(Foto: Contilia)
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Essen. Die Contilia Gruppe hat gestern Abend (13.1.) angekündigt, die Katholischen Kliniken Essen (KKE) GmbH (Marienhospital in Altenessen, das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg, Haus Berge in Bergeborbeck und das Philippusstift in Borbeck) nach rund eindreiviertel Jahren verkaufen zu wollen. Die Gesellschafter der KKE GmbH haben mit dem Projekt “Gesundheitsversorgung der Menschen im Essener Norden” einen zukunftsorientierten, fordernden und mutigen Weg zur Entwicklung einer modernen regionalen Versorgungsstruktur beschritten. Eine Entwicklungsinitiative ohne Unterstützung eines größeren Verbundes wäre aus Sicht der Contilia nun nicht möglich. Dazu Oberbürgermeister Thomas Kufen:

“Der gestern durch den Aufsichtsrat der Contilia GmbH geschlossene Beschluss überrascht sehr. Ich bedaure diese Entwicklung und die neu entstandene Unsicherheit. Die Katholischen Kliniken Essen GmbH leisten mit ihren Standorten Philippusstift, Marienhospital und St. Vincenz Krankenhaus die zentrale Gesundheitsversorgung im Essener Norden. Die Sicherung und Weiterentwicklung der krankenhäuslichen Versorgung im Essener Norden und Nordwesten hat absolute Priorität und ist mir ein besonderes Anliegen. Hier sehe ich die Geschäftsführung der Contilia GmbH in der Verantwortung. An den Plänen für einen Neubau in Altenessen sollte festgehalten werden, denn dieser bietet viele Chancen, nicht nur Arbeitsplätze zu sichern, sondern auch die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zu halten. Das muss auch nach einem möglichen Verkauf durch die Contilia GmbH so bleiben.”

Die Freien Demokraten im Essener Stadtrat nehmen die Verkaufspläne der Contilia Gruppe ob der zuletzt vorgelegten Umstrukturierungs- und Neubaupläne der Krankenhäuser im Essener Norden verwundert zur Kenntnis und sehen die zukünftige Versorgungstruktur als wichtigstes Ziel bei den Verkaufsverhandlungen. „Die Ankündigung seitens der Contilia, von den bisherigen Plänen abzurücken und die aufgezeigte Neuaufstellung der medizinischen Klinikversorgung per Verkauf in dritte Hände zu legen, hat uns durchaus überrascht“, sagt Petra Hermann, sozialpolitische Sprecherin der Essener FDP. „Nötig ist nun eine ganzheitliche Betrachtung der bedarfsgerechten Klinikangebote für den bevölkerungsstarken Essener Norden.“ Die Zukunft der alten Pfarrkirche St. Johann Baptist darf sich nach Auffassung der FDP-Fraktion nun nicht zu einer Endlosschleife entwickeln. „Hier ist das Bistum Essen gefragt, mit allen Beteiligten eine angemessene Grundsatzentscheidung zu treffen. Essen genießt als Gesundheitsstandort einen hervorragenden Ruf, dies müssen auch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort so empfinden“, sagt Hermann.

„Nach dieser Entwicklung müssen die städtischen Verantwortlichen nun zügig klären, ob die Stadt Essen den weiteren Prozess nur beobachten oder aktiv mitgestalten will“, bringt es Oliver Kern, SPD-Oberbürgermeisterkandidat, auf den Punkt. „Uns ist es lieber, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und als Stadt ernsthaft zu prüfen, ob eine Übernahme der Kliniken im Sinne der Essenerinnen und Essener machbar und sinnvoll ist. Gesundheit ist schließlich Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und darf nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden. Die schon seit Jahren angeprangerte ärztliche Unterversorgung im Essener Norden könnte man so wesentlich aktiver angehen. In vielen Städten sind Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft ganz normal. Vielleicht ist die Zeit in Essen gekommen, dieses Aufgabenfeld ein Stück weit wieder in die öffentliche Hand zurückzuführen.“

Dagegen erklärt Dirk Kalweit, stellvertretender Vorsitzender und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Die CDU-Fraktion ist sehr enttäuscht über die Entscheidung der Contilia GmbH, die Katholischen Kliniken Essen GmbH nach nicht einmal zwei Jahren wieder verkaufen zu wollen. Monatelang wurde gestritten, gerungen und verhandelt um das Neubauprojekt Marienhospital in Altenessen realisieren zu können. Die CDU-Fraktion geht davon aus, dass die Contilia GmbH ihrer sozialen Verantwortung gerecht wird und entsprechende Bedingungen an einen neuen Investor stellen wird. Wir erwarten, dass neben der gesundheitlichen Versorgung im Essener Norden auch die Arbeitsplätze in den betroffenen Krankenhäusern sichergestellt werden und das Neubauprojekt Marienhospital inklusive Kirchraum wie geplant umgesetzt werden kann. Die CDU-Fraktion fordert die bestmögliche Lösung, die nur mit einem erfahrenen Träger aus der Gesundheitsbranche gefunden werden kann. Jegliche Gedankenspiele zur Übernahme der Kliniken durch die Stadt sind aus Sicht der CDU-Fraktion absolut unüberlegt, finanziell hoch riskant und eher als Wahlkampfgetöse einzustufen, da die Stadt Essen über keinerlei Erfahrung in der Betreibung kommunaler Krankenhäuser verfügt.“

“Jetzt sehen wir die Stadt Essen und das Land NRW in der Pflicht. Sie müssen sich zügig in die weiteren Diskussionen einbringen und dabei unterstützen, schnell neue Eigentümer zu finden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Bürgerinnen und Bürger muss schnell Klarheit herrschen. Aus unserer Sicht sollte die Stadt Essen durchaus überlegen, selbst als Eigentümerin einzuspringen und Verantwortung zu übernehmen. Auch dabei muss das Land aktiv unterstützen”, mahnen die Essener SPD-Abgeordneten aus Landtag und Bundestag Dirk Heidenblut MdB, Arno Klare MdB, Britta Altenkamp MdL, Thomas Kutschaty MdL und Frank Müller MdL.

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