Über die Märchenausstellung im Museum Burg Linn freuen sich die Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser (rechts), der Kurator Ralf-Günter Stefan (links) sowie der Schirmherr Bernhard Hennen (2. von rechts) und Bürgermeisterin Karin Meincke. Sitzend Inge Reuter Märchenerzählerin (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Sagenhaft! Zauberhaft! Märchenhaft! Von Phantasie bis Fantasy

Es war einmal vor langer, langer Zeit … da wurden Geschichten erzählt. Geschichten von zauberhaften Wesen, die zugleich schrecklich und bezaubernd waren, von großen Königen, schönen Prinzessinnen und tapferen Helden, die in den Träumen weiterlebten. Sie faszinieren die Menschen bis heute. Märchen, Sagen und Fantasy-Geschichten entführen sie in eine andere Welt, gleichzeitig spiegeln und verarbeiten sie die Realität. Sie behandeln tiefgründige, moralische Herausforderungen ebenso wie romantische Liebesvorstellungen- immer noch und gerade im 21. Jahrhundert.

Wieso möchten nicht nur kleine Mädchen hundert Jahre nach Abschaffung der Monarchie in Deutschland noch Prinzessin sein? Ist der tapfere Ritter von einst auch heute ein Vorbild für kleine Jungen? Die Angst vor dem bösen Wolf sitzt weiterhin tief. Die Hexen von heute sind cool und nicht mehr mit dem Teufel im Bunde. Prinzessin, Wolf und Hexe machen immer noch Schlagzeilen: Sie bilden die Schwerpunkte dieser Präsentation. Aber die Ausstellung geht noch darüber hinaus: Moderne Märchen und Fantasy-Romane stellen die Klischees manchmal auf den Kopf und Prinzessinnen werden nicht gerettet, sondern retten sich selbst. Trotzdem bleiben das Kinderspielzeug und die Kostümierung streng konservativ. Wie weit hat sich unser modernes Rollenverständnis im Zuge der Genderdiskussion von den Schablonen der Märchen entfernt?

Der Krefelder Fantasy-Autor Bernhard Hennen hat die Schirmherrschaft für die Märchen-Ausstellung im Museum Burg Linn übernommen. „Märchen sind Geschichten, die uns jenseits des rein kognitiven Verstehens berühren. Sie sind Landkarten unserer Seele, weshalb Jung und Alt sie in jeder Epoche zu lesen verstehen“, sagt Hennen. Mit seiner Elfen-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und zählt bis heute mit seinem umfangreichen Werk zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Zuletzt wurde ihm auf der Leipziger Buchmesse der Seraph, ein genrespezifischer Literaturpreis, in der Kategorie „Bester phantastischer Roman“ für sein Buch „Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte“ verliehen. Gerade diese Reihe beschäftigt sich mit dem Wesen der Märchen – im Buch der Mären – die auf ganz besondere Weise lebendig werden. Er unterstützt das Museum mit Lesungen während der Ausstellung und bei dem abschließenden Höhepunkt am 4. und 5. Januar, dem großen Märchenfestival in der Burg, Jagdschloss und Museum, das am Abschluss der Weihnachtferien zu heimeligen Märchen am Kaminfeuer in der Burgküche ebenso einladen wird wie zu großen Abenteuern in Rollenspielwelten.

Die Besonderheit der Ausstellung liegt in ihrer Entstehung und im Kuratorenteam. Auslöser war die Anregung der Kinderbuchsammlerin Karin Fesel nach der Ausstellung zu der historischen Bibliothek im vergangenen Jahr, mal eine Bücherausstellung für Kinder zu machen. Ralf Stefan, pensionierter Kriminalhauptkommissar, griff die Idee umgehend auf und entwickelte in Rekordzeit das Konzept der originalen Märchenexponate, der zentralen Fragestellungen und der unzähligen Details, die diese Ausstellung so lebendig machen. Sein ehrenamtliches Engagement entsprach dabei fast einem Vollzeit-Job. Unterstützung und Mitarbeit sowie weiterführende Ideen kamen dann aus dem ganzen Haus: Zu einer eigenen Märchen-CD, die gerade produziert wird und in der Ausstellung zu hören ist, dem Begleitprogramm mit Lesungen der Märchentante Inge Reuter, der Kooperation mit der Mediothek, die hier ein Leseregal einrichten wird, dem Hausmeister, der als gelernter Bäcker im Backhaus in der Vorburg die Dekoration des Hexenhauses gebacken hat oder einer Vielzahl an Leihgebern.

Besonders hervorzuheben ist das Museum Mensch und Jagd in Brüggen, das Wolf, Rabenkrähe und Uhu zur Verfügung stellt. Ungewöhnlich ist auch das Plakat, das ebenfalls ehrenamtlich von Annett Zander entworfen und gestaltet worden ist: der Jäger, der mit seiner Märchenbuchlektüre seine nächsten Trophäen recherchiert.

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