Bram van de Molengraft an der Geisterbahn bei der Vorbereitung für die Kirmes-Eröffnung am Freitag (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation)
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Krefeld. Die Frühjahrs-Kirmes auf dem Krefelder Sprödentalplatz öffnet am kommenden Freitag, 27. April, ab 15 Uhr ihre Pforten. Bis dahin ist auf dem Rummelplatz sprichwörtlich Rummel, denn überall wird in diesen Stunden geschleppt, gehoben und geschraubt. Seit einigen Tagen bauen die Schausteller die 124 Geschäfte auf. Schweißtropfen inklusive. Rund 125 Tonnen Stahl transportierbar auf sechs Aufliegern, dazu ein 30-Tonnen-Kran – das sind die imposanten Werte des Riesenrades, das an gewohnter Stelle entsteht. Fünf Mann sind zwei Tage lang mit dem Aufbau beschäftigt, unter Zeitdruck schaffen sie es aber auch in sieben Stunden. Der Abbau geht dann deutlich schneller, bei fünfeinhalb Stunden liegt der Rekord. „Das richtige Personal zu bekommen, wird allerdings immer schwerer. Meist sind es Saisonarbeiter, die aber auch auf dem Feld eingesetzt werden, und damit nicht immer greifbar sind“, sagt Robert Gormanns, der den Betrieb in fünfter Generation führt und mit stolzer Brust vor seinem 2,5 Millionen teuren, 38 Meter hohen Riesenrad steht.

Ähnliche Erfahrungen hatte auch Peter Loosen gemacht, dann aber die Taktik geändert: „Ich baue seit sechs Jahren auf ein Team von Rumänen. Das garantiert mir einen reibungslosen Auf- und Abbau.“ Auch bei ihm schwingt Stolz mit: Sein AutoScooter ist einer der wenigen der Branche, der über eine Übergröße verfügt. „Auf 340 Quadratmetern können sich die 30 Wagen gerne aus dem Weg gehen, wobei es ja eigentlich dazu gehört, dass man sich anstößt.“ Er führt ebenfalls einen Betrieb, der weit vor seiner Zeit gegründet wurde. Den Grundstein legte der Ur-Großvater 1926, der sich mit drei Cousins den Autoscooter-Vorgänger „Eisernes Pferd“ auf der Düsseldorfer GeSoLei-Weltausstellung kaufte. Seitdem ist viel passiert. So baut das Unternehmen schon lange auf das Chip-System, das quasi in der Familie erfunden wurde: Mutter Katharina ist eine geborene Tusch und Kenner der Szene wissen, dass es Bruno Tusch war, der in den 1950er-Jahren dieses System entwickelte. Ein Quantensprung für Peter Loosen war die Möglichkeit, alle 30 Wagen – darunter einen mit Krefeld-Bemalung – zum Transport im Kassenwagen unterzubringen. „Das ermöglicht einen Auf- und Abbau auf kleinstem Raum und stört damit wenig.“

Fast idyllisch wirkt die Wiese hinter dem Sprödentalplatz, wo Stefan Kaiser seine 14 Pferde und seinen Esel grasen lässt. Nach gerichtlichem Intermezzo sieht er der Kirmeseröffnung nun positiv entgegen, rechnet aber wieder mit Protesten von Tierrechtlern. „Jeder kann sich gerne bei mir über die Haltung der Tiere informieren. Ich verheimliche nichts, im Gegenteil. Ich liebe meine Tiere, die Haltung hier, aber auch auf meinem Hof in Mastholte, wird regelmäßig kontrolliert und für gut befunden. Mich macht es traurig, dass es Menschen gibt, die unreflektiert protestieren und dabei über ein gewisses Maß hinausschießen. Mein Vater, der den Betrieb gegründet hat, sitzt zu Hause und weint, wenn er das mitbekommt“, sagt er.

Ganz andere Sorgen hat Marwin Dreßen. Er muss mit seinem Team nicht nur bis Freitag seinen Schlager-Express aufbauen, sondern auch noch an der Beleuchtung Hand anlegen. Rund 4000 Lämpchen tauscht er aus und rüstet auf LED um. „Insgesamt habe ich 300 000 Lämpchen, aber wenn ich alle auf einmal austauschen würde, bräuchte ich dafür eine Woche. So viel Zeit habe ich aber nicht. Also passiert es peu-a-peu.“ Sein traditionelles Fahrgeschäft ist etwas für Wagemutige: 12,5 Mal in der Minute fährt der Express über die 60 Meter Bahn, bis zu viereinhalb Minuten dauert eine Fahrt, Drehwurm dann inklusive.

Auch bei Bram van de Molengraft wird noch geschraubt und getüftelt: Eine Puppe hatte den Geist aufgegeben und muss neben dem normalen Aufbau repariert werden. Das ist nicht gut, denn sie steht in der Geisterbahn und soll ab Freitag die Besucher auf der knapp zweiminütigen Fahrt mächtig erschrecken. „Für mich ist die Geisterbahn das schönste Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn die Besucher nach der Fahrt zufrieden sind, bin ich es auch“, sagt der Niederländer, der in den vergangenen Jahren mächtig investiert hat. So erfüllt seine Geister-Villa schon jetzt fast komplett eine neue, sicherere DIN-Norm. Und dann sind da natürlich die vielen Puppen und Accessoires. Inspirationen holt er sich in Horror-Filmen oder auf Messen in den USA, wo dank Halloween ganz andere Standards erreicht werden. Günstig ist das natürlich nicht: Der Troll, der Besucher schon vor der Einfahrt das Fürchten lehren soll, kostete schlappe 40 000 Euro. Insgesamt stehen 18 Puppen, darunter der Clown aus Stephen Kings „Es“ und Jigsaw, in Lauerstellung und warten auf ihren Einsatz. Von der Black Lady, bekannt aus „Insidious“, hat er sich dagegen getrennt. „Die war einfach zu heftig und hat zu sehr für Schrecken gesorgt.“ Denn Spaß sollen seine Besucher im Ganzen natürlich schon haben.

Das Kirmestreiben beginnt am Freitag, 27. April, um 15 Uhr. Zwei Stunden später erfolgt die offizielle Eröffnung am Riesenrad. Und um 22.15 Uhr wird, ebenso wie am Freitag, 4. Mai, das traditionelle Höhenfeuerwerk abgebrannt.

Die Öffnungszeiten der Frühjahrskirmes:

  • Freitag, 27. April, 15 bis 24 Uhr
  • Samstag, 28. April, 14 bis 24 Uhr
  • Sonntag, 29. April, 13 bis 23 Uhr
  • Montag, 30. April, 14 bis 24 Uhr
  • Dienstag, 1. Mai, 13 bis 23 Uhr
  • Mittwoch, 2. Mai, 14 bis 23 Uhr
  • Donnerstag, 3. Mai, 14 bis 23 Uhr
  • Freitag, 4. Mai, 14 bis 24 Uhr
  • Samstag, 5. Mai, 14 bis 24 Uhr
  • Sonntag, 6. Mai, 13 bis 22 Uhr
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