Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld, hat das Jahresprogramm 2018 vorgestellt (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Hunderte Anzüge haben Gordon Millings und sein Vater Dougie für die Beatles in den 1960er-Jahren angefertigt. „Gordon Millings hat so ihren Stil mitgeprägt, wie sie auf der Bühne aussahen“, sagt Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums (DTM) Krefeld. Anlässlich des vor zehn Jahren in Krefeld gegründeten Netzwerks „Mode und Textil“ kommt der Brite Anfang Mai zu einer Tagung in das Textilmuseum. Dort wird er in einem öffentlichen Vortrag mit Professorin Elisabeth Hackspiel-Mikosch von der Akademie Mode und Design Düsseldorf über die Zeit mit den „Fab Four“ sprechen und auch einige Outfits präsentieren, berichtet die Museumsleiterin bei der Vorstellung des Jahresprogramms.

Das Deutsche Textilmuseum gehört zu den international wichtigsten Sammlungen mit historischen Textilien und Bekleidung. Die Sammlung umfasst etwa 30 000 Objekte aus allen Teilen der Welt von der Antike bis zur Gegenwart. Jeweils über den Jahreswechsel und in der Jahresmitte zeigt das Haus für einige Monate Sonderausstellungen. Das Museum präsentiert keine Dauerausstellung. Umso mehr freut sich Schieck über die konstant hohen Besucherzahlen der vergangenen Jahre: „In 2017 haben wir über 16 000 Besucher gehabt.“ Im Jahr zuvor seien es rund 17000 Besucher gewesen. Seit Anfang November wird im Haus am Andreasmarkt die Ausstellung „Deutsche Couture – Kleiderwunder der 50er- bis 70er-Jahre“ gezeigt, die bislang fast 3800 Besucher gesehen haben. Zu dieser Ausstellung wird derzeit anstelle eines Kataloges eine Illustrierte in damaligen zeitgenössischen Stil als Begleitheft erstellt, welches Ende Januar vorgestellt werden soll. Auf dem Ausstellungsprogramm stehen zudem noch besondere Sekt- und Nachtführungen. Die Termine werden bald veröffentlicht.

Als Experiment bezeichnet Schieck die am 24. Juni beginnende Sonderausstellung. Sie trägt momentan noch den Arbeitstitel „Reflexionen – Kunsthandwerk trifft DTM“. In den vergangenen Monaten hat die Museumsleiterin den Kontakt zu mehreren Kunsthandwerkern wie Goldschmieden oder Bildhauern aus NordrheinWestfalen gesucht. „Für die Ausstellungen haben nun 24 Künstler zugesagt. Sie haben sich inzwischen mit unserer Sammlung auseinandergesetzt“, so Schieck. Die Künstler wählten bei ihren Besuchen Exponate aus der Sammlung aus, die sie zu neuen „Textilarbeiten“ aus ihren spezifischen Materialien, beispielsweise Marmor, inspirierten. Ferner soll es einen Vorhang aus Glas geben und eine schwebende Mauer aus Backsteinen – alles mit einem textilen Bezug. Die Objekte und die Museumsexponate werden im Sommer dann gemeinsam präsentiert. „Wir können so auch einen Querschnitt unserer Sammlung zeigen“, betont Schieck.

Die erste Ausstellung im Rahmen der fünfjährigen Schwerpunktförderung „Ans Licht!“ durch die Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld wird am 4. November eröffnet. Diese thematisiert die Sammlung Paul Prött. Im Jahr 1943 tauchte seine Sammlung im Wert von 120 000 Reichsmark in der Gewebesammlung in Krefeld auf. Das entspricht heute mehreren Millionen Euro. Die „Sammlung Paul Prött“ mit etwa 500 Textilien wurde vor allem unter ethnographischen Gesichtspunkten zusammengestellt und enthält Bestandteile deutscher Trachten, Textilien aus diversen Gegenden Europas, dem Balkan und Asien, sowie Trachtenschmuck. Im vergangenen Jahr fand dazu bereits die Fachtagung „Textile Erwerbungen und Sammlungsstrategien europäischer Museen in der NS-Zeit“ in Krefeld statt. Dabei wurde bundesweit erstmals der Erwerb von Textilien während des Nationalsozialismus in den Fokus gerückt und eine Diskussion eröffnet, die bislang nicht im Blickwinkel der Provenienzforschung stand. Neben den Exponaten wird Projektbearbeiterin Dr. Uta-Christiane Bergemann in der Ausstellung ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentieren.

Seine Forschungsarbeit im zweiten Teil der Schwerpunktförderung durch die Sparkassen-Kulturstiftung wird Walter Bruno Brix aus Köln intensivieren. „Er befasst sich mit asiatischen Textilien in unserer Sammlung“, sagt Schieck. Er hat bereits rund 1800 Objekte gesichtet und wird nun eine Auswahl für die geplante Ausstellung 2019 vornehmen. Statt einer Tagung sollen mehrere Expertengespräche und Vorträge seinen Projektabschnitt begleiten.

In einem weiteren Forschungsprojekt wird das Textilmuseum in den kommenden Monaten seinen Beitrag einbringen: Das Museum erforscht anhand seiner umfangreichen Modesammlung im Projekt „Weltbunt“ die Wechselwirkungen zwischen Moden, Farben, Textilien und Konsum. Dafür werden eine Restauratorin und eine Kunsthistorikerin beauftragt, die sich mit dem Modebestand vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre beschäftigen werden. Bei dem Projekt „Weltbunt“ wird die größte und älteste historische Farbstoffsammlung der Welt erstmals wissenschaftlich analysiert und erforscht werden. Die Sammlung gehört der Hochschule Niederrhein in Krefeld und umfasst 10 600 Gebinde, vornehmlich Glasbehälter mit Farbsubstanzen.

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