Zugewanderte Auszubildende, darunter Mustafa Almarai (3. von rechts) und Munter Mohammad Fawzi (rechts), benötigen Unterstützung in der Ausbildung. Eva Renard, Sachbereichsleiterin bei der Caritas, die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Dr. Barbara Paniczek, Flüchtlingskoordinatorin Doris Schlimnat und Fatima Aladag und Emilia Kupferschmidt vom Caritas Migrationsdienst (von links) organisieren gemeinsam die Suche nach Nachhilfelehrern mit Fachkenntnissen (Foto: Caritasverband Krefeld, Sonja Borghoff-Uhlenbroich)
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Krefeld. Infoveranstaltung für ehrenamtliche Nachhilfelehrer am 13. März

Mehr als 60 Geflüchtete befinden sich in Krefeld mittlerweile in einer Berufsausbildung. In ihren Betrieben kommen die allermeisten gut zurecht, wohingegen ihnen die Theorie in der Berufsschule aufgrund der Fachsprache und des anderen kulturellen Hintergrunds große Schwierigkeiten bereitet. Immer wieder kommt es zu Ausbildungsabbrüchen. Die städtische Flüchtlingskoordination, die Caritas, das Freiwilligenzentrum und der Flüchtlingsrat suchen deshalb im Rahmen einer gemeinsamen Initiative ehrenamtliche Nachhilfelehrer mit Fachkenntnissen in unterschiedlichen Berufssparten. Sie sollen die Azubis in einer 1:1-Betreuung während der Berufsschulzeit so unterstützen, dass sie dem Lehrstoff folgen können.

Die städtische Flüchtlingskoordinatorin Doris Schlimnat erhielt einen entscheidenden Hinweis auf die Problematik aus den Reihen der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer in Traar. „Einige Geflüchtete haben wir bereits erfolgreich in eine Ausbildung gebracht“, berichtet Dr. Barbara Panicek von dort. Die Praxis bereite ihnen keine Probleme, doch die Berufsschule sei trotz guter Deutschkenntnisse für alle katastrophal. „Ein Teil von ihnen hat bereits aufgegeben“, so Paniczek. Die ehrenamtlichen Helfer in Traar haben zwar versucht, die Lernwilligen zu unterstützen, stießen jedoch an ihre Grenzen, da der Schulstoff zu fachspezifisch ist. „Wir benötigen Unterstützung von Leuten, die von der Berufsschule kommen, Lehrer oder pensionierte Lehrer“ ist der Tenor der Ehrenamtler.

Munther Mohammad Fawzi aus dem Irak macht zurzeit eine Ausbildung als Medizinisch-technischer Laborassistent. Der studierte Physiker lebt seit drei Jahren in Deutschland und spricht gut Deutsch. Stolz berichtet er von seinen sehr guten und guten Noten im fachlichen Bereich der Ausbildung. Probleme bereiten ihm jedoch zum Beispiel die vielen Fachbegriffe im Fach Anatomie, die dazu führten, dass er die Klausur nicht erfolgreich bestehen konnte. Aufgeben will Fawzi jedoch nicht: „Wir brauchen Nachhilfe auch zum Beispiel in Physik und Mathematik, nicht weil wir die Aufgaben nicht rechnen können, sondern wegen der vielen Fachbegriffe, die wir verstehen wollen“, erklärt er. „Die Sprache bildet eine Mauer zwischen uns und den Menschen hier“, weiß auch Mustafa Almarai. Auch er kann sich in der deutschen Sprache gut verständigen, besucht das Abendgymnasium in Linn. Besonders in den Fächern Deutsch und Geschichte wünscht er sich jedoch dringend Unterstützung.

Als Fachstelle für die Beratung und Vermittlung von Ehrenamtlichen verweist Eva Renard, Sachbereichsleiterin bei der Caritas, auf das Freiwilligenzentrum am Westwall. „Hier gibt es langjährige Erfahrungen mit dem Thema. Es sollten Wünsche, Kompetenzen und organisatorische Rahmenbedingungen, wie die Frage nach zeitlichem Umfang und Ort des Engagements frühzeitig geklärt werden, damit eine gute Vermittlung erreicht wird“, erläutert sie. Die Ehrenamtlichen würden mit ihrem Engagement nicht allein gelassen. Die Caritas könne im Hansa-Haus Räumlichkeiten für den Nachhilfeunterricht anbieten. Die Zugewanderten seien motiviert, etwas zu lernen und sich hier etwas aufzubauen. „Diese positive Energie sollten wir nutzen. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass sie aufgeben und dann bei Gelegenheitsjobs landen“, findet Fatima Aladag vom Caritas-Migrationsdienst.

Für Andreas Pamp, Leiter des Fachbereichs Migration und Integration, ist Arbeitsmarktintegration ein wichtiges Thema. Er selbst hat als Dozent im Bereich der ausbildungsbegleitenden Hilfen gearbeitet und kennt die Aufgaben, um die es geht, nämlich Unterrichtsstoff nach zu vermitteln und zu vertiefen. „Der Staat ist nicht in der Lage, alles durch professionelle Strukturen abzubilden. Wir benötigen ehrenamtliche Unterstützung, und ich hoffe, wir finden viele Kollegen, die bereit sind, mitzumachen“, sagt er. Berufsbezogenes Fachwissen von (pensionierten) Lehrkräften, Berufsschullehrkräften oder Handwerksmeistern ist zurzeit vor allem gefragt in den Bereichen Gastronomie, Bäckerhandwerk, Altenpflege, Fliesenleger-, Maler/Lackiererhandwerk. Das Büro der Flüchtlingskoordination hält eine Liste mit weiteren Ausbildungsberufen vor, für die Fachwissen benötigt wird. Hier wie auch im Freiwilligenzentrum können sich Interessierte auch melden unter fluechtlingskoordinator@krefeld.de (Telefon 02151 658420) oder unter kontakt@freiwilligenzentrum-krefeld.de (Telefon 02151 566100). Anmeldungen für ein erstes Informationstreffen am Mittwoch, 13. März, um 18 Uhr sind hier ebenfalls möglich.

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