(Foto: privat)
Anzeige

Xanten. Hurra, endlich Feierabend! Und jetzt erst mal ein Tässchen Kaffee. Cordula Janßen und Ingrid Schalwig machen es sich gemütlich. Die Arbeit ist erledigt, jetzt kann es an die Freizeitplanung gehen. Ingrid Schalwig hat Appetit auf Bratfisch, die holländische Grenze ist nicht weit, also los. Cordula Janßen will diesen Abend ruhig angehen lassen und es sich mit ihrer Handarbeit auf der Couch gemütlich machen. Alles machbar, sagt Annette Janßen. Sie ist Mitarbeiterin des LVR-HPH-Netz Niederrhein und unterstützt Menschen mit Behinderung im Ambulant Betreuten Wohnen – wie die beiden Frauen in Marienbaum. Sie leben in ihren eigenen Wohnungen, sind Nachbarinnen und stehen so weit wie möglich auf eigenen Füßen. Und für die Bereiche, in denen sie Unterstützung brauchen, sind Mitarbeiterinnen wie Annette Janßen da.

Rund 50 Frauen und Männer, die vom LVR-HPH-Netz Niederrhein betreut werden, leben im Kreis Wesel im Ambulant Betreuten Wohnen. Manche alleine, manche als Paar, wiederum andere in einer Wohngemeinschaft. Genauso wie Menschen ohne Behinderung haben auch Menschen mit Behinderung das Recht darauf in eine eigene Wohnung zu ziehen, sagt Kira Jahn, die den Bereich Ambulant Betreutes Wohnen in dieser LVR-HPH-Region leitet. „Wenn es ihr Wunsch und Wille ist.“ Dabei wird niemand ins kalte Wasser geworfen, der Umzug in die eigenen vier Wände werde sorgfältig und manchmal sogar über einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren vorbereitet. Denn Selbstständigkeit müsse gelernt werden. „Das sind kleine Dinge, zum Beispiel, was es bedeutet, den Müll runterzubringen oder die Waschmaschine zu bedienen, aber auch Fragen, die Finanzen betreffen, was kostet überhaupt ein Einkauf und ähnliches.“ Diese Punkte, aber oft auch die Erkenntnis, dass jemand plötzlich nicht mehr im Wohnverbund oder Zuhause bei den Eltern, sondern alleine lebe, stellten am Anfang besondere Schwierigkeiten dar. Deshalb sei die Unterstützung in der ersten Zeit oft besonders engmaschig, bis sich eine Routine entwickelt habe. Zu der sozialen Begleitung können auch pflegerische Leistungen in Anspruch genommen werden, „das bieten wir aus einer Hand an, so wird das Leben in den eigenen vier Wänden häufig erst möglich“.

Ingrid Schalwig und Cordula Janßen wohnen rund drei Jahre Tür an Tür. Beide Wohnungen sind gut geschnitten, jeweils mit Bad, Schlafzimmer und einem großen Wohnzimmer mit offener Küche. Durch den Hausflur sind es nur ein paar Schritte bis zum großen gemeinsamen Balkon mit einer tollen Aussicht. Wenn Annette Janßen zu Besuch kommt, wird sie gleich in Beschlag genommen. Das Essen für die Woche muss geplant werden, Einkäufe stehen an, dieser oder jener Ausflug oder ein Arztbesuch, vielleicht gibt es auch das eine oder andere Problem, das durch ein Gespräch aus der Welt geschafft werden kann. Wichtig ist: „Der Mensch steht im Mittelpunkt und wird individuell unterstützt“, erklärt sie. Es gehe nicht darum, ihre Vorstellungen umzusetzen, sondern die der Menschen, denen sie zur Seite stehe.

Die beiden Frauen haben vorher im Wohnverbund gelebt, wollten dann aber auf eigenen Füßen stehen. Es sei viel schöner, „sein eigener Herr zu sein“, bringt Cordula Janßen die Sache auf den Punkt. Das klappt gut, auch wenn Putzen nicht ihre Lieblingsbeschäftigung sei. Da stickt sie lieber. Tischdecken, Wanddeko, alles, was möglich ist. Mit kleinen, filigranen bunten Mustern, wunderschön. Und sie hat immer ein Geschenk parat, wenn in Familie und Freundeskreis ein Geburtstag ansteht. Ingrid Schalwig hat mit Handarbeiten nichts am Hut, aber mit Fußball. Vor allem mit Frauenfußball, da verpasst sie kaum ein Spiel.

Im Haus an der Uedemer Straße, in dem Cordula Janßen und Ingrid Schalwig leben, ist gerade eine Wohnung für das Ambulant Betreute Wohnen frei geworden. Die beiden Damen suchen eine Nachmieterin oder einen Nachmieter für die zwei Räume, die knapp 40 Quadratmeter groß sind. Wichtig für die beiden ist, dass die neue Nachbarin oder der neue Nachbar zu ihnen passt. Die Chemie muss halt stimmen. Wie in jeder guten Nachbarschaft.

Wer Interesse hat, meldet sich bei David Heymings mobil unter 01520 9314599 oder per E-Mail an david.heymings@lvr.de

Beitrag drucken
Anzeigen