v.l. Markus Kimpel, Frank Schaper und der Chefarzt der Kardiologie PD Dr. med. Wolfgang Lepper (Foto: Helios)
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Duisburg. Frank Schaper bricht an seinem Arbeitsplatz in einem Duisburger Elektronikfachmarkt plötzlich ohne Puls zusammen. Zum Glück wissen seine Kollegen und sein Vorgesetzter, was zu tun ist.

Ein ganz normaler Arbeitstag sollte es werden. Denn für Frank Schaper beginnt er wie immer, auch wenn er sich nicht ganz fit fühlt. Eine leichte Erkältung vielleicht? An sein Herz denkt er dabei nicht. Er zieht sich an, frühstückt und verabschiedet sich von seiner Frau. Nur wenige Minuten später betritt er den MediMax in Duisburg-Hamborn, ein Elektronikfachmarkt, in dem er als Verkäufer arbeitet. Auf dem Weg zu den Personalräumen grüßt er noch seinen Chef Markus Kimpel. Sekunden später wird ihm schwarz vor Augen, dann bricht er zusammen, ein Kollege kann ihn gerade noch auffangen und auf den Boden legen. Dann läuft alles, wie es kein Notarzt besser hätte vorgeben können. Schnell eilen weitere Mitarbeiter und auch sein Chef hinzu. Der sucht den Puls, der längst ausgesetzt hat. „Es war eine merkwürdige Situation, ich hab einfach reagiert, weil ich mich erinnerte, dass Herr Schaper irgendwann einmal ein Herzproblem erwähnt hat“, erinnert sich der 50-Jährige Kimpel. Für ihn war damit klar, er muss reanimieren. Druck aufs Herz, damit es wieder anspringt. „Er war ganz steif, der ganze Brustkorb hart.“ Aber er gibt nicht auf, auch als seine Arme zu schmerzen beginnen. Währenddessen ruft ein Kollege den Rettungsdienst, der ist wenige Minuten später vor Ort und übernimmt die Reanimation. Da zeigt Frank Schaper schon wieder erste Reaktionen, will sogar aufstehen und arbeiten. Erinnern kann er sich daran nicht. Kurz darauf verliert er auch schon wieder das Bewusstsein.

Der Notarzt bringt ihn in die nahegelegene Helios St. Johannes Klinik. Dort sind sie auf Herz-Kreislauf-Ausfälle spezialisiert, das Herzkatheterlabor ist rund um die Uhr besetzt. Hier halten ihn die Ärzte stabil und suchen gleichzeitig die Ursache für sein Herzversagen. „Wir konnten einen klassischen Infarkt relativ schnell ausschließen, die Arterien waren alle frei. Doch im Verlauf der Untersuchung zeigten sich Veränderungen am Herzmuskel“, erklärt Dr. Ammar Ghouzi, Oberarzt der Kardiologie und verantwortlich für die Intensivstation. Frank Schapers Herz war stark geschwächt und an diesem Morgen hatte es aufgegeben. Während der 57-Jährige versorgt wird, muss sein Chef im Laden einen schweren Anruf machen. Kurz nach der Abfahrt des Rettungswagens greift Markus Kimpel zum Telefon, um der Frau seines Mitarbeiters zu erzählen, was vorgefallen ist. „Ich musste länger überlegen, wie ich ihr das am besten beibringe. Da wusste ich ja auch noch nicht, wie es um ihn steht und ob er das schafft.“ Frau Schaper trifft die Nachricht wie ein Schlag, obwohl sie schon länger ahnte, dass ihr Mann besser auf sein Herz achten muss. „Er war schon im März beim Hausarzt, weil er sich nicht so gut fühlte. Den Besuch beim Kardiologen aber hat er länger vor sich hergeschoben.“ Umso glücklicher sind sie und der gemeinsame Sohn, dass es dieses Mal nur ein – wenn auch heftiger – Warnschuss war. Denn Frank Schaper hat großes Glück gehabt. Schon vier Stunden nach seiner Einlieferung ist er wieder ansprechbar und zeigt normale Reaktionen. Dass er die Sache ohne nachhaltige Schäden überstanden hat, verdankt er vor allem seinem Chef und den Kollegen. „Diese Rettungskette hat wirklich perfekt funktioniert. Da sieht man mal wieder, wie wichtig das Wissen um die Erste Hilfe ist“, zeigte sich auch Dr. Ghouzi schwer beeindruckt. Der Arzt weiß, was es heißt, wenn keiner hilft. „Pro Minute, die bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen um etwa zehn Prozent.“ Rund 100 000 Deutsche trifft ein plötzlicher Herzstillstand mit unterschiedlichen Ursachen jedes Jahr, meistens gehen diese Geschichten weniger gut aus.

Noch in der Helios Klinik setzen die Ärzte Frank Schaper einen Defibrillator ein, der zukünftig jeden Schlag überwacht. Und schon am vierten Tag kann er entlassen werden. Für den Voerdener ein Wunder: „Meine erste Erinnerung ist die, dass ich in diesem Bett aufwache und keine Ahnung habe, wo ich bin und was passiert ist. Als ich dann erfuhr, dass mein Herz quasi den Geist aufgegeben hat, war das schon heftig. Ich bin meinen Kollegen und natürlich meinem Chef so unglaublich dankbar für all das, was sie da geleistet haben.“ Sein Chef Markus Kimpel wiederum hat das Erlebnis zum Anlass genommen, die Kenntnisse seiner Mitarbeiter in Sachen Reanimation trotz der geglückten Rettung noch einmal aufzufrischen: „Je mehr Routine, desto besser.“  Etwas Zeit will er ihnen aber noch geben, denn alle standen nach der Aufregung erst einmal ziemlich unter Schock. Frank Schaper hat seine Kollegen schon wieder besucht und ihnen persönlich gedankt. Und seiner Frau hat er voller Überzeugung versprochen, besser auf seine Gesundheit zu achten: „Auch wenn ich ja jetzt einen kleinen Schutzengel in der Brust habe.“

 

Hintergrundinformation Herzschwäche:

Rund 50 000 Todesopfer fordert die Herzschwäche jedes Jahr. Die Ursachen liegen vor allem in den leisen Tönen, die die Krankheit anschlägt. Denn viele der rund zweieinhalb Millionen Betroffenen bemerken Symptome wie Leistungsabfall, häufiges Wasserlassen oder geschwollene Beine erst in einem sehr späten Stadium. Doch je früher die Insuffizienz erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, sie wirksam zu bekämpfen

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