Das Planungsteam der Fairen Woche in Krefeld (v.l.n.r.): Ariane Stedtfeld (GMÖ), Ingrid Vogel (Krefelder Friedensbündnis), Christa Redeker (Weltladen Krefeld) (Foto: Bettina Furchheim)
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Krefeld. “Was denkst Du über Geschlechtergerechtigkeit?” Das ist das Thema der Fairen Woche in diesem Jahr – auch in Krefeld. Dazu haben sich viele unterschiedliche Organisationen in Krefeld zusammengetan und ein buntes Programm zusammengestellt. Dieses wird in einem Pop-up-Store in der Marktstraße 34 präsentiert. Ein Pop-up-Store? “Das ist ein kurzfristiges und provisorisches Einzelhandelsgeschäft, das vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben wird”, lautet die Erklärung bei Wikipedia.

“Das Ladenlokal haben wir gemietet”, erklärt Christa Redeker, Vorsitzende des Weltladens in Krefeld. “Mit unserem Programm verbinden wir Frauen aus Krefeld und weltweit. Frauenrechte werden hier wie da nicht ausreichend umgesetzt.” Sicherlich in unterschiedlichen Ausprägungen. “Viele Frauen in Entwicklungsländern wissen nicht, welche Rechte”, betont Redeker. “Das ist teilweise eine Folge von geringer Schulbildung. Viele Mädchen können nicht zur Schule gehen.” Regelmäßig gäbe es Berichte im Fernsehen über katastrophale Arbeitsbedingungen in anderen Ländern. Mädchen und Frauen seien besonders betroffen. Die Berichte machen deutlich: es muss sich noch viel ändern.

Aber auch Deutschland sei in Sachen Gleichberechtigung in den vergangenen Jahren, so eine Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF), von Rang 5 im Jahr 2008 auf Rang 14 im vergangenen Jahr zurückgefallen. Untersucht werden 149 Staaten in unterschiedlichen Bereichen. “Dabei ist die Gleichberechtigung in unserem Grundgesetz verankert”, meint Ingrid Vogel, Sprecherin Krefelder Friedensbündnis, “und ebenso in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.” Eine – allerdings rechtlich nicht bindende – Resolution, die schon vor mehr als 70 Jahren von den Vereinten Nationen beschlossen wurde.

Die Faire Woche beginnt in Krefeld am Samstag, 14. September mit der Eröffnung des Pop-up-Stores um 11 Uhr in der Marktstraße 34. Um 11.30 Uhr ist Begrüßung durch Bürgermeisterin Gisela Klaer und Christa Redeker vom Weltladen. Im Anschluss gibt es Musik, Essen und ein paar Worte zur Fairen Woche und der Situation der Frauenrechte.

Das Programm der Woche ist bunt: Vorträge und Diskussionen, Filme und Theater, Beratungen und Porträts. Jeden Mittag können die Besucher “Spirit tanken” bei 15 Minuten Besinnung. “Wir haben auch Angebote für Schülergruppen”, betont Ariane Stedtfeld,  Referentin für entwicklungspolitische Bildung​ beim Gemeindedienst für Mission und Ökumene, kurz GMÖ. “Im Store können sie viel über Fairen Handel lernen. Wir haben einen Kaffeeparcour aufgebaut, eine Ausstellung “Gesichter des Fairen Handels” und viele Informationen liegen parat.” Bei dem interaktiven Parcour geht es um den Weg des Kaffees von der Pflanze bis in die Kaffee. Anbau, Verarbeitung, Handel und Vermarktung werden thematisiert.

Bevor der Pop-up-Store am Samstag, 21. September schließt, wird von 11 bis 15 Uhr “Faires von Frauen für Frauen” durch den Weltladen angeboten (wie auch jeden Tag während der Woche). Und ab 11.30 Uhr gibt es zwei Programmpunkte: eine Mitmach-Aktion “Kochen zum Verlieben mit Gewürzen aus aller Welt” (Anmeldung im Weltladen) sowie eine Vorführung “Düfte aus aller Welt beim Rösten von Curry”.

Der Faire Handel strebt nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel: Keine Kinderarbeit und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Menschen, die unsere Produkte herstellen. „Profit darf nicht vor Kinder- und Menschenrechte gehen“, meint Referentin Stedtfeld. Darauf zielt eine Kampagne von Fairem Handel, Brot für die Welt und Eine-Welt zum nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrecht. Bisher gilt Freiwilligkeit für die Einhaltung von Menschenrechten z.B. in der Textilindustrie, angestrebt wird eine Verbindlichkeit.

Es geht aber auch schon heute anders: Bei dem Fair Handelsunternehmen GEPA beispielsweise, werden die Löhne garantiert – nachdem sie im Vorfeld jeweils gemeinsam – mit Kleinbauern/Angestellten – verhandelt worden seien. Und es gebe eine Abnahmegarantie.

20,50 Euro gebe jeder Deutsche pro Jahr für faire Produkte aus. “Würden mehr Produkte fair gehandelt, hätten mehr Menschen ein Auskommen durch ihre Arbeit”, meint Vogel. “Dann gäbe es eine Fluchtursache weniger.” Zudem sei es eine Frage von Wertschätzung und Würde, wenn Menschen für ihre Arbeit auskömmlichen Lohn erhalten.

Beziehungen in alle Welt – das sei für Krefeld doch schon jahrhundertelang Alltag, so die Weltladen-Vorsitzende Redeker. Sie nennt ein paar Beispiele: Mennoniten oder Samt und Seide in der Blütezeit der Textilwirtschaft oder – sie zögert ein wenig wegen der Aufzählung – auch der Zoo mit seinen unterschiedlichen Tieren und den Kontakten in andere Zoos der Welt.

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