Ein starkes Team unterstützt Prof. Dr. Isenmann bei der Versorgung der Schlaganfallpatienten (Foto: privat)
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Moers. „Je schneller ein Patient mit einem akuten Schlaganfall behandelt werden kann, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten“, so Prof. Dr. Stefan Isenmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am St. Josef Krankenhaus in Moers, „damit können bei rascher und gut koordinierter Behandlung Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion, die etwa zu Lähmungen oder Sprachstörungen führen, reduziert werden. So können Patienten häufig rascher wieder in den Alltag zurückkommen.“ Für eine optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten bedarf es gut koordinierter Abläufe, angefangen beim Rettungsdienst, denn „jeder Schlaganfall ist ein Notfall“ – bis zur möglicherweise erforderlichen Rehabilitation und Nachversorgung der Patienten. Um dies rund um die Uhr zu gewährleisten, sind eine Reihe von Vorkehrungen und Absprachen sowie kontinuierliche Schulungen aller Beteiligten erforderlich.Zentrum dieser eingespielten Schlaganfallversorgung ist die Schlaganfallstation, die sogenannte „Stroke Unit“. Alle notwendigen Fachbereiche arbeiten eng verzahnt zusammen: in der Zentralen Notaufnahme helfen Chefarzt Dr. Rainer Körte und sein Team, die Erstdiagnose zu stellen; in der Radiologie und interventionellen Neuroradiologie unter Chefarzt Dr. Christoph Paselk und Departmentleiter Dr. Stephan Haller wird die erforderliche Bildgebung des Kopfes mit Gefäßdarstellung durchgeführt und im Falle eines Gefäßverschlusses nach Möglichkeit das Gerinnsel über einen Katheter entfernt; auf der Intensivstation wird der Schlaganfallpatient auf der Stroke Unit aufgenommen und unmittelbar von Stationsleitung Dirk Welsing und seinem Pflegeteam versorgt. In der Akutphase hängt viel davon ab, dass der Patient schnellstmöglich die erforderlichen Untersuchungen erhält, um die Diagnose rasch und sicher stellen und den Patienten unmittelbar wirksam behandeln zu können.

Die Zertifizierung einer solchen Stroke Unit ist das Gütesiegel der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe. „Unsere Stroke Unit hat nun erfolgreich die Zertifizierung als überregionale Stroke Unit mit 11 Betten absolviert“, so Prof. Dr. Isenmann stolz. In Deutschland sind derzeit über 300 Stroke Units zertifiziert, davon etwa jede dritte als „überregionale Stroke Unit“. Damit nimmt die Stroke Unit eine ganz besondere Rolle bei der Versorgung aller Schlaganfallpatienten in Moers und Umgebung ein.

Am St. Josef Krankenhaus werden jährlich mehr als 1.100 Patienten mit akutem Schlaganfall aus Moers und Umgebung behandelt.

Bei Schlaganfallverdacht fährt der Rettungsdienst unmittelbar das St. Josef Krankenhaus an. Hier geht es dann ganz schnell: Der Patient wird neurologisch untersucht, es wird Blut abgenommen und ein EKG wird angelegt. Die Bildgebung des Kopfes zeigt, ob eine Durchblutungsstörung oder eine Blutung im Gehirn vorliegt. Wenn der Patient möglichst früh nach dem Ereignis in der Klinik ist, kann eine medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels oder bei Verschluss größerer Gefäße im Gehirn eine Gerinnselentfernung mittels Kathether (die sogenannte Thrombektomie) besonders erfolgversprechend sein.

„Auf unserer Stroke Unit werden Patienten intensiv überwacht und die Werte werden im Verlauf dokumentiert“, so Oberärztin Dr. Julia Borell, „die erforderlichen Untersuchungen zur Abklärung der Schlaganfallursache wie Herz- und Gefäßultraschall, Langzeitmessungen für EKG und Blutdruck werden eingeleitet.“ Gleichzeitig wird die medikamentöse Behandlung Bedarfsgemäß optimiert. Stationsleitung Dirk Welsing ergänzt: „Unsere speziell geschulten Pflegekräfte versorgen die Patienten rund um die Uhr und reagieren im Bedarfsfall sofort auf Komplikationen.“ Nach der Akutphase werden die Patienten auf die neurologische Normalstation verlegt, wo Diagnostik und Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und auch Logopädie fortgeführt werden. „Nicht selten können unsere Patienten danach direkt nach Hause entlassen werden“, berichtet Prof. Isenmann, „wenn jedoch Beeinträchtigungen vorhanden sind, kann eine neurologische oder geriatrische Rehabilitation oder – bei besonders schwer betroffenen Patienten – eine neurologische Frührehabilitationsmaßnahme angeschlossen werden.“

Die Zertifizierung dieser gesamten Struktur ist ein aufwändiger Prozess, in dem die Behandlungswege streng geprüft und überwacht werden. Am St. Josef Krankenhaus werden die engen Vorgaben erfüllt und konnten durch gemeinsame Anstrengungen und Schulungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals deutlich verbessert werden.

Wichtig zur frühzeitigen Erkennung eines Schlaganfalls ist der sogenannte FAST-Test. FAST steht als Abkürzung für Face, Arms, Speech und Time (Gesicht, Arme, Sprache, Zeit). Mit diesem Test lässt sich der Verdacht auf einen Schlaganfall schnell überprüfen.

Face:      Ein herabhängender Mundwinkel deutet auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms:     beide Arme nach vorne ausstrecken: bei einer Halbseitenlähmung sinkt ein Arm ab

Speech:  Wenn es nicht gelingt, einen einfachen Satz nachzusprechen, liegt eine Sprachstörung vor.

Time:     Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich 112 und schildern Sie die Symptome.

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