v.l. Robert Bongen, Ina Scharrenbach, Sabine Weiss, Charlotte Quik und Frank Berger (Foto: privat)
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Kreis Wesel. Heimat ist etwas sehr Persönliches. Etwas absolut Individuelles. Ein Begriff, für den jeder Mensch einen eigenen Inhalt findet. Trotzdem ist das Wort eingezogen in die politische Debatte. Aus gutem Grund, wie sich jetzt in Wesel zeigte. Dort stellte die CDU-Kreistagsfraktion das Thema in den Mittelpunkt der neuesten Auflage ihrer Veranstaltungsreihe „CDU trifft …“  Eine Ausgangsthese des Treffens, für das die Junge Union zur Einstimmung einen Film mit Impressionen in Worten und Bildern aus dem Kreis vorbereitet hatte: Heimat kann alles sein – doch sie fußt keineswegs auf einem Nichts; es sind gerade auch die unsichtbaren Wurzeln, die die Menschen in ihrem Heimatgefühl verbinden.

Wer hätte diese Analyse besser kompetenter vortragen können als Ina Scharrenbach? Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen stand gemeinsam mit Sabine Weiss, CDU-Kreisvorsitzende und parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, mit Landtagsmitglied Charlotte Quik und Frank Berger als Vorsitzendem der CDU-Kreistagsfraktion auf dem Diskussionspodium. Moderiert wurde das Gespräch von NDR-Redakteur Robert Bongen, Neffe des Anfang August verstorbenen früheren Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Dr. Hans-Georg Schmitz; der Grimme-Preisträger und gebürtige Alpener war eigens dazu an den Niederrhein gekommen – in seine Heimat.

In ihrem Impulsreferat ließ Ministerin Scharrenbach gleichsam im Schnelldurchlauf 400 Jahre Geschichte Revue passieren die offenbare, was die Nordrhein-Westfalen verbindet und welche Werte sie teilen. So wichtig die historische Einordnung war, so unverzichtbar war auch der Blick nach vorn. Ina Scharrenbach: „Man weiß, dass es Zukunft gibt. Nun ist es unsere Aufgabe, sie zu gestalten – Heimat zu gestalten und sie an die nächste Generation weiter zu geben.“ Bei Heimat geht es um Ehrenamt, um Vereinsarbeit; es geht um Engagement als Ausdruck bürgerschaftlicher Solidarität. Denn Heimat sei ein urpositiver Begriff: „Heimat grenzt nicht aus, sondern schließt ein.“ Insoweit überraschte Scharrenbach die Interpretation am Debatten-Podium nicht wirklich, ihr Haus sei eine Art Anti-AfD-Ministerium. Denn die wolle sich den Begriff Heimat zu Eigen machen aus dem Blickwinkel, den kein Christdemokrat teilen könne. Scharrenbach: „Wir verteidigen die Werte des Grundgesetzes, die von der AfD in ihren Grundfesten angegriffen werden.“ Auch Sabine Weiss warnte: „Wenn die AfD von Heimat spricht, will sie ausgrenzen. Jeder von uns muss darüber aufklären, was sie tut und wie sie dabei Begriffe missbraucht, um Menschen einzufangen.“

Wie frisch, wie jung, modern und positiv das Wort Heimat erklärt werden kann, zeigte später Charlotte Quik: „Wenn ich aus Düsseldorf komme, weiß ich in dem Moment, wenn ich auf unseren Hof fahre, dass ich zuhause bin. Daheim. Da, wo ich mich wohl fühle und bei Menschen bin, die ich kenne und liebe.“ Die CDU habe es sich zur Aufgabe gemacht, das ganze Land so zu gestalten, dass sich die Menschen in Nordrhein-Westfalen wohl fühlen – denn da gebe es leider durchaus Aufholbedarf, merkte die Landtagsabgeordnete mit einem kritischen Blick auf die Arbeit der rot-grünen Vorgängerregierung an.

Ein vergleichbares Ziel haben sich die Christdemokraten auch im Kreis Wesel gesetzt. Frank Berger: „Wir arbeiten im Kreistag für die Menschen im Kreis. Wir haben beispielsweise bewusst unsere Beteiligung an Wohnungsbaugesellschaften ausgebaut um buchstäblich dabei zu helfen, Menschen eine Heimat zu schaffen. Wir verkörpern damit sozusagen auch als Person die Arbeit für die Heimat, bei deren Beschreibung es übrigens keine richtige oder falsche Antwort gibt. Auch jedes Kreistagsmitglied empfindet den Begriff anders doch wir alle freuen uns, mit unserem Wirken aktiv die Heimat gestalten zu können.“

Das motiviere auch die vielen Ehrenamtler in Vereinen und Verbänden. Die Freiwilligen Feuerwehren beispielsweise, die Charlotte Quik tags zuvor bei einem Besuch in der „Woche der Feuerwehr“ beeindruckt hatten. Sabine Weiss wusste dazu: „Wir haben in Deutschland mit Abstand die höchste Zahl an Ehrenamtlichen und guten Grund, darauf stolz zu sein.“ Ministerin Scharrenbach nannte den Grund für diese Einsatzbereitschaft beim Namen: „Ehrenamt macht Spaß, weil man ein gemeinsames Ziel verfolgt.“ Deshalb habe die Landesregierung ein Förderprogramm aufgelegt, das unter anderem für diesen Bereich insgesamt 150 Millionen Euro bereitstellt um zu unterstützen, was Menschen verbindet.

Zum Abschluss der Veranstaltung erlebten die Teilnehmer eine unterhaltsame Liebeserklärung des Niederrheinpoeten Christian Behrens aus Moers, der mit Programmausschnitten aus „Kleine Welten“ begeisterte.

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