Moers. Reger Flugverkehr über dem Dach des Moerser Rathauses. Lärmbelästigungen sind allerdings nicht zu befürchten. Es handelt sich nämlich nicht um motorbetriebene Flugobjekte, sondern um Bienen. Hobby-Imker Carsten Cebulla hat Anfang Juni ein Jungvolk in einem Ablegerkasten auf dem Rathausdach ausgewintert. 6.000 bis 7.000 Jungbienen wachsen dort bis zum nächsten Frühjahr zu einem Wirtschaftsvolk heran. „Die Bedingungen sind hier sehr gut. Rund um das Rathaus ist viel Grün“, erklärt der Fachmann. „Außerdem sind hier viele Spätblüher.“ Wenn alles planmäßig läuft, gibt es im nächsten Jahr erstmals „Rathaus-Honig“. Das war allerdings eigentlich nicht das oberste Ziel. „Die Stadt Moers kann durch diese Maßnahme gezielt mit dazu beitragen, dem allgemeinen Bienensterben entgegenzuwirken“, erläutert Ratsfrau Julia Zupancic. Sie war die Ideengeberin. Ein Beitrag mit Symbolwert. „Jede kleine Aktion hilft!“
Faszinierende Überlebensstrategie
Das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt hat den Bienenkasten installiert. Die professionelle Betreuung des Bienenvolks stellt Carsten Cebulla vom Imkerverein Moers sicher. Seit zehn Jahren ist er der Imkerei verfallen. „Wenn es einen erwischt hat, dann ist das wie ein Virus.“ Die Organisation der Bienen fasziniert ihn besonders. „Sie haben eine ganz besondere Überlebensstrategie. Sie verteidigen sich beispielsweise im Verbund. Und eine kranke Biene verlässt den Stock, um die anderen nicht anzustecken.“ Zu kalt kann es im Winter übrigens auch nicht werden, als „Kugel“ heizen sich die Bienen selbst. Dass die Stadt die Initiative ergreift, gefällt dem Imker natürlich. Er ist außerdem dabei ein Netzwerk mit Schulen aufzubauen. Wichtig ist aber auch, dass jeder Hobbygärtner etwas tun kann. „Es hilft schon, wenn man den Klee etwas länger stehen lässt oder beim Kauf neuer Pflanzen auf den Nektar- und Pollenwert achtet.“