Oberärztin Dr. Katrin Wissing (Foto: HELIOS)
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Duisburg/Rhein-Ruhr. Jedes Jahr dasselbe: Im Oktober stellen wir die Uhren auf Winterzeit um, bekommen vermeintlich eine Stunde Schlaf geschenkt und geraten doch gefühlt aus dem Tritt. Woran liegt das wohl? Die Expertin für nächtliche Erholung am Helios Klinikum Duisburg, Oberärztin Dr. Katrin Wissing, gibt Antworten.

Was passiert genau in unserem Körper?
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch Botenstoffe wie das Schlafhormon Melatonin und das Stresshormon Cortisol gesteuert. Verändert sich dieser Ablauf durch die Zeitumstellung, braucht der Körper etwas Zeit, um damit zurechtzukommen. Aber: „Anders als das Vorstellen der Uhr im Frühjahr bereitet uns das Zurückstellen im Herbst meist etwas weniger Probleme, denn wir haben das Gefühl, uns wurde eine zusätzliche Stunde geschenkt. Zwar ist auch hier der Biorhythmus durcheinander, aber es ähnelt eher einem längeren Tag, der uns zwar in den Knochen steckt, den wir aber trotzdem besser ausgleichen können“, sagt Dr. med. Katrin Wissing, Oberärztin der Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Helios Klinikum Duisburg.

Die innere Uhr
Wie aber orientiert sich der Körper überhaupt und wie tickt die innere Uhr? Die Antwort liefert der Suprachiasmatische Kern. Das ist ein Bündel spezieller Zellen, die hinter den Augen an den Sehnerven liegen. Sie sorgen für den sogenannten circadianen Takt, in dem sie im Verlauf des Tages wachsam Hell und Dunkel registrieren. Diese Zentraluhr synchronisiert nicht nur die zahlreichen untergeordneten Uhren der verschiedenen Organe, wie Leber, Herz oder Darm. Sie reguliert zudem die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Hormonproduktion, das Schmerzempfinden, das Hungergefühl und den Stoffwechsel. „Allein diese Aufzählung macht schon deutlich, welchen Einfluss schon eine geringe Zeitumstellung haben kann: Von Schlafproblemen über Herz-Kreislauf-Störungen bis hin zu psychischen Erkrankungen ist vieles möglich“, so die Expertin.

Von Eulen und Lerchen
Menschen nehmen die Zeitumstellung auch individuell unterschiedlich wahr. Im Winter profitieren meist die „Eulen“, also Menschen, die eher später aufstehen und länger wach bleiben. Die „Lerchen“, begeisterte Frühaufsteher, werden hingegen gezwungen, länger liegen zu bleiben und auch abends später runterzufahren. Eltern können ihre Kinder schon ein paar Tage vor der Umstellung etwas länger aufbleiben lassen, dann fällt der Wechsel nicht so abrupt aus.

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