Dagmar Grünastel (rechts) und Elke Hannen sind zwei von rund sechs Millionen ehrenamtlich engagierten Menschen allein in Nordrhein-Westfalen (Foto: privat)
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Neuss. Mehr als 20 Ehrenamtliche begleiten im Hospiz die Menschen auf ihrem letzten Weg

Nur einmal im Jahr weist der Kalender den „Internationalen Tag des Ehrenamtes“ aus: Am 5. Dezember wird weltweit des freiwilligen Engagements gedacht. Aber Menschen, die darauf angewiesen sind, freuen sich jeden einzelnen Tag über Hilfe, Unterstützung und ein gutes Wort. Beispielsweise im Neusser Augustinus Hospiz. Hier arbeiten Dagmar Grünastel und Elke Hannen mit ihren Kolleginnen und Kollegen ehrenamtlich. Sie begleiten die Gäste, wie die Hospizbewohner hier heißen, in der letzten Lebensphase: hören zu, lesen vor, basteln oder sind einfach nur da – und immer auch offen für Gespräche mit Angehörigen.

„Das ist eine wunderbare und sehr befriedigende Aufgabe“, erzählt Dagmar Grünastel und berichtet mit einem Lächeln von ihren Tätigkeiten im Hospiz: Zum Beispiel von Ausflügen in die umgebenden Parks mit Rollator oder Rollstuhl oder von gemeinsamen Gesellschaftsspielen. „Vor allen Dingen aber steht der Gast mit seinen Wünschen und Bedürfnissen im Vordergrund. Der sterbende Mensch bestimmt, wie die Zeit verbracht wird.“

Einmal in der Woche kommen die Ehrenamtlichen für drei bis vier Stunden ins Hospiz, so auch Elke Hannen: „Ich möchte den Menschen vermitteln, dass der letzte Abschnitt in ihrem Leben auch noch gelebt werden will“, sagt sie. „Wir lachen gemeinsam, erzählen, singen und schauen auf alte Familienfotos. Es ist etwas Wunderbares zu erleben, wie sich in den Gesichtern unserer Gäste ein Lächeln ausbreitet.“

Natürlich ist die Arbeit mit todkranken Menschen auch psychisch belastend. Doch die mehr als 20 Ehrenamtlichen im stationären und ambulanten Hospizdienst sind über mehrere Monate auf ihre Aufgabe vorbereitet worden, bekommen Fortbildungen und Supervision und legen Wert auf den kollegialen Austausch – auch mit den festangestellten Fachkräften.

„Ohne die Ehrenamtlichen wären die Hospize heute nicht, was sie sind“, stellt Einrichtungsleiterin Andrea Wilgo klar. „Sie bringen ihre Professionen und neue Aspekte ein. Und sie stellen Fragen. Das hilft gegen Betriebsblindheit. Außerdem sind die Ehrenamtlichen nicht in die Pflegeroutine eingebunden. Und wenn ein Gast weiß, da kommt jemand extra meinetwegen – das hat einen besonderen Wert“, weiß Andrea Wilgo.

Sechs Millionen Menschen engagieren sich allein in Nordrhein-Westfalen ehrenamtlich und schaffen laut aktuellem Gutachten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Dortmund einen ökonomischen Wert von 12,5 Milliarden Euro. Allein in den Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe sind es mehrere hundert Ehrenamtliche, die als Grüne Damen, als Demenzbegleiter, in der Suppenküche oder in der Behindertenhilfe mitarbeiten.

„Natürlich nimmt man aus dem Hospiz einiges mit nach Hause. Die Erinnerungen an die Menschen bleiben und sind sehr wertvoll“, sagt Elke Hannen. „Und wenn ich mit einem Lächeln beschenkt werde, bin ich glücklich“, ergänzt Dagmar Grünastel.

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