Rechtsanwalt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer beim Essener Unternehmensverband (EUV) (Foto: EUV)
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Essen. Kanders: „Staus schaden dem Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet.“

Wieder einmal Spitzenreiter, wieder einmal im negativen Sinne. „Die jüngste Staubilanz des ADAC bestätigt objektiv das, was man tagtäglich subjektiv auf unseren Straßen empfindet. Dass die A40 die Liste der stark belasteten Autobahnen anführt, überrascht kaum“, sagt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). Er sieht neben dem nervenzehrenden Zeitverlust für Berufspendler ein mindestens genauso großes Problem für die Wirtschaft: „Nicht nur Arbeitnehmer haben unter den Staus im Ruhrgebiet zu leiden, sondern auch die hier ansässigen Unternehmen. Da viele Güter hauptsächlich und zunehmend per LKW transportiert werden, muss die zügige Verkehrsführung in NRW und insbesondere im Ballungsraum Ruhrgebiet oberste Priorität bekommen“, fordert Kanders deshalb. „Einerseits erhöht die hervorragende Lage der Region im Herzen Europas die Attraktivität des Standorts für die Unternehmen. Aus Sicht der Wirtschaft beobachten wir aber mit großer Sorge, dass Staus die Erreichbarkeit von Gewerbegebieten, Logistikzentren und Handelsstandorten zunehmend erschweren und hohe volkwirtschaftliche Kosten verursachen“, kritisiert Kanders. Der Verband fordert deshalb, die vorhandenen Gelder zum Straßenausbau zügig und zielgerichtet einzusetzen. Weiter gilt es, das Baustellenmanagement zu verbessern und Bauzeiten zu verkürzen sowie die Alternativen wie den ÖPNV attraktiver zu machen.

„Trotz aller Verlagerungsbemühungen wird die Straße der Hauptverkehrsträger für den Güterverkehr bleiben. Die Region hat zudem eine starke Transitfunktion, mehr als die Hälfte der Gütertransporte enden nicht im Ruhrgebiet. Gegenwärtig werden 58 Prozent der Güterverkehrsleistungen mit Lastwagen erbracht. Schnellstmöglich Waren von A nach B zu bringen ist Basis moderner Wirtschaft und für Essener Unternehmen ein zentrales Anliegen“, meint der Hauptgeschäftsführer weiter.

Der Forderung des Verkehrsclubs nach mehr Home-Office-Möglichkeiten für Pendler widerspricht der Verband nicht, glaubt aber nicht, dass dadurch nennenswerte Entlastungen auf den Straßen entstehen. „Home Office, da wo möglich, wird von vielen Firmen bereits angeboten. Entscheidender wäre der Ausbau des ÖPNV in unserer Region inklusive deutlicher Preissenkungen. Solange ein Bahnticket für eine Strecke von Duisburg nach Essen teurer ist als eine entsprechende Tankfüllung, werden wir Pendler nicht zum Umsteigen bewegen“, weiß Kanders. Auch die Förderung des Radverkehrs – hier leisten viele Firmen durch das Angebot von Job-Bikes bereits ihren Beitrag – oder bessere Mitfahrzentralen können Entlastung bringen. „Es muss das erklärte Ziel aller Beteiligten sein, nicht erst in zehn Jahren von der Stau-Hitliste zu verschwinden“, schließt Kanders.

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