Screenshot aus dem neuen Fairkehr-Spot (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation)
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Krefeld. Jeden Morgen das gleiche Bild: Wer gegen 8 Uhr an der Gesamtschule Kaiserplatz vorbeikommt, muss sich durch eine „Blechlawine“ kämpfen. Ähnlich sieht es an der Bismarckschule aus und auch an der Sollbrüggenschule fahren Eltern ihre Kinder möglichst nah an das Schultor. „Häufig entstehen sehr gefährliche Situationen und die Autos stoßen viele Schadstoffe aus, weil die Motoren noch kalt sind. Die Kinder würden zudem viel lieber ein paar Meter gehen und sich mit ihren Freunden unterhalten. Deswegen bemühen wir uns an vielen Stellen in Krefeld um Elternhaltestellen. Hier können die Eltern ihre Kinder stressfrei absetzen und sie von dort auf den Schulweg schicken“, erläutert Rainer Behrens von der Verkehrswacht das Prinzip der Elternhaltestelle. Die Initiative „Krefelder Fairkehr“ hat diese Thematik nun in einem Zeichentrick-Film aufgefasst.

„Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich der Ausschreibung und dem Wunsch der Beteiligten entsprechen kann. Das Problem war mir bekannt, ich wohne am Kaiserplatz und erlebe das Chaos jeden Morgen. Mir war aber auch klar, dass ein Realfilm nur mit viel Aufwand hätte produziert werden können. Und dann kam mir die Idee eines Trickfilms“, schildert Stephan Kraus, Inhaber der Produktionsfirma. Er hatte die Jury schon dreimal überzeugt und drei Fairkehr-Filme produziert, „nun aber war ich unsicher, ob meine Idee ankommt.“ In der Tat, die Mitarbeiter der Initiative „Krefelder Fairkehr“ staunten, als sie unter den fünf Bewerbungen Kraus‘ Vorschlag entdeckten. Als Kraus dann schilderte, was er sich genau vorstellte, war der Entschluss gefallen. „Das war einfach etwas anderes, das hat uns elektrisiert“, beschreibt Fairkehr-Geschäftsführer Michael Hülsmann die Jury-Entscheidung.

Kraus: „Mein Problem war jedoch, dass ich überhaupt nicht zeichnen kann. Ich brauchte also jemanden, der meine Ideen aufs Papier bringt. Ich wollte keinen 3D-animierten Film, sondern in die Richtung Charly Brown, Mr. Rossi und HB-Männchen. 2D, Oldschool eben.“ Schnell hat er diesen Jemand in Peter Schmitz gefunden. „Die Sache war auch für mich Neuland. Ich habe zunächst die Hintergründe als Aquarell gemalt und dann die Figuren am Computer eingefügt“, sagt der bekannte Illustrator und Grafiker vom Stadttheater. Für die Animationen sorgten Daniel Schmidt und Luca Schliefer und für das Storyboard Jannik Völlings.

Hauptfigur des einminütigen Spots ist Bruno. Der Junge sitzt auf der Rückbank im Auto seiner Mutter, die ihn an der Elternhaltestelle absetzt. „Meine Eltern würden mich am liebsten bis in die Klasse fahren“, sagt er. „Wie peinlich ist das denn?!“ Bruno läuft dagegen lieber mit zwei Freunden zur Schule. „Das ist schon cooler. Da kannst du vor der Schule noch mit deinen Freunden quatschen. Und wenn es mal Probleme gibt, helfen uns die Erwachsenen. Aber das haben wir schon locker im Griff. Unsere Eltern manchmal nicht so wirklich.“ Denn Brunos Mutter ist mit ihrem Auto im Verkehrsgetümmel stecken geblieben und schimpft wie ein Rohrspatz.

„Anders als in den bisherigen Spots richten wir uns diesmal direkt an die Eltern, auch wenn wir mit der Machart kindgerecht rüberkommen“, so Hülsmann. Behrens ergänzt: „Die Eltern wollen ihren Kindern etwas Gutes tun. Das Elterntaxi erzielt aber genau die entgegengesetzte Wirkung. Die Kinder lernen auf ihrem Schulweg, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten müssen. Das geht in einem Elterntaxi nicht. Hinzu kommt natürlich auch die Bewegung, die verloren geht. Wir wollen die Eltern zum Nachdenken animieren und gleichzeitig, dass sie sich mit der Schule ihre Kinder in Verbindung setzen, um weitere Elternhaltestellen zu schaffen.“ Drei gibt es bereits in Krefeld, weitere sind in Planung.

Viel Wert wurde auch auf die Soundkulisse gelegt, der bekannte Sprecher Christoph Walter und seine Tochter Jona, beide Krefelder, sind ebenso zu hören wie die Morgen-Nachrichten des Radiosenders Welle Niederrhein. „Ursprünglich wollten wir den Clip als Kino-Werbung schalten, dafür braucht man den entsprechenden Sound. Das hat aber diesmal leider aus finanziellen Gründen nicht funktioniert“, sagt Hülsmann. Deswegen wird der Film nun über das Internet verbreitet. Er ist auf www.krefeld.de und den Stadt Krefeld Facebook-Seiten www.facebook.com/krefeld sowie auf Youtube www.youtube.com/user/stadtkrefeld zu sehen und kann von dort geteilt werden. Krefelder Medien zeigen ihn ebenfalls. Hülsmann: „Wer den Clip vor seinen Produktionen zeigen möchte oder anders verbreiten will, kann uns gerne kontaktieren. Wir stellen ihn kostenfrei zur Verfügung.“

Krefelder Fairkehr Die Initiative „Krefelder Fairkehr“ ist 1999 in die intensive Phase der Bekämpfung der Kinderunfälle eingetreten. Ausgangspunkt waren eine Untersuchung und ein Handlungskonzept der Ruhruniversität Bochum. Zuvor konnte 1998 die „Stiftung für Kriminalprävention“ unter Leitung von Klaus Stüllenberg in Münster-Hiltrup für ein Forschungsprojekt gewonnen werden. Sie beauftragte die Ruhr-Universität Bochum – Lehrstuhl für Verkehrswesen – mit einer Analyse von rund 800 Unfällen mit Kindern und daraus resultierend mit der Entwicklung eines Handlungskonzepts. Im Jahr 1999 gab es 185 Unfälle mit Kindern in Krefeld – erschreckend viel. Damals lautete das Ziel, die Unfälle mit Kinderbeteiligung innerhalb von fünf Jahren um ein Drittel zu senken. Das wurde bis Ende 2004 geschafft. 2016 wurde ein neuer Meilenstein gesetzt: Mit nur 70 Kinderunfällen wurde das beste Ergebnis erreicht. Die Zahlen für 2017 werden in wenigen Wochen vorgestellt.

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