Herr der Knochen: Bethanien-Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki rettete jetzt in der Unfallchirurgie des Moerser Krankenhauses binnen eines Monats gleich fünf Patientinnen und Patienten mit Genickbruch das Leben (Foto: KBM/Archiv)
Anzeige

Moers. ­Bethanien-Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki und sein Team retteten die Patienten vor der drohenden Querschnittslähmung – Vor allem ältere und demente Menschen nach Stürzen sind betroffen

Ein ungewöhnlicher Zufall bescherte der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Krankenhaus Bethanien jetzt gleich fünf Patienten mit einem gebrochenen Genick. Die erste gute Nachricht: Alle Patienten überlebten den Genickbruch. Die zweite gute Nachricht: Alle Patienten konnten von Chefarzt Dr. Christoph Chylarecki und seinem Team durch eine erfolgreiche Operation vor der drohenden Querschnittslähmung bewahrt werden. „Bei allen fünf Patienten bestand zum Zeitpunkt der Einlieferung ins Krankenhaus und bis zur Durchführung der Operation die höchste Gefahr einer Querschnittslähmung, da die Verletzungen bei allen Patienten äußerst instabil waren“, so Dr. Chefarzt Chylarecki. Alle Patientinnen und Patienten haben die Operation gut überstanden und konnten die Klinik bereits nach wenigen Tagen wieder verlassen.

Bei den Genickbrüchen handelte es sich zum Teil um Trümmerbrüche. „An sich sind solche Trümmerbrüche selten, aber bei einem Sturz können sie durchaus vorkommen“, berichtet der Unfallchirurg. Betroffen seien vor allem ältere Menschen. „Früher haben die Patienten solche Stürze oder den Transport ins Krankenhaus meist nicht überlebt. Aber heute sehen wir als Klinikärzte die Zunahme solcher Patientinnen und Patienten in unseren Notaufnahmen“, erläutert Dr. Chylarecki. Der Grund: Die Menschen werden immer älter und sind bis ins hohe Alter mobil. Allerdings sei bei älteren Menschen auch die Sturzgefahr deutlich höher. Im Zusammenwirken mit der Alterskrankheit Osteoporose kann es hier durchaus zum Genickbruch kommen. Dabei bemerken die Patientinnen und Patienten oft nicht einmal selbst, dass ihr Genick gebrochen ist. „Die Herausforderungen für uns Ärzte besteht darin, dass man in der Notaufnahme nach diesen seltenen Verletzungen intensiv suchen muss“, sagt der Chefarzt. Als erfahrener Unfallchirurg weiß er wovon er spricht. „Um Genickbrüche in der Notaufnahme eindeutig festzustellen, müssen wir auf jeden Fall bestimmte radiologische Untersuchungen durchführen.“ Denn trotz verbesserter Therapiemöglichkeiten gilt auch heute: Ein unbehandelter Genickbruch führt zur Querschnittslähmung – oder zum Tod.

Allerdings hat die Medizin auch bei solchen lebensbedrohlichen Verletzungen heute bessere Möglichkeiten der Behandlung und der Heilung entwickelt. „Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren erhielten Patientinnen und Patienten mit Genickbruch ein monströses Gestell mit dem Kopf und Rumpf für etwa sechs Monate ruhiggestellt wurden. Für die Patienten war das eine echte Qual,“ erinnert sich Dr. Chylarecki. „Inzwischen können diese Brüche durch eine computerassistierte Operationstechnik innerhalb von einer Stunde versorgt werden. Die Schnitte am Hals oder am Hinterkopf sind klein, nur etwa 5 bis 10 Zentimeter lang.“ Die Chirurgen im Krankenhaus benötigen für den Eingriff spezielle Implantate und müssen über eine ausgereifte Operationstechnik verfügen. Entscheidend sei nicht zuletzt die sichere Hand eines geübten Operateurs. „Die Operation spielt sich direkt am Rückenmark ab, das ist echte Millimeterarbeit. Der Operateur darf hier wirklich nicht den kleinsten Fehler machen“, sagt der Chefarzt.

Dass binnen eines Monats in Bethanien gleich fünf Genickbrüche zu behandeln waren, sei dabei reiner Zufall gewesen. Tragen müssen die Patienten nach der Entlassung aus der Klinik allerdings noch für ein paar Wochen eine Halskrause. Kleiner Trost vom Chefarzt: „Die heute genutzten weichen Halskrawatten bieten einen ganz anderen Komfort und sind mit den riesigen Metallapparaten früherer Zeiten nicht zu vergleichen.“ Bei Dr. Chylarecki und seinem Team ist die Freude über die erfolgreiche Behandlung der Genickbrüche derzeit groß. „Alle fünf Patientinnen und Patienten hatten wirklich sehr großes Glück im Unglück.“

Beitrag drucken
Anzeigen