v.l. Doris Schwerdtfeger (Commerzbank-Stiftung), Florian Fiedler (Intendant Theater Oberhausen), Prof. Dr. Romi Domkowsky (Leiterin theater:faktorei Theater Oberhausen), Klaus-Peter Müller (Commerzbank-Stiftung) (Foto: privat)
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Oberhausen. Die Commerzbank-Stiftung hat am 12. September 2018 in Frankfurt mit „ZukunftsGut“ Deutschlands ersten Preis für institutionelle Kulturvermittlung verliehen. Das Theater Oberhausen erhielt in diesem Rahmen den mit 10.000 € dotierten 3. Preis. Der 1. und 2. Preis wurden an das Staatsschauspiel Dresden (50.000 €) und das Historische Museum Frankfurt (20.000 €) vergeben.

Das Theater Oberhausen ist im August 2017 mit einem neuen jungen Leitungsteam gestartet, das sich insbesondere um die Öffnung der Kulturinstitution in die Stadt hinein und die Ansprache von Akteur*innen bemüht, die das Theater bisher weniger als Ort für ihre Kulturrezeption sowie -produktion genutzt haben. Das Theater Oberhausen verfolgt mit unterschiedlichen Strategien die Absicht, die Kulturinstitution für Begegnungen miteinander und mit Kunst zu öffnen. Neben der Einbindung verschiedener Kooperationspartner*innen und einer vielfältigen Spielplangestaltung werden Produktionen und partizipative Formate entwickelt, die für die Vermittlung von Theater relevant sind. Hierzu gehören zum Beispiel die Angebote der theater:faktorei sowie Produktionen wie etwa „Schuld und Sühne“, bei der über 70 Menschen aus der Region mitgewirkt haben. Bei der Eröffnungspremiere 2018/2019 „Fake On Me. Mein digitales Leben analog“ stehen 18 Jugendliche aus Oberhausen und Umgebung nicht nur auf der Bühne, sondern haben maßgeblich an der Stückentwicklung mitgearbeitet.

Die Jury begründete Ihre Entscheidung für das Theater Oberhausen damit, dass es dem Theater gelingt, eine Vielzahl von gesellschaftlichen Gruppen in seine Produktionen und Aktionen einzubeziehen. Diskussionen zu aktuellen Themen, wie zum Beispiel Einwanderung oder Zukunft der Stadtgesellschaft, geben den Anstoß für die verschiedenen Projekte. Unabhängig von bestimmten Zuständigkeiten ist Kulturvermittlung in Oberhausen eine Gemeinschaftsaufgabe: Alle Mitarbeiter*innen bringen ihre Ideen und Erfahrungen ein.

„Ursprünglich wollten wir nur eine Institution auszeichnen“, so Astrid Kießling-Taşkın. Sie ist im Vorstand der Stiftung zuständig für den Bereich Kultur. „Wir haben uns jedoch entschieden, das Preisgeld um insgesamt 30.000 Euro für den Zweit- und Drittplatzierten zu erhöhen. Grund ist die Konsequenz, mit der alle drei Häuser Kulturvermittlung wagen“, so Kießling-Taşkın weiter.

„Es war eine sehr schöne Preisverleihung in einer sehr herzlichen Atmosphäre. Die Jury bezeichnete uns als die Gewinner der Herzen, was uns froh und stolz macht. Besonders freuen wir uns darüber, dass die Jury es geschafft hat, die Commerzbank-Stiftung zu einem höheren Preisgeld zu überzeugen, so dass alle Nominierten durch den Preis gefördert werden können. Wir werden jetzt als Nächstes beraten, wie wir die 10.000 € für unsere Vermittlungsarbeit am besten einsetzen können.“, so Florian Fiedler, Intendant des Theater Oberhausen.

Zentrale Voraussetzungen für eine Teilnahme bei ZukunftsGut waren die strukturelle Verankerung und die strategische Ausrichtung von Kulturvermittlung im eigenen Haus. Dies beinhaltet, das Publikum aktiv in die Präsentation von künstlerischem kulturellem Erbe einzubeziehen. Im Bewerbungsaufruf hieß es dazu: „Nur wenn Kultur persönlich erlebbar wird, bewegt sie Menschen.“

Insgesamt 125 Kultureinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich beworben. „Dass gleich beim ersten Mal so viele Institutionen mit sehr überzeugenden Vermittlungskonzepten dabei sind, übertrifft unsere Erwartungen. Das gesamte Spektrum der institutionellen Kulturlandschaft ist vertreten. Museen, Theater, Literatur- und Konzerthäuser fühlten sich gleichermaßen angesprochen. Das zeigt, Kulturvermittlung ist genreübergreifend ein Thema mit hoher Priorität“, so Birgit Mandel, Professorin für Kulturvermittlung an der Universität Hildesheim und Mitglied im Stiftungsrat der Commerzbank-Stiftung.

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