Peter Beitz, Fraktionsvorsitzender der FDP (Foto: Nicole Trucksess)
Anzeigen

Mülheim. Nachdem das Arbeitspapier Netz 23 der Verwaltung mit viel Rauch und Gezanke vom Tisch gefegt wurde, muss nach Ansicht der Liberalen neu gedacht werden.

Die SPD-Fraktion hat durch eine Anzahl Anträge das Papier beerdigt, obwohl sie dem Oberbürgermeister genau dies vorgeworfen hat. Die Anträge sind zu kleinteilig oder ideologisch gesteuert, als dass sie für einen ernsthaften Neuanfang für einen zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr taugen könnten. CDU und Grünen haben es komplett abgelehnt, darüber zu diskutieren.

Eine Analyse der Mülheimer Nahverkehrsnutzung liegt vor. Anhand dieser Daten ist zu ersehen, wann, von wo nach wo, wie viele Personen zu transportieren sind. Fahrgastspitzenzahl zum Schul- und Arbeitsbeginn, zum Schulschluss usw. sind hinreichend bekannt. Die Schülerzahlen der Zukunft liegen schon vor, die Gebiete mit starker Bevölkerung sind bekannt. Dazu Peter Beitz: “Jetzt müssen die Hausaufgaben gemacht und nicht weitere Daten produziert werden. Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.“

Unabhängig vom Nahverkehrsplan muss die Nutzung attraktiver gemacht werden. Die Digitalisierung vereinfacht den Ticketkauf. Abrechnungssysteme lassen im Nachhinein Rabatte zu, siehe Leihwagenvermietung. Ist z.B. nach einem Monat Einzelfahrscheinkauf ersichtlich, dass Abo oder Zehnerkarte preiswerter gewesen wären, so ist die Differenz zu erstatten oder gutzuschreiben.

Die Planung muss sicherstellen, dass die geforderten Qualitätsmerkmale eingehalten werden. Innerhalb einer definierten Kernzone mit einmal umsteigen innerhalb von 30 Minuten am Ziel zu sein. Oder aus Außenbereichen innerhalb von x Minuten mit 2-mal umsteigen ans Ziel zu kommen. „Wir müssen uns um solche Themen kümmern, nicht ob der Bus links oder rechtsrum durch Dümpten oder Saarn fährt“, so Peter Beitz.

Wichtig für die Entscheidung wie gefahren wird, ist die Erkenntnis, dass ÖPNV, Öffentlicher Personen Nahverkehr‘ bedeutet. Er dient der Öffentlichkeit. Nicht jeder persönliche Fahrwunsch kann direkt bedient werden. Wer in einen Randbezirk von Mülheim zieht, der Ruhe, des Preises oder anderer guter Gründe wegen, kann nicht gleichzeitig einen 10-Minuten-Takt zu jedem beliebigen Ziel verlangen.

Die Kostentreiber des Mülheimer ÖPNVs gehören abgeschafft und reduziert. Ein U-Bahn-Tunnel, den nur zwei Linien nutzen, ist in Unterhalt, Instandhaltung und Instandsetzung unwirtschaftlich und gehört geschlossen. Stark frequentierte Verbindungen werden anders behandelt als gering frequentierte. Bus on demand, Quartiersbusse oder sogar Gruppentaxis werden dort eingesetzt, wo es richtig ist, Straßenbahnen dort, wo es notwendig ist.

Im Verwaltungsüberbau der Mülheimer Seite der Ruhrbahn ist sicherlich ein Optimierungspotential zu heben. Allen Beteiligten muss klar sein: ÖPNV ist Versorgung mit Nahverkehr und nicht Versorgung von Mitarbeitern. Die Mitglieder des Rates der Stadt Mülheim an der Ruhr müssen immer Mülheim im Vordergrund sehen.

Beitrag drucken
Anzeige