Günter Berghaus (Foto: Achim Pohl)
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Essen. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli starb nach kurzer schwerer Krankheit Günter Berghaus. Der ehemalige Direktor der Caritas im Ruhrbistum wurde 89 Jahre alt.

Günter Berghaus war ein Caritasmann mit Leib und Seele. Ein Intellektueller und ein streitbarer Geist, der auch die Konfrontation mit den Mächtigen nicht scheute, um für Menschen in Not einzustehen. Auch gegen Widerstände hat er sich immer wieder durchsetzen können und aus seiner christlichen Überzeugung heraus pastorales Amt und caritative Hilfe und Anwaltschaft verbunden.

Bundesweit beispielhaft war die in einer sehr frühen Phase schon initiierte Gründung einer großen Beratungsstelle für HIV-Infizierte und Aids-Erkrankte 1988. Dies zu einer Zeit, als Aids von vielen noch als Lustseuche und als Folge sündigen Lebens gesehen wurde. Auch das Reintegrationsprojekt für abgelehnte Asylbewerber in Mazedonien war ein – auch caritasintern -heftig umstrittenes Projekt der Landesregierung NRW, an dem sich die Caritas im Bistum Essen mit einem sozialen Umfeldprogramm erfolgreich beteiligte. Noch heute ist dieses – von Berghaus auch gegen Widerstände vertretene – Projekt beispielhaft für Fluchtursachenbekämpfung durch Hilfen im Herkunftsland. Immer wieder hat Berghaus nach neuen Wegen gesucht, um auch in den Brennpunkten als Caritas präsent zu sein. So geht die Einrichtung des Treffs „Café Nachtfalter“ für Prostituierte in Essen auf seine Initiative zurück.

Als Priester war er zutiefst überzeugt, dass Caritas wesentlicher Teil von Kirche ist. Sätze wie: “Jesus verkündet nie, ohne dass er hilft. Er spricht nie, ohne etwas zu geben. Er lehrt nicht, ohne zu heilen”, waren Ausdruck dieser Überzeugung. Und sie sind noch heute im Bewusstsein der Caritas im Ruhrbistum verankert. Berghaus galt bei Politikern, Journalisten und aufmerksamen Zeitgenossen als ein Verantwortlicher in der caritativen Arbeit und der Freien Wohlfahrtspflege, der seine Anwaltsfunktion für die Armen sehr pointiert und deutlich in der Aussage wahrnahm. Er war nicht nur ein Mann der Tat, sondern ein Mann des Wortes. Worte, die tief saßen und zum Teil in die Caritasgeschichte eingegangen sind. Der gebürtige Sauerländer konnte wie kein Zweiter soziale Missstände anprangern, rhetorisch brillant, dabei wertschätzend und humorvoll sein. Er legte großen Wert auf politische Wirksamkeit – auch als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in NRW, deren Vorsitz er von 1990 bis 92 innehatte.

„Die Caritas im Bistum Essen trauert um einen großen `Caritäter´, auf dessen Fundament die heutige Arbeit der Caritas im Ruhrbistum fußt“, sagt Sabine Depew, seit Mitte 2017 Direktorin der Caritas im Bistum Essen. RIP

Zur Person: Günter Berghaus wurde am 22. Dezember 1929 in Heggen/Sauerland geboren. Nach seiner Priesterweihe 1956 durch den Paderborner Bischof, Kardinal Jäger, durchlief er verschiedene Stationen als Kaplan in der Pfarrseelsorge, so in Niederwenigern, Bottrop und Oberhausen, wo er als Stadtjugendseelsorger wirkte.

1970 berief ihn Bischof Dr. Franz Hengsbach zum Caritasverband für das Bistum Essen. Nach dem Studium der Caritas- und Sozialwissenschaften in Freiburg wurde er 1972 stellvertretender Direktor des Caritasverbandes für das Bistum Essen und im April 1974 der zweite Diözesan-Caritasdirektor im Bistum Essen.

1976 bekam er den Titel eines Päpstlichen Ehrenkaplans; Päpstlicher Ehrenprälat wurde Berghaus 1990. Im gleichen Jahr wurde er residierender Domkapitular an der Hohen Domkirche zu Essen, deren Dompropst er von 1993 bis 2004 war.

Von 1990 bis 1992 war er Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen“.

Viele Einrichtungen und Initiativen tragen die deutliche Handschrift von Günter Berghaus. So auch die Polenhilfe des Caritasverbandes für das Bistum Essen. Aufgrund dieser Verdienste überreichte ihm das Domkapitel der polnischen Diözese Köslin-Kolberg 1984 den Titel eines Ehrendomherren am Dom zu Köslin.

Ende 1998 verabschiedete er sich auch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt des Diözesan-Caritasdirektors.

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