v.l. AWO-Mitarbeiter Alexander Hässner und Helmut Damaschke (Foto: AWO Düsseldorf)
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Düsseldorf. Die Einrichtung für Menschen mit Behinderung bewirtschaftet zwei Bienenstöcke

Adham Dalgamoni ist eher ein ruhiger Typ. Doch wenn der gelernte Krankenpfleger von seiner Bienen- und Imkerleidenschaft spricht, da sprudelt es nur so aus ihm heraus. Vor rund einem Jahr hat er sein Hobby quasi mit an seinen Arbeitsplatz gebracht. Dalgamoni arbeitet im Paul-Gerlach-Haus, ein Dauerwohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen. In der Einrichtung der AWO VITA gGmbH am Büllenkothenweg in Eller stehen mittlerweile gleich zwei Bienenstöcke mit 10.00den Bienen im großen Garten hinter dem Haus. „Im nächsten Jahr werden wir erstmals Honig ernten“, zeigt sich der AWO-Mitarbeiter optimistisch. Pro Bienenstock können das bis zu 40 Kilogramm sein.

Um die Bienenhaltung und die Imkerei zu erlernen, haben Adham Dalgamoni und sein Kollege Alexander Hässner einen Imkerkurs absolviert und dann erst eine, später eine zweite Bienenbox gekauft und alles nötige Zubehör. Finanziell unter die Arme gegriffen hat ihnen dabei die Henkel-Stiftung und die Kern Apotheke.

Tierhaltung und -pflege sind im Paul-Gerlach-Haus Teil des therapeutischen Konzepts. Es gibt bereits Kaninchen, die von den Bewohner*innen gepflegt und versorgt werden. Und auch zwei Therapiehunde streunen durchs Haus. Das Bienenprojekt wird im Rahmen der Ergotherapie durchgeführt. Vor allem Markus Böhne und Helmut Damaschke haben ihr Herz an die Bienen verloren. Beide sind vor rund fünf Jahren am Büllenkothenweg eingezogen und gehören von Anfang an mit zum Bienen-Team. „Damit kann ich mich wirklich identifizieren. Das ist wirklich toll“, erzählt Damaschke und lächelt.

Bei der Arbeit mit den fleißigen Bienchen geht es nicht um möglichst große Honigausbeute. Ziel ist es, dass die Gruppe am gesamten Prozess beteiligt ist und ihn mitgestalten kann. Gearbeitet wird nach streng ökologischen Grundsätzen. Die Bienen-Boxen haben die Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung hergestellt. Das Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft und die Boxen eignen sich gut für den Naturwabenbau, so wie er im Paul-Gerlach-Haus betrieben wird. Alles ist auf ökologischer Basis, alles in Handarbeit. Mittelwände und Drähte sind hierbei tabu, auch die Honiggewinnung ist Handarbeit: Der Honig wird nicht mechanisch aus den Waben geschleudert, sondern per Hand gestampft und dann mehrfach gefiltert und abgefüllt.

Bereits in diesem Jahr haben die Bewohner*innen und Mitarbeitenden das Paul-Gerlach-Hauses vom eigenen Honig gekostet. Die Waben hatte Adham Dalgamoni aus seinen privaten Bienenstöcken mitgebracht. Dabei ging es in erster Linie darum, den Prozess der Honiggewinnung einmal mit den Bewohnern gemeinsam durchzuführen.  „Der Honig schmeckt wunderbar, sehr lecker“, so die Imker-Truppe.

Die Bienenvölker im Paul-Gerlach-Haus geht bald in die Winterpause. Sie haben genug Honig in der Box, so dass sie sich davon bis zum nächsten Frühling ernähren können. Nur im Notfall wird ein bisschen mit Zuckerwasser oder Futterteig zugefüttert. Und wenn alles gut läuft und die Bienen fleißig sind, wird dann im kommenden Jahr erstmals der Honig des eigenen Bienenbestands geerntet. Markus Böhne und Helmut Damaschke werden auf jeden Fall wieder mit dabei sein.

 

Hintergrund: Das Angebot im Paul-Gerlach-Haus der AWO VITA gGmbH wendet sich vor allem an Menschen mit chronischen Krankheitsverläufen, bei denen eine Langzeitunterbringung in einer psychiatrischen Klinik als einzige Alternative erscheint. Es dient somit der Enthospitalisierung im Sinne des Landschaftsverbandes Rheinland.

Durch das Wohnen in einem Dauerwohnheim eröffnen sich für psychisch behinderte Menschen neue Lebensräume. Sie haben den Rückhalt einer schützenden Einrichtung wie die Wohngemeinschaft in Eller bietet. Dies ermöglicht es den Bewohnerinnen und Bewohnern, mit professioneller Unterstützung eigene Ziele zu formulieren und ihre Fähigkeiten zu erkennen. Ziel ist es, möglichst selbstständig und selbstbestimmt ihr Leben zu meistern.

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