Martin Sorg, Andrea Funke und Marian Amend (von links) (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Bis zu 50 Anrufe pro Tag – Enge Kontakte mit Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen

Die vergangenen Tage mit etwas kühleren Temperaturen und Regenfällen haben für Entspannung am Wespen-Telefon der Stadt (02151 864488; erreichbar zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung) gesorgt. Zuvor wurden bis zu 50 Anrufer am Tag beraten. „Das kostet viel Kraft. Daher sind wir froh, dass wir mit dem Entomologischen Verein eine Gruppe gefunden haben, die uns in der Sache unterstützt“, sagt Andrea Funke, Biologin im Dienst der Stadtverwaltung. Sie verdankt unter anderem ihren Job dem Umstand, dass bis in die 1990er-Jahre jährlich rund 700 Wespennester in Krefeld vernichtet wurden. Dann hat ein Umdenken stattgefunden. Grundsätzlich unterliegen nämlich alle wildlebenden Tiere, also auch Wespen, dem allgemeinen Schutz des Gesetzes. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt vor, dass Tiere nicht mutwillig oder ohne vernünftigen Anlass gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Hummeln, alle anderen Wildbienen und Hornissen sind darüber hinaus besonders geschützt – sie dürfen nicht verletzt oder gefangen und ihre Nester nicht zerstört werden.

Ein Umstand, der vielen Bürgern nicht bewusst ist und der sie nicht interessiert. Während die meisten Bienen als nützlich und Hummeln als „putzig“ empfinden, haben Wespen und Hornissen einen schlechten Ruf. Dabei sind sie nützliche Tiere im Naturhaushalt, der ohne sie arg ins Wanken kommen würde. Sie sind Insektenjäger, zu ihrer Beute zählen Fliegen, Mücken, Läuse und Spinnen. Gleichzeitig dienen sie aber auch vielen Tieren als Nahrungsquelle.

Hat ein Bürger das Wespen-Telefon gewählt, so wird zunächst erfragt, wo sich das Nest befindet. Die meisten Nester stellen keine Gefahr dar, auch wenn sie zum Beispiel ein Fliegengitter oder ähnliches nötig machen. „Wir müssen deutlich von einer Belästigung und einer Gefährdung unterscheiden. Kaum ein Nest ist eine Gefährdung. Erst wenn gar nichts anderes mehr geht, beschäftigen wir uns mit dem Thema, wie wir ein Nest umsetzen können“, sagt Entomologe (Insektenkundler) Dr. Martin Sorg. Das könne zum Beispiel der Fall sein, wenn sich das Volk im Eingangsbereich auf Fußhöhe angesiedelt hat. So oder so: Für das Umsetzen oder Vernichten bedarf es einer Genehmigung, was ein Großteil der Schädlingsbekämpfer weiß. „Natürlich gibt es aber auch wie überall schwarze Schafe, die sich nicht darum kümmern. Und dann kann es teuer werden, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und Bußgelder drohen“, so Funke.

Ob es aktuell mehr Wespen gibt, werden erst die Ergebnisse der Insektenzählungen liefern, die im Herbst vorliegen sollen. Durch die Trockenheit ist aber der Kontakt zum Menschen enger geworden, das schürt die Annahme, es gebe mehr Wespen als sonst. Zumeist handelt es sich übrigens um die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe, andere Arten sind seltener, einige stehen sogar unter besonderem Schutz. Sorg: „Die Insekten suchen nach Wasser und Zucker und kommen dem Menschen näher, weil sie es in der Natur weniger antreffen. Unter normalen Umständen sind sie nicht aggressiv, sondern vollkommen harmlos. Erst wenn man nach ihnen schlägt oder sie in die Enge treibt, kann es dazu kommen, dass sie sich wehren. Gefährlich wird es, wenn man sich dem Nesteingang unmittelbar nähert, dann kommt es zur Verteidigung.“ Daher rät er dazu, einen Sicherheitsabstand zu halten, Erdnester zum Beispiel zwei Meter weit abzustecken.

Keine Lösung sind Feuer, Wasser oder gar Bauschaum, um ein Nest zu vernichten, weiß Marian Amend vom Krefelder Imkerverein: „Das hält sie nicht auf, sondern macht sie richtig wütend.“ Auch bei den Imkern mehren sich die Anrufe, was häufig daran liegt, dass viele Menschen zwischen Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen nicht mehr unterscheiden können. Amend: „Fünf Personen kümmern sich aktuell um die vielen Anrufer, die wir beraten und denen wir häufig die Angst nehmen können.“ Denn, so die Meinung der Experten, Angst müsse man vor den Insekten nicht haben. Informationen hält die Stadt Krefeld auch im Internet unter www.krefeld.de, Suchwort Wespen, bereit.

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