(Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof)
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Krefeld. Anlässlich des 75-jährigen Endes des Zweiten Weltkriegs in Krefeld hat Oberbürgermeister Frank Meyer in der Mediothek eine Ausstellung eröffnet. In einer anschließenden Gedenkstunde wurde an den Einmarsch der Amerikaner und die Befreiung der Stadt erinnert. Ende Februar/Anfang März 1945 rollte die Front über die Stadt. Die Alliierten versuchten, die Rheinbrücke einzunehmen, die jedoch von deutschen Truppen am 4. März zerstört wurde. Eine Arbeitsgruppe von interessierten Krefeldern hat sich das Jubiläum zum Anlass genommen, um an dieses Ereignis zu erinnern und neue Quellen für die Ausstellung zu sammeln. „Die Initiative kommt zur rechten Zeit: Denn gerade heute brauchen wir alle verfügbaren historischen Fakten, um sie jenen entgegen zu halten, die unsere Geschichte glätten, verharmlosen oder bewusst verfälschen möchten“, sagte der Oberbürgermeister bei der Gedenkstunde.

Mit dem Kriegsende und der Besatzung habe für die Krefelder nicht nur eine Zeit von Hoffnung und Erleichterung begonnen, sondern auch von neuen Sorgen und Entbehrungen. „So hat es mit Sicherheit eine Weile gedauert, bis der Tag der Befreiung wirklich von der breiten Masse als solcher empfunden wurde“, sagte Frank Meyer: „Heute feiern wir 75 Jahre Frieden in Krefeld“. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Olaf Richter, fasste in einem Vortrag die Ereignisse in Krefeld zusammen: Es wohnten noch 125 000 Menschen in der Stadt, rund 50 000 weniger als vor dem Krieg. „Vermehrt floh die Bevölkerung auf das Land“, so Richter. Die Schulen seien bereits im Oktober 1944 geschlossen worden. Luftangriffe der Alliierten wurden nun auch tagsüber geflogen. Die Geschosseinschläge der alliierten Artillerie hören die Krefelder am 28. Februar 1945 immer näher kommen.

Vom Süden rückt die US-Armee an die Stadt heran. Sie haben ein Ziel: die Rheinbrücke in Uerdingen. Seit Tagen strömen deutsche Soldaten auch zu der Flussquerung, um sich in das rechtsrheinische Gebiet abzusetzen. Die USamerikanischen Truppen stoßen am 2. März Straße für Straße in das Zentrum vor. Der Widerstand aus Volkssturm, Hitler-Jungen und versprengten Soldaten hält sich in Grenzen. An den Häusern hängen oft weiße Fahnen. Gegen 15 Uhr stehen die Sherman-Panzer am Hauptbahnhof, auf der Rheinstraße und dem Westwall. Die Krefelder Innenstadt wird am 3. März um 12 Uhr mittags offiziell als erobert erklärt. Den Wettlauf um die Uerdinger Rheinbrücke haben die US-Soldaten knapp verloren: Deutsche Soldaten konnten einen mit Munition beladenen Lkw auf der Brückenmitte platzieren. Dessen Explosion riss eine gewaltige Lücke. Mit der Zerstörung der Brücke endeten jedoch noch nicht die Gefechte. Wochenlang beschoss man sich von einem zum anderen Ufer.

Ralf Winters von der Krefelder Geschichtswerkstatt erinnerte in seinem Beitrag an die Situation der „Displaced Persons“ in der Stadt. Zum Abschluss der Gedenkstunde zitierten ehemalige Praktikanten der NS-Dokumentationsstelle und deren Leiterin, Sandra Franz, Auszüge aus Tagebüchern und Zeitzeugen-Interviews. Das Projekt der Zeitzeugen-Interviews wird wegen der großen Resonanz nach der Ausstellungseröffnung fortgeführt. Diese sollen auch in eine Publikation eingebunden werden, die im Laufe des Jahres veröffentlicht werden soll. Die Ausstellung in der Mediothek ist noch bis Ende März zu sehen. Neben Fotos sind historische Exponate der US-Soldaten in Vitrinen ausgestellt. Vor der Gedenkstunde fuhr ein kleiner Konvoi aus US-Militärjeeps teils mit Anhängern aus dem Zweiten Weltkrieg vom Rathaus über die Carl-Wilhelm-Straße zur Mediothek. Ein Jeep gehörte dem General George S. Patton (1885-1945), der bei der Ladung auf Sizilien und an der Küste der Normandie US-Truppen kommandierte.

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