Haben im dreiwöchigen Projekt „Schüler leiten eine Station“ viel gelernt: „Stationsleiter“ Marcel Biel, hier beim Vorbereiten einer Infusion, und „Hygienebeauftragte“ Eva Arshakyan (Foto: RKN Kliniken)
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Dormagen. Dreieinhalb Wochen lang haben zehn angehende Gesundheits- und Krankenpfleger die pflegerische Leitung der internistischen Privatstation im Kreiskrankenhaus Dormagen übernommen. Dafür gab es viel Lob von Patienten, Auszubildenden und examinierten Kräften.

Montagmorgen, 5.50 Uhr: Übergabe auf der kardiologischen und gastroenterologischen Privatstation im Kreiskrankenhaus Dormagen. Die anwesenden Pflegekräfte erfahren, wie die weitere Versorgung der Patienten gestaltet werden soll. Mit dabei: die Stationsleitung, die Pflegekomplexmaßnahmenbeauftragte und die hauptamtliche Praxisanleiterin. Eigentlich alles wie immer. Aber eben nur eigentlich. Denn die genannten Rollen werden seit dem 3. April im Rahmen des Projekts „Schüler leiten eine Station“ (SLES) von Pflegeschülern des Oberkurses übernommen, die kurz vor ihrem Examen stehen. Sie mussten sich zuvor für die Posten „bewerben“ und realitätsnahe Vorstellungsgespräche führen.

Sich „Stationsleitung“ oder „Praxisanleiter“ zu nennen und diese Rollen auch wirklich auszufüllen, sind allerdings zwei sehr verschiedene Dinge, wie unter anderem Oxana Stoljarow feststellen musste. Sie fungierte im Projekt als hauptamtliche Praxisanleiterin und überprüfte im Rahmen von Anleitungen den Wissensstand der Unterkursschüler, die ebenfalls in „SLES“ eingebunden waren. „Ich fand es sehr spannend, die andere Seite zu erleben und zu sehen, wie viel Arbeit eigentlich hinter dem ,Ausbilden‘ steht. Das nimmt man als Azubi gar nicht wahr“, so Stoljarow.

Auch Hygienebeauftragte Eva Arshakyan war überrascht vom Arbeitsumfang ihrer neuen Aufgabe: „Eine große Hilfe war mir aber unsere Hygienebeauftragte Frau Schoenen, die mich an meinen Organisationstagen begleitet und mir alles erklärt hat. Mit der Zeit bin ich dann in die Rolle hineingewachsen und war froh, dass meine Anmerkungen vom Rest des Teams so gut aufgenommen und umgesetzt wurden.“

Trotz der vielen neuen Aufgaben stand natürlich nach wie vor die optimale Versorgung der Patienten im Vordergrund. Dazu gehört neben der Grundpflege und der medikamentösen Versorgung auch die Aktenpflege und die Zusammenarbeit mit den Ärzten und den anderen im Krankenhaus tätigen Berufsgruppen. „Besonders anfangs war die Koordination im pflegerischen Alltag etwas schwierig“, gibt Francesca Costante zu, die im Projekt die Rolle der stellvertretenden Stationsleitung übernommen hat. „Aber wir sind alle an unseren Aufgaben und gemeinsam als Team gewachsen.“

Auch die examinierten Pflegekräfte, die als Ansprechpartner immer im Hintergrund waren und den Schülern mit Rat und Tat zur Seite standen, sind von dem Projekt überzeugt, das im Kreiskrankenhaus Dormagen nach einem erfolgreichen Testlauf im vergangenen Jahr nun zum zweiten Mal umgesetzt wurde. „Es macht große Freude, die Schüler bei diesem Projekt zu unterstützen,“ versichert Schwester Lena, „die motivierten Schüler wecken viele neue Perspektiven und Ideen. Wir als examinierte Pflegekräfte beantworten gerne Fragen und unterstützen mit Rat und Tat“.

Das bestätigt Tanja Jaeger-Goetz, Pflegedirektorin der Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH, die nicht nur von den Auszubildenden selbst, sondern auch vom ärztlichen Dienst der Kreiskliniken und nicht zuletzt von den Patienten sehr viele positive Rückmeldungen registriert. Intention des Projektes „Schüler leiten eine Station“, das immer noch eine Besonderheit in deutschen Krankenhäusern darstellt, ist es, den Schülern einen lebensnahen Einblick in ihren späteren Alltag zu vermitteln, ihre Kompetenzen zu stärken und den Übergang ins Berufsleben als examinierte Pflegekraft besser zu gestalten. Diese Ziele sieht Tanja Jaeger-Goetz voll und ganz erreicht: „Die Schüler haben einen ganzheitlichen Blick auf ihren Arbeitsplatz entwickelt und gelernt, selbst zu organisieren. Ein rundherum gelungenes Projekt“, fasst sie zusammen.

Lange vor dem eigentlichen Start war das Projekt durch Lehrer des Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe (BIG), engagierte Mitarbeiter der Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH und die Auszubildenden selbst vorbereitet worden. In Workshops wurden die jungen Leute mit ihren neuen Aufgaben vertraut gemacht. Patienten, Besucher und Kollegen wurden durch selbst gestaltete Plakate und Flyer über das Projekt informiert.

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