospiz-Leiter Alexander Henes ist zuständig für mehr als 40 ehrenamtlich engagierte Menschen, die für andere Menschen da sind, wenn diese oder ein Angehöriger sich in der letzten Lebensphase befinden.

Für Karin Meincke, die Vorsitzende der Hospiz Stiftung Krefeld, ist dieses Angebot ein wichtiges Element im Rahmen der Begleitung sterbender Menschen und ihrer Familien: „Meist sind in dieser kritischen Lebensphase Angehörige und Freunde überfordert. Dann ist es gut, dass unsere erfahrenen Koordinatorinnen die Familien beraten und mit ihnen gemeinsam den besten Weg für die Betroffenen finden. Weitere Entlastungen können durch die ehrenamtlichen Begleitungen erreicht werden. Der Vorstand der Hospiz Stiftung Krefeld ist sehr glücklich über das kompetente Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.

Die Koordinatorinnen sind die organisatorische Schnittstelle zwischen den ehrenamtlichen Mitarbeiter /-innen sowie den Kranke und deren Angehörigen. Alle vier sind für ihre Aufgaben geschult: Sie sind examinierte Krankenschwestern und haben mehrere Weiterbildungen besucht: für palliativ care, Koordination sowie für Führungs- und Leitungskompetenz. In jedem Einzelfall bauen sie den Erstkontakt zu den Betroffenen auf. „Zuerst finden wir im Gespräch mit den Hilfesuchenden heraus, wo der Hilfebedarf liegt, was für ein Mensch der Erkrankte ist oder welche Eigenheiten, Wünsche oder Hobbys er hat“, erklärt Sabine Lucht: „Dann schauen wir in unserer Gruppe der Ehrenamtler, wer gut in die jeweilige Situation passt und Unterstützung geben kann.“

Die Aufgaben in den Haushalten und Familien können ganz unterschiedlich sein: „Die Ehrenamtler haben vor allem eines: Zeit für die Menschen. Sie hören zu, lassen sich auf die Situation ein und können sie auch aushalten“, so Birgitta Tilgner. Dabei haben die Koordinatorinnen schon viel erlebt: Sei es, dass ein tiefgläubiger Mensch einen seiner Glaubenshaltung entsprechenden Gesprächspartner benötigte oder dann ein anderer Gast im ambulanten Hospizdienst fünf Nymphen-Sittiche hatte, die frei in der Wohnung fliegen durften. Auch ganz banale Situationen wie ein starker Raucher, zu dem kein Nichtraucher passte, sind zu berücksichtigen. Die Ehrenamtler „machen in den Familien nur das, was der Betroffene will. Dazu sprechen sie auch mit den Angehörigen“, betont Lucht.

Jeder Fall wird individuell organisiert. Es kommt vor, dass für eine Begleitung zwei oder drei Ehrenamtler zu unterschiedlichen Zeiten und Aufgaben eingesetzt werden. Die Begleitungen sind auch in der Länge unterschiedlich: „Es kann sein, dass wir nur kurz – wenige Tage – in den Familien unterstützen. Eine Begleitung kann auch mehrere Monate dauern. Über diese Zeit entstehen dann auch zum Teil intensive Beziehungen“, schildert Conny Hoppmanns.

Jeder ehrenamtliche Hospiz-Begleiter bereitet sich in einer einjährigen Schulung auf seine Aufgabe vor. Wenn er oder sie zu einem Erkrankten fahren, dann immer diskret und in privater Kleidung. „Sterben und Tod ist immer noch ein schwieriges Thema, man beschäftigt sich nicht gerne damit. Manchmal möchten die Betroffenen nicht, dass die Nachbarn die Situation erahnen“, beschreibt Sabine Lucht. Sie hat vor ihrer Tätigkeit als Koordinatorin lange Zeit in der Krankenpflege gearbeitet und bereut den Wechsel in die Sterbebegleitung nicht: „Ich fand es schade, dass nicht genug Zeit für den Sterbenden war. In meiner jetzigen Arbeit kommt viel zurück. Ich kann mich mit Fachlichkeit und Empathie einbringen – wenn man die Lebensqualität erhöhen kann, ist das schön.“ Dazu gehört, dass die Hospiz-Begleiter und die Koordinatorinnen versuchen, „Lebenswünsche“ zu erfüllen – zusammen mit einem großen Netzwerk in Krefeld. „Das sind oft nur kleine Sachen, die aber helfen, ein Leben zu vollenden“, schildert Brigitta Tilgner.

Für die Betroffenen, die das Angebot des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes nutzen, entstehen keine Kosten. Das Team ist derzeit in 15 Begleitungen engagiert, in 2017 wurden 24 Begleitungen abgeschlossen. Wichtig ist: Keiner der Ehrenamtler ist auf sich gestellt – es gibt jederzeit einen Ansprechpartner unter den Koordinatorinnen, regelmäßige Treffen zum Austausch und Fortbildungsveranstaltungen. Die Hospiz Stiftung Krefeld sucht weitere Bürger, die sich im ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst engagieren möchten. Infos unter Tel.: 02151 / 93 13 30 oder koordination@hospiz-krefeld.de

Info: Hospiz leitet sich ab aus dem lat. „hospitium“ = Gast-Rasthaus, Gastfreundschaft; schon im Mittelalter gab es Hospize an großen Pilgerstraßen für Pilger, Kranke und Gebärende. Kurz nach dem 2. Weltkrieg begann die heutige Hospiz-Bewegung. Pionierin war Cicely Saunders, die 1967 das „St. Christopher‘s Hospice“ in London gründete. Ihr Leitspruch: „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben.“

Hospiz ist heute nicht nur ein Begriff, sondern ein Ausdruck einer Haltung!

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