(Foto: Christian Voigt/Projekt LebensWert)
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Duisburg. Geschäftiges Gewusel in der Küche des Projekt-Cafés „Offener Treff“ am Neumühler Stielmuspark, schnell noch ein Pater-Frühstück bereitet, während auf mittlerer Flamme schon die Bolognese-Sauce für das Mittagessen einköchelt. Die Handgriffe des Küchenteams sitzen, dazwischen Ilse Schaaf, die ruhig und engagiert das Geschirr und alle benötigten Küchenutensilien wegspült. Obwohl täglich die Teamzusammenstellungen wechseln, man schafft eine Atmosphäre zum Wohlfühlen, Verwöhntwerden und Entspannen für die Gäste.

Seit über 4 Jahren ist Ilse Schaaf fester Bestandteil des Café-Teams, im wahrsten Sinne des Wortes ist der Dienstag „ihr Dienstag“. Vier bis fünf Stunden hilft sie ehrenamtlich, Tische abräumen, Spülmaschine ein- und ausräumen, Töpfe und Kochbesteck spülen, Kammer aufräumen und immer ein nettes Wort auf den Lippen. Die Hambornerin braucht und sucht die Abwechslung, sie ist zusätzlich in der Abtei-Schule in der Leseförderung und in dem von Uschi Glas initiierten brotZeit-Projekt sowie in Lese- und Erzählstunden in zwei Kindergärten engagiert. „Es ist sowohl Zeitvertreib, aber vor allem Dankbarkeit für ein erfülltes Leben und das es mir noch gesundheitlich ganz gut geht“, erklärt die lebensfrohe Rentnerin, die in diesem Jahr ihren 83. Geburtstag feiert. Sofort erhält sie aus dem Kolleginnenkreis des Cafés eine ironische Antwort: „Die Arbeit hält sie jung, vor allem, wenn ich sie ein bisschen ärgere.“

Die Wirtschaftswunderzeit habe sie geprägt, 12 Jahre war Ilse Schaaf vor ihrer Familiengründung Büroangestellte bei Phoenix Rheinrohr und in einem Reisebüro. Die Familie hatte für sie immer Vorrang, „meine zwei Kinder und zwei Enkelkinder stehen an erster Stelle. Und mit meinem Mann hatte ich viel Zeit seit seiner Pensionierung zum Reisen und Entdecken.“ Neues Kennenlernen und zu Erfahren sind auch Ilse Schaafs Vorlieben bei ihren Hobbies; Kultur von B wie Buch bis T für Theater sind ihre „Steckenpferde“. Das filmforum ist einer ihrer Lieblingsorte. Aber auch die abwechslungsreichen kulturellen Angebote, die Pater Tobias im Abteikeller organisiert habe, gefielen ihrem Mann und ihr sehr gut. Dadurch habe sie auch die caritativen Ansichten und Ideen des Prämonstratensers kennen- und schätzen gelernt.

Der Wunsch von Herrn Schaaf, dass Pater Tobias ihn beerdigen möge, wurde gerne erfüllt. Kein Wendepunkt für Ilse Schaaf, eher Zeit zum alleinigen Durchstarten. „Ich bin sehr gut im Küchenteam aufgenommen worden, habe mich nie fremd gefühlt, es ist familiär“, gesteht die Ehrenamtlerin, die weiter bescheiden mitteilt: „Erstmal nimmt man nur selber etwas mit. Ob man auch gibt, dass können nur andere beurteilen.“ Ilse Schaaf mag, dass im Projekt-Café nicht nur stur gearbeitet wird, sondern dass man als Mensch und Mitarbeiter geschätzt wird. Auch der gemeinsame Spaß und neue Erfahrungen kämen nicht zu kurz. „Durch das gemeinsame Schaffen konnte ich die Geflüchteten sehr gut kennenlernen, man sieht nun mit anderen Augen“, teilt sie ihr Unverständnis über die öffentliche Meinung mit.

„Viele schöne Stunden, vor allem mit meinen Kindern und Enkeln möchte ich gesund verleben. Gesundheitlich möchte ich nie abhängig werden“, verrät Ilse Schaaf ihre größten Wünsche.

von Christian Voigt/Projekt LebensWert

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