(Fotos: Roland Beyer)
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Kamp-Lintfort. Bettina Grenz-Klein hat ihren Trainervertrag beim Handball-Zweitligisten TuS Lintfort um ein Jahr bis 2020 verlängert. „Die Arbeit mit den jungen Spielerinnen macht mir unglaublich viel Spaß und ich möchte das einfach weiterführen, egal in welcher Liga“, erklärt die Vereinsikone.

Bettina Grenz-Klein gehört seit 1976 dem TuS Lintfort an und hat nie für einen anderen Verein gespielt oder als Trainerin gearbeitet. Aber der Reihe nach. Im Sommer 1976 gehörte sie zu den ersten Mädchen, die beim damaligen SV Lintfort Handball spielen wollten. Da es zu der Zeit im Handballkreis Moers nur Mädchenhandball ab der B-Jugend gab, musste die 10-Jährige mit ihren gleichaltrigen Mitspielerinnen direkt in der höheren Jugendklasse antreten. „Unser erstes Spiel haben wir gegen den OSC Rheinhausen mit 28-0 verloren, in der Hinrunde gab es zahlreiche weitere hohe Niederlagen und wir haben uns über jedes Tor gefreut. Aber zum Saisonende wurden die Niederlagen immer geringer und das letzte Spiel wurde sogar gewonnen.“

Im zweiten Jahr, als Mannschaft mit lauter 11-Jährigen wurde die Mannschaft bereits Zweiter in der B-Jugend und spielte das Jahr darauf sogar in der Jugendoberliga. Im sechsten und damit letzten Jahr in der B-Jugend gelang 1982 der große Wurf: Der Niederrheintitel wurde in zwei spannenden Endspielen gewonnen. Lintfort galt unter Trainer Ulrich Klein, der die Mannschaft vom ersten Tag an betreut hatte, als einer der Mitfavoriten auf den Deutschen Titel, aber bereits im Achtelfinale zog sich Bettina Grenz-Klein beim ersten Torwurf einen Bänderriss zu und fiel aus. Das gleiche Pech hatte Jugendnationalspielerin Anke Samplatzki und so war schon in der nächsten Runde im Viertelfinale der Traum beendet.

In der A-Jugend gab es dann 1984 den nächsten HVN Titel im Endspiel gegen den TV Beyeröhde, gegen den man 1983 aufgrund der Auswärtstore verloren hatte. 1985 musste das erfolgreiche Jugendteam in der Kreisliga starten, da die damalige Frauenmannschaft in der Landesliga nicht bereit war, Platz für den Nachwuchs zu machen. „Das war dann aber einzigartig, dass eine so erfolgreiche Mannschaft mit vielen Auswahlspielerinnen zusammengeblieben ist. Das wäre heute undenkbar“, blickt Bettina Grenz-Klein auf diese Zeit zurück. Bis 1992 schaffte diese Jugendmannschaft, die bis auf eine Ausnahme ausschließlich aus Eigengewächsen bestand, den Aufstieg in die 3. Liga. Hier gehörte Bettina Grenz-Klein zu den absoluten Toptorjägerinnen und spielte bis zum Jahr 2001 für die Erste Mannschaft. Mit fast 2.000 Toren ist sie heute noch die absolute Nummer 1 der Torjägerinnen des Vereins.

Schon früh hatte sie auch als Jugendtrainerin für den Verein gearbeitet und neben mehreren Kreismeisterschaften im Jahre 2000 den HVN Titel mit der weiblichen A-Jugend gewonnen. So war der Weg vorgezeichnet und zwei Jahre später übernahm sie dann die 1. Damenmannschaft, mit der sie 2004 den Westdeutschen Meistertitel gewann und erstmals in die 2. Liga aufstieg. Wegen der Geburt ihres zweiten Kindes wollte sie dann kürzer treten, musste die Mannschaft aber bereits im Winter wieder übernehmen, als es trotz positivem Punktverhältnisses mit dem neuen Trainer Frank Fünders nicht so recht klappte. „Das war sicher die schwerste Entscheidung meiner Trainerlaufbahn, schließlich waren wir fast 20 Jahre befreundet“, erklärt Bettina den damaligen Schritt.

Sie schaffte den Klassenerhalt und auch im folgenden Jahr wäre das Team nicht abgestiegen, musste aber wegen der Ligareduzierung als siebtes Team absteigen. Nach einem Jahr Pause übernahm sie 2007 nach dem erneuten Aufstieg die Mannschaft und ist bis heute die Institution im Frauenhandball am Niederrhein. Allein in den letzten 15 Jahren hat sie in sieben Spielzeiten in der 2. Liga gecoacht. Höhepunkte waren aber die beiden Aufstiegsfinals gegen Haunstetten (2014) und Gröbenzell (2016). „Als Kind war ich immer in der Eyller Halle, wenn die Männer gespielt haben. Da gab es nie freie Plätze. Das wollte ich auch erleben und habe diese beiden Spiele genossen.“

Für die folgenden Jahre hat sie sich vorgenommen, weiterhin junge Spielerinnen zu entwickeln. Mit Alina Grijseels, Prü Kinlend, Jessica Jochims, Harma van Kreij und Naina Klein hat sie seit 2014 mehrere Spielerinnen auf dem Weg in die Bundesliga begleitet „und wir haben noch viele Spielerinnen für die 2. und 3. Liga fit gemacht. Auch eine Eva Legermann oder Leonie Lambertz haben eine tolle Entwicklung genommen, da bin ich schon stolz darauf“.

„Wir sind froh, dass wir über einen so langen Zeitraum mit unserer Trainerin arbeiten und dass Bettina ligaunabhängig weitermachen will. Kaum eine Trainerin im weiblichen Bereich bildet so gut aus wie sie. Jemanden aus den eigenen Reihen zu haben, ist ein echter Glücksfall für den Verein“, freut sich Ulrich Klein – Vorsitzender und auch Ehemann – über die Verlängerung. „Auch, wenn das bei dem Aufwand für die Familie immer grenzwertig ist.“

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