Kräuteranbau in der Vertikalen mit dem System Biolit Vertical Green® (Foto: © Fraunhofer UMSICHT)
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Oberhausen. Wie sieht der Garten der Zukunft aus? Wie können unsere Städte grüner werden? Die Wissensgärten der Landesgartenschau in Würzburg gehen diesen Fragen auf den Grund. Besucher erfahren Interessantes über Themen wie die automatisierte Pflege von Flächen oder neue Ansätze der urbanen Landwirtschaft. Fraunhofer UMSICHT aus Oberhausen präsentiert mit dem vertikalen Begrünungssystem Biolit Vertical Green® ein Konzept zur »Ernährung der Zukunft« und zeigt, wie Gartenbau auf schmalem Raum funktionieren kann.

Biolit Vertical Green® basiert auf einem Patent von Fraunhofer UMISCHT und Berthold Adler, Geschäftsführer der biolit GmbH & Co. KG, und wurde für die großflächige vertikale Begrünung im urbanen Raum konzipiert. Das System ist jedoch auch für den kleineren Maßstab in Form von Wandverkleidungen oder Trennwänden für Garagen oder Doppelhaushälften geeignet. Zurzeit laufen in dieser Richtung drei Pilotprojekte: Eine vertikale Wand steht direkt am Standort vom Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen, eine in Castrop-Rauxel beim Kooperationspartner UNIKA®und eine in Spanien in Alicante. »Im Rahmen der Pilotprojekte hat sich gezeigt, dass sich das System sehr gut eignet, um in der Vertikalen zu Gärtnern. Unser Projektpartner UNIKA® hat im letzten Jahr sehr gute Erfahrungen mit der Anpflanzung von Paprika, Zucchini, Tomaten und verschiedenster Kräuter gemacht. Das war dann auch für uns die Motivation, eine Anfrage der Landesgartenschau in Würzburg positiv zu beantworten«, erklärt Dr. Holger Wack, stellvertretender Leiter der Abteilung Materialsysteme und Hochdrucktechnik beim Fraunhofer UMSICHT. In den Wissensgärten der Landesgartenschau ist das vertikale Begrünungssystem in Form einer 3 m breiten und 2 m hohen Kräuterwand realisiert worden. In der angrenzenden Outdoor-Küche werden die Kräuter direkt verkocht.

Ein ganz besonderer Stein

Eine große Herausforderung bei der Entwicklung waren die Materialeigenschaften. Bei Frost-Tau-Wechsel etwa besteht die Gefahr, dass Steine platzen können. Zugleich sollte aber der Pflanzstein Wasser aufnehmen und speichern können. Auf Basis von Kalksandstein wurde ein System entwickelt, das sowohl die geforderten Wasserspeicher- und Wassertransporteigenschaften aufweist, als auch beständig gegen Frost ist. »Das Besondere an Biolit Vertical Green® ist, dass es das erste System aus rein mineralischen Substraten ist«, erläutert Dr. Wack.

Aufgebaut wird das Begrünungssystem wie eine konventionelle Wand. Theoretisch können die Wände beliebig lang und hoch werden »Man muss dann eben nur die bautechnischen Maßnahmen berücksichtigen und beispielsweise für ein ausreichend großes Fundament sorgen oder Aussteifungen einbauen, um die Wand vor Windlasten zu sichern«, fügt Dr. Wack hinzu. Anschließend werden die Bewässerungsleitungen in das System integriert. Eine spezielle Entwässerungsrinne sorgt dafür, dass die Leitungen in der Wand verschwinden. Danach muss sie nur noch mit Substrat gefüllt und bepflanzt werden und kann dann in Betrieb gehen.

Mikroklima verbessern

In der Wand misst eine Sensorik Temperatur und Feuchte. Die Daten werden mit den Temperaturen im Umfeld verglichen, um die Auswirkungen der Wand zu dokumentieren. Dr. Wack: »Wir erforschen, welche Pflanzen man kultivieren kann, wie die Pflanzen über den Winter kommen und wie man die Bewässerung optimal gestaltet. Außerdem möchten wir mehr über die Wechselwirkungen der Wand mit der Umgebung wissen.« Auf Basis der erhobenen Daten wollen die Forschenden Aussagen über mögliche positive Auswirkungen auf das Mikroklima im Nahbereich treffen.

Biolit Vertical Green® ist bereits bis zur Marktreife entwickelt und steht kurz vor der Markteinführung. Auf der Landesgartenschau in Würzburg kann das System zur Vertikalbegrünung noch bis zum 7. Oktober 2018 besichtigt werden.

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