(Foto: privat)
Anzeige

Krefeld. Am Montagabend hat die Krefelder SPD gemeinsam mit Christina Kampmann (MdL), Catalina Guia (Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“) und Wolfgang Pasch (ASG NRW) das Thema „Arbeitsbedingungen in der Altenpflege: von Warschau bis Krefeld?“ moderiert von Maxi Leuchters (SPD Krefeld) diskutiert.

Insbesondere die Arbeitsbedingungen von osteuropäischen Frauen, die in der sogenannten 24 Stunden-Pflege oder auch „live-in“ Pflege in den privaten Haushalten der pflegebedürftigen Personen leben, wurde besprochen. Catalina Guia berät EU-Arbeitnehmer bezüglich ihrer Rechte und schilderte sehr eindrücklich die schwierige Situation der Frauen, die oftmals von ihrem Arbeitgeber, den Pflegevermittlungsagenturen, stark unter Druck gesetzt werden. Der Lohn, runtergerechnet auf die tatsächlich geleistete Stundenzahl, unterschreite nicht selten den Mindestlohn, so Guia. Aber der Zoll habe kaum eine Handhabe aufgrund der Unverletzlichkeit der Wohnung. Die Isolation der Frauen stellt auch ein Hindernis für Unterstützungsangebote wie das Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“ dar.

Dies sei ein Thema, das dringend auf die politische Agenda gehöre, so Christina Kampmann. Circa 300.000 Frauen sind von diesen Arbeitsverhältnissen in Deutschland betroffen. Eine Zertifizierung der Vermittlungsagenturen könnte eine Möglichkeit sein, Qualität für die Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen einerseits aber auch für EU-Arbeitnehmer sicherzustellen. Zudem seien auch mehr Beratungsstellen im Heimatland der Frauen, oftmals Polen und Rumänien, eine Möglichkeit. Hier könnte eine Koordinierung durch die EU eine Lösung sein, auch die neue Europäische Arbeitsbehörde, die nationale Behörden unterstützen soll, sei ein richtiger Ansatz. Der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“ müsse gelten, die Revision der Entsenderichtlinie auf EU-Ebene sei dafür ein erster wichtiger Schritt gewesen.

Wolfgang Pasch, stellvertretener Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen in NRW, betont, dass Pflege und Altenpflege angemessen entlohnt werden müsse. In Zukunft gäbe es einen steigenden Pflegebedarf. Eine nachhaltige Lösung könnte eine stärkere Quartiersentwicklung sein, um dem Wunsch gerecht zu werden, dass Menschen länger auch zuhause gepflegt werden können. Eine Ausbeutung von osteuropäischen Frauen könne keine Antwort auf ein hausgemachtes Problem des deutschen Pflegesystems sein. Mehrkosten, die durch faire Entlohnung zwangsläufig entstehen, müssen solidarisch durch die Gesellschaft getragen werden. Pflegebedürftigkeit dürfe nicht zu Altersarmut führen, da waren sich alle Diskutierenden einig. Abschließend wurde deutlich, dass gute Pflege unter menschenwürdigen Bedingungen für die Pflegebedürftigen und die Pflegekräfte schlichtweg Geld kostet und dass dieses im Sinne einer solidarischen Gesellschaft und einem sozialen Europa auch wert ist.

Beitrag drucken
Anzeigen